Nur leichte Schäden im Stadtgebiet Sturm „Ylenia“ fegt über Bonner Talkessel hinweg

Bonn · Viele Einsätze, aber keine schweren Schäden: „Ylenia“ fasst die Bundesstadt bislang nicht allzu grob an. Besonders das Einsammeln von herumfliegendem Altpapier in der Innenstadt fordert die Mitarbeiter von Bonnorange.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes blicken auf ein Haus an der Kaiserstraße, an dem sich Fassadenteile gelöst hatten. Eine Fachfirma mit Hebebühne kümmerte sich um die Sicherung.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes blicken auf ein Haus an der Kaiserstraße, an dem sich Fassadenteile gelöst hatten. Eine Fachfirma mit Hebebühne kümmerte sich um die Sicherung.

Foto: Benjamin Westhoff

Auch wenn aus Südwesten Böen mit Windstärke sieben über die Bundesstadt hinwegfegten: Verglichen mit der Lage in anderen Regionen hat das Sturmtief Ylenia die Bonner bis Donnerstag weitgehend verschont. Zwar musste die Feuerwehr immer wieder ausrücken, die Schwere ihrer Einsätze hielt sich dabei jedoch in Grenzen. „Die Bonner Tallage hält bei Südwestwind größere Böen ab, die hoch über Bonn hinwegfegen“, sagt Klaus Kosack, der sich seit Jahren statistisch mit den Bonner Wetterdaten auseinandersetzt.

Die bislang bedrohlichste Situation im Stadtgebiet hatte es bereits am Mittwoch an der Röttgener Straße in Ippendorf gegeben, wo ein baufälliges Haus eingerissen werden musste. In der Nacht zu Donnerstag blies der Sturm dann zwar weiterhin durch die Bonner Straßen. Bei gut zwei Dutzend Einsätzen, die die Bonner Berufsfeuerwehr am Morgen meldete, waren aber keine größeren Sach- oder Personenschäden zu verzeichnen gewesen. Sicherheitshalber hatte die Leitstelle die Freiwilligen Feuerwehren aus Beuel, Bad Godesberg und Lengsdorf in Bereitschaft versetzt, um die Berufsfeuerwehr zu unterstützen. Umgekippte Bäume und Bauzäune, Äste auf Straßen und lose Dachteile waren mehrheitlich auch die Anlässe für die zahlreichen Einsätze, zu denen der Stadtordnungsdienst zur Hilfe gerufen wurde.

Derlestraße mehrere Stunden gesperrt

So beispielsweise in der Derlestraße in Duisdorf, wo mehrere Bäume auf die Fahrbahn zu stürzen drohten. Die Stadt ließ die Straße für einige Stunden sperren, um die Bäume zu fällen. Für die Dauer der Arbeiten wurde der Verkehr zum Helios-Klinikum umgeleitet. Auch in der Kaiserstraße wartete Arbeit: An der Einmündung der Fritz-Tillmann-Straße waren Fassadenteile eines Wohnhauses auf den Gehweg gefallen, der daraufhin gesperrt wurde. Ein Unternehmen mit Hebebühne sicherte die Fassade.

Auf die beiden Einsätze in Derle- und Kaiserstraße beschränkten sich bis Donnerstagabend auch die Einschränkungen im Personennahverkehr, weil die Busse der Stadtwerke in beiden Fällen ebenfalls mehrere Stunden lang eine Umleitung fahren mussten. Man bleibe wachsam und reagiere situativ, so eine SWB-Sprecherin am Nachmittag.

Birke stürzt auf Terrasse in Lengsdorf

Nichts anderes blieb auch Anwohnern der Straße „Im Ellig“ in Lengsdorf übrig, deren Hausdach eine umgestürzte Birke leicht beschädigt hatte. Der gut 50 Jahre alte und entsprechend große Baum landete auf der Terrasse des Hauses, wo zudem ein Zaun und ein Grillkamin in Mitleidenschaft gerieten. Er habe bereits mit seiner Versicherung gesprochen und sei froh, dass nicht Schlimmeres passiert ist, sagte der Hauseigentümer am Vormittag dem General-Anzeiger. Mit Schwierigkeiten rechne er nun allerdings dabei, zeitnah die nötigen Handwerker beauftragen zu können. Mit einer gewissen Sorge blicke er auf eine weitere Birke auf seinem Grundstück. Weil sie nahe der Straße steht, wolle er jetzt mit der Stadt erörtern, ob man sie sicherheitshalber fällen soll.

In der Innenstadt hatten es die Mitarbeiter der Wache Gabi mit abgerissenen Fahnen auf der Kennedybrücke und an einem Baugerüst an der Maximilianstraße zu tun. Auf dem Ippendorfer Sportplatz wurde ein Flutlichtmast umgeweht, an den Theaterwerkstätten in Beuel nahm das Dach eines Lagers Schaden, und am Wildgehege auf der Waldau musste ein Zaun gerichtet werden, nachdem drei Bäume darauf gestürzt waren.

Alle Beerdigungen für Samstag abgesagt

Ansonsten fiel in Bonn vor allem Müll aus umgefallenen Tonnen auf, den der Wind derzeit munter durch die Straßen weht. Auch hatten viele Anwohner im Stadtbezirk Bonn noch am Mittwochabend Altpapier zur Abfuhr bereitgestellt, das vielerorts zum leichten Spiel der Naturgewalten wurde. Bonnorange meldete am Donnerstag, ihre Mitarbeiter hätten bereits mit der mühsamen Reinigung der Innenstadt begonnen. Ansonsten fänden die turnusgemäßen Abfuhren weiterhin planmäßig statt, sagte Bonnorange-Sprecher Jérôme Lefèvre und ergänzte: „Wir haben am Wochenende grundsätzlich eine Rufbereitschaft eingerichtet, die natürlich auch dann tätig wird, wenn wir aufgrund des Unwetters benötigt werden.“ Vorerst soll es bei der stürmischen Großwetterlage bleiben, besonders ab Freitagnachmittag wird erneut mit schweren Sturmböen in Bonn gerechnet. Die Stadt appelliert deshalb an alle Bonner, sich möglichst nicht im Freien und in der Umgebung von Bäumen aufzuhalten. Obwohl auf den Bonner Friedhöfen bislang keine nennenswerten Sturmschäden festgestellt wurden, sagte die Stadt für den Samstag sicherheitshalber alle Beerdigungen ab.

Stadtordnungsdienst, Wache Gabi und Feuerwehr sind vorbereitet. Hinweise auf Gefahrenstellen nehmen die Leitstelle des Stadtordnungsdienstes unter ☎ 0228/773333 oder die Feuerwehr unter Notruf ☎ 112 entgegen. Bei erhöhtem Anrufaufkommen wird laut Stadt zusätzlich das Bürgertelefon der Feuerwehr unter ☎ 0228/717171 freigeschaltet.

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