Griechisch-Orthodoxe Metropolie feiert 50-jähriges Bestehen Rückgrat der griechischen Emigration

Die Griechisch-Orthodoxe Metropolie, die drittgrößte christliche Kirche Deutschlands, feiert am Dienstag ihr 50-jähriges Bestehen. 1978 baute sie die Agia-Trias-Kirche in Beuel. Mit Metropolit Augoustinos sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 In vollem Ornat leitet Metropolit Augoustinos im Juni 2012 Feierlichkeiten in der prachtvollen Bonner Agia Trias Kirche in Limperich.

In vollem Ornat leitet Metropolit Augoustinos im Juni 2012 Feierlichkeiten in der prachtvollen Bonner Agia Trias Kirche in Limperich.

Foto: Barbara Frommann

Sie feiern 50 Jahre Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland: Wie ist die Entwicklung verlaufen?Metropolit Augoustinos: Nach einer notwendigerweise von Improvisation geprägten Anfangsphase begann in den 70er Jahren eine Phase planmäßiger Konsolidierung, die jetzt im Wesentlichen zum Abschluss gekommen ist. Sie umfasst drei Sektoren: die Organisation der Gemeinden, die Organisation des Klerus und die Positionierung der Metropolie in Staat und Gesellschaft Deutschlands. Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Entstehung der Metropolie war eine creatio ex nihilo, gelang also aus dem Nichts mit Hilfe vieler tausender Menschen, Griechen und Deutscher. Heute ist die Metropolie durch und durch organisiert.

Und groß sind bundesweit Ihre Gemeinden? Wer sind die Mitglieder?
Metropolit Augoustinos: Es gibt etwa 60 Kirchengemeinden, aber sie haben jeweils noch zwei oder drei Filialen, so dass die Zahl der Gottesdienststätten insgesamt bei 200 liegt. Die Gesamtzahl der Gläubigen lag lange Zeit bei 400.000. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat dazu geführt, dass seit drei Jahren neue Einwanderer aus Griechenland zuströmen, und zwar jährlich mehr als 20 000. Dazu kommen Gläubige aus vielen anderen Nationen. Die Metropolie betrachtet sich nicht als Sprengel einer Nationalkirche - sie untersteht ja dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Nach ihrem Selbstverständnis ist die orthodoxe Kirche eine Kirche, die in lokalen und nicht-nationalen Kirchen organisiert wird.

Sie setzen sich seit Jahrzehnten für ausländische Arbeitnehmer in Deutschland ein. Was bedeuten die orthodoxen Gemeinden für diese Menschen?
Metropolit Augoustinos: Die Metropolie war und ist das Rückgrat der griechischen Emigration in Deutschland. Ohne unsere Kirchengemeinden wäre die Integration unserer Menschen in die hiesige Gesellschaft, die als sehr gelungen erachtet werden kann, nicht denkbar.

Was ist eigentlich anders in dieser dritten christlichen Konfession als bei den Katholiken und den Protestanten? Was heißt demzufolge orthodoxes Christsein heute?
Metropolit Augoustinos: Die Orthodoxie hat die Kontinuität mit der Alten Kirche in Theologie und Praxis bis heute ungebrochen bewahrt. Der Glaube und die Struktur der Kirche sind durch die vielen Jahrhunderte gleich geblieben. Wir hatten weder ein Reformpapsttum noch je eine "Reformation an Haupt und Gliedern". Auch heute versuchen wir, der Urkirche treu zu bleiben. Das Glaubensgut unserer Väter darf bei uns in den Kirchengemeinden nicht in Vergessenheit geraten.

Wie steht es mit der Ökumene heute in Deutschland?
Metropolit Augoustinos: Die Begeisterung des Anfangs nach den schrecklichen Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs ist verflogen. Es ist die Zeit der Revision nach den vielen Dialogen, um neu zu sehen, was Substanz hat und was uns trägt und weiterbringt. Wir sind alle etwas nüchterner geworden. Aber das bedeutet keinesfalls, dass wir einer ökumenischen Eiszeit entgegengingen.

Und wie steht es mit dem Dialog der Metropolie mit dem Islam?
Metropolit Augoustinos: Der Dialog der Orthodoxie mit dem Islam war für viele Jahrhunderte ein Dialog des Lebens, da orthodoxe Christen und Muslime vielerorts zusammenlebten. Das Ökumenische Patriarchat, unsere Mutterkirche, führt diesen Dialog auf internationaler Ebene. Hier in Deutschland arbeiten wir auch in diesem Punkt mit den anderen Kirchen im Rahmen des Bundes der ACK zusammen.

Sie sind auch Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.
Metropolit Augoustinos: Zu dieser Bischofskonferenz, die seit dem Jahr 2011 besteht, gehören die Bischöfe aller in Deutschland durch Gemeinden vertretenen orthodoxen Diözesen. Die Zusammenarbeit ist zufriedenstellend.

Man kann auch an der Bonner Universität Veranstaltungen über orthodoxe Theologie besuchen. Wo werden aber Ihre Priester ausgebildet?
Metropolit Augoustinos: Wir versuchen, sie an der kleinen orthodoxen Universitätsfakultät in München auszubilden. Selbstverständlich sind dennoch viele unserer Priester Absolventen ausländischer Fakultäten.

Sie kommen gerade vom Eucharistischen Kongress der Katholiken in Köln zurück. Was hat Sie beeindruckt?
Metropolit Augoustinos: Aus Zeitmangel war ich nur bei der Ökumenischen Vesper. Der Dom war voll, ein Zeichen, dass die Ökumene noch lebt.

Zur Person

Metropolit Augoustinos, bürgerlich Augoustinos Lambardakis, 75, steht seit 1980 der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa vor. In Griechenland geboren, studierte er auch bei Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., Theologie. 1964 wurde er in Bonn zum Priester geweiht. Der Metropolit ist Ehrendoktor der Katholisch-Theologischen Fakultät Bonn und seit 2006 Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.

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