Betrug schlägt fehl „Logistiker“ von Bande falscher Polizisten vor Gericht

Bonn · Ein 25-jähriger Mann aus Köln muss sich seit Donnerstag wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs vor dem Landgericht verantworten. Der Anruf bei einer Beueler Polizeibeamtin wird ihm zum Verhängnis.

 Das Landgericht in Bonn.

Das Landgericht in Bonn.

Foto: dpa/Oliver Berg

Immer wieder werden im Zusammenhang mit der Betrugsmasche der „falschen Polizisten“ nur die sogenannten „Läufer“ gefasst: Seit diesem Donnerstagmittag muss sich aber auch einmal ein mutmaßlicher sogenannter „Logistiker“ vor der 1. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht verantworten. Dem 25-jährigen Kölner wird die Beteiligung an insgesamt elf, zum Teil auch erfolglosen Fällen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs in der Domstadt, in Bonn und in Wachtberg vorgeworfen. Der „Logistiker“ darf in der Hierarchie derartiger Banden als höher angesiedelt gelten.

Das Betrugsmodell ist in seinen diversen Ausprägungen entweder als „Polizisten-“ oder auch „Enkeltrick“ bekannt. Gemeinsam ist diesen meist von international organisierten Banden organisierten Betrügereien am Telefon: Die in den allermeisten Fällen betagten Opfer sollen mit beim ersten Hinhören hanebüchen klingenden Geschichten dazu gebracht werden, den Betrügern freiwillig ihre Wertsachen zu übergeben. Im vorliegenden Fall geht es um eine Bande, die aus der Türkei heraus die psychologisch anspruchsvollen Anrufe durchgeführt haben soll.

Beteiligte treffen Absprache zu Prozessbeginn

Die Personen am kriminellen Ende der Leitung werden im Szene-Jargon „Keiler“ genannt und stehen in der Hierarchie am Höchsten. Sie stehen in Deutschland so gut wie nie vor Gericht, da die hiesigen Beteiligten ihre Chefs nicht verraten. So auch in diesem Fall, in dem die Verfahrensbeteiligten direkt zu Beginn eine Verständigung trafen: Gegen ein vollständiges Geständnis darf der Angeklagte mit einer Freiheitsstrafe von maximal vier Jahren und neun Monaten rechnen.

Als „Logistiker“ bildete der 25-Jährige die Schnittstelle zwischen den „Läufern“, sprich den Abholern vor Ort, und den Hintermännern in der Türkei. Für seine Beteiligung an einem der nun angeklagten elf Fälle ist ein seinerzeit beteiligter „Läufer“ bereits vor Jahresfrist verurteilt worden. Er sitzt derzeit eine mehr als siebenjährige Haftstrafe ab, das Strafmaß umfasst aber noch weitere Straftaten aus einer vorausgegangenen Verurteilung.

Polizeibeamtin geht zum Schein auf Anruf ein

Sowohl dem „Läufer“ als auch dem nun angeklagten Mann wurde ein Anruf bei einer Beueler Polizeibeamtin zum Verhängnis: Die Auswahl ihrer Opfer treffen die Anrufer nämlich meist anhand von Vornamen, die sie im Telefonbuch finden. Aber nicht jeder Mensch, dessen Name „altmodisch“ klingt, ist auch bereits im Rentenalter. So riefen die Betrüger offenbar auch die Beueler Beamtin an, die zum Schein mitspielte.

24.000 Euro und Schmuck sollte die Frau in einer Tüte verpackt übergeben. Sie spielte den Anrufern aber zudem noch Sorge um ihr Erspartes auf dem Konto vor – gemeinsam vereinbarte man, das Geld sicherheitshalber abzuheben. Ein Vorgehen, das den Anrufern eine deutlich höhere Beute versprach, den Ermittlern aber die notwendige Zeit gab, „Läufer“ und „Logistiker“ zu observieren. Ersterer wurde noch vor Ort verhaftet, der nun Angeklagte ging den Ermittlern dann auf der Fahrt ins Ruhrgebiet ins Netz.

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