Renaturierung in Hardtberg Bachfreunde kritisieren Uferpflege am Lengsdorfer Bach

Lengsdorf · Im vergangenen Jahr hat die Renaturierung am Lengsdorfer Bach begonnen. Kritik äußern nun die Mitglieder der Lengsdorfer Bachfreunde. Sie wünschen sich eine bessere Pflege der Pflanzen im Uferbereich.

 Immer links steht Fritz Rost, daneben Reinhard Süß. Den menschenleeren Aufmacher dürfte man durchaus als "Biotop in der Stadt" bezeichnen.

Immer links steht Fritz Rost, daneben Reinhard Süß. Den menschenleeren Aufmacher dürfte man durchaus als "Biotop in der Stadt" bezeichnen.

Foto: Stefan Hermes

Wenn redensartlich gesagt wird, dass Gras über eine Sache gewachsen ist, dann soll das so viel bedeuten wie, alles ist wieder gut. Ginge es tatsächlich um das Gras, was am Bachufer des Lengsdorfer Bachs wieder sprießt, müsste auch alles bestens sein. Doch dem ist nicht so. Die Lengsdorfer Bachfreunde werden sich mit ihren Beobachtungen in Kürze an das zuständige Bonner Tiefbauamt wenden.

Nicht zuletzt, um ihre seit 2006 bestehende Patenschaft für den Bachlauf zu verlängern. Der Bach tritt an der Ohligsmühle aus seiner Verrohrung und verläuft über 400 Meter – nun renaturiert – bis zur Autobahn, um dann zum Endenicher Bach zu werden.

Bei der im vergangenen Jahr begonnenen Renaturierung wurde das linksseitige Ufer weiträumig abgegraben, um dem vormals tief eingeschnittenen Bach auf der – der Wohnbebauung gegenüberliegenden Seite – das steile Ufer zu nehmen und eine nun nur noch leicht ansteigende breite Retentionsfläche entstehen zu lassen. Im Falle eines Hochwassers kann sich dort nun der Bach in die Landschaft ausdehnen. Das hilft, das Überschwemmungsrisiko der Siedlungsgebiete zu verhindern.

Als die Stadt im März des vergangenen Jahres – ohne die Anwohner von den Arbeiten zu informieren – mit großem Gerät die bis zu 60 Jahre alten Bäume fällte, war der Aufschrei groß. Wie man von Renaturierung sprechen könne, wenn man dabei die Natur zerstöre, hieß es damals. Inzwischen hat sich weitgehend die Erkenntnis durchgesetzt, dass Landschaftsplanung ein Generationenprojekt ist. Nicht jede Maßnahme erschließt sich in ihrer Sinnhaftigkeit sofort. „Das sieht für Außenstehende massiv aus, aber man muss das im Zusammenhang mit der Gesamtplanung sehen“, sagte der Agrarwissenschaftler und Bachfreund Matthias Schindler seinerzeit dem GA.

Dem radikalen Kahlschlag folgte eine Neubepflanzung, die von ihrer Anlage her ein Refugium für Flora, Fauna und Anwohner bedeuten könnte. Dass sie nun erneut den Unmut der Initiative rund um den Lengsdorfer Bach auf sich zieht, liegt an der offenbar mangelnden Pflege des Neubestands. „Solche Bäume“, sagt der ehemalige Landschaftsgartenmeister Fritz Rost (83) und zeigt auf die rund sechs bis sieben Meter hohen neu gesetzten Hainbuchen, Eichen, Erlen und Eschen, „kosten etwa 500 Euro und müssen gepflegt werden.“ Nach seinen Beobachtungen kommt jedoch nur ein bis zweimal im Monat ein Bewässerungsfahrzeug des damit beauftragten Landschaftsbauers. „Jetzt sterben die Bäume in der Krone ab und bilden am unteren Stamm neue Triebe, was keiner möchte“, so Rost.

Eigentlich ist er – mit Blick auf die blühende Wiesenlandschaft – mit den städtischen Planungen und Ausführungen zufrieden. Auch die Forderung der Bachfreunde, zu deren Gründung Rost vor über 30 Jahren beigetragen hatte, den Lengsdorfer Bach mit einem entlang laufenden Fußweg erlebbar zu machen, scheint weitgehend erfüllt. Nur noch ein Landschaftseigner weigere sich seinen Flusszugang öffentlich zu machen und der Stadt ein Nutzungsrecht einzuräumen. Somit ist der Weg entlang des Baches bis heute noch für etwa 80 Meter unterbrochen.

Da die Stadt für die Baumaßnahmen im oberen Bereich des Bachlaufs auch dieses Grundstück für eine begrenzte Zeit befahren durfte, hat sich dort jedoch ein – anscheinend auch für den Grundstückbesitzer willkommener – Weg gebildet, der trotz Verbotsschilds seinen Zweck als Verbindungsstück zu den Streuobstwiesen, die von den Bachfreunden ebenfalls gepflegt werden, zu erfüllen scheint. Für einen weiteren viel genutzten Weg, der eine fußläufige Abkürzung zwischen der Lengsdorfer Hauptstraße und An der Ohligsmühle bildet, wünschte sich Rost ebenfalls einen naturgerechten Ausbau: „Schotter ist gut, damit hier keine Rennstrecke für Radfahrer oder Auslaufstrecke für Hunde entsteht.“

Darum ist er auch froh, dass die Bachwiesen inzwischen einen dichten Distelbewuchs aufweist, der Hunde davon abhält, ihre Exkremente dort zu hinterlassen. Hier bahnen sich zudem Kinder den Weg ans Wasser, was Rost als „erfreulich“ bezeichnet.

Ein Meer von weißen Blütenständen der Wilden Möhre überragt die bunte Hochstaudenflora, in der es bereits lebhaft brummt und summt. Zudem entwickeln sich auch die Unterpflanzen mit diversen Gräsern und vielem Weißklee prächtig. Hier ist es ein Wunsch von Rost, den er über den Verein der Bachfreunde an die Stadt herantragen möchte, dass die Wiesenlandschaft erst frühestens im Frühjahr 2021 gemäht wird, da sich dort bereits zahlreiche wild wachsende Bachweiden entwickelt haben. „Eine bittere Pille“, sei nur noch der Zustand der Baum- und Strauchbepflanzungen, schreibt Rost in seinem Entwurf an den Vereinsvorstand.

Neben den in der Krone vertrockneten Hochstämmen gebe es auch viele Sträucher wie Holunder, Hartriegel und Schlehen, die bereits vertrocknet sind. Gut angewachsen seien vor allem die Rosa canina, die wild wachsende Hunds- oder Heckenrose. Bei einer bevorstehenden Abnahme der Neupflanzung durch die Stadt müsse eine entsprechend erforderliche Ersatzpflanzung gefordert werden, so Rost. Seiner Einschätzung nach würden die Sträucher nur um die zwei Euro kosten, „das heißt, dass es für den Landschaftsbauer günstiger ist, neue zu pflanzen, als zweimal die Woche einen Lkw zur Bewässerung raus zu schicken.“

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