Graffitti im öffentlichen Raum Künstlerinnen verschönern Stromkästen in Auerberg

Auerberg · Der Ortsausschuss Auerberg hatte die Verschönerungsaktion der Stromkästen angestoßen. Trotz bürokratischer Hürden ist das Projekt schon weit fortgeschritten.

 Grüne Leuchtpunkte in Auerberg: Anna Thinius, Hildegard Ameln-Haffke und Gert-Michael Schwaegermann vor einem gestalteten Stromkasten.

Grüne Leuchtpunkte in Auerberg: Anna Thinius, Hildegard Ameln-Haffke und Gert-Michael Schwaegermann vor einem gestalteten Stromkasten.

Foto: Silke Meny

Was haben ein Vogelhäuschen an der Pariser Straße, ein Hortensienbusch in der Auerberger Mitte und Sonnenblumen an der Kopenhagener Straße gemeinsam? Sie machen hässliche graue Stromkästen schön. Das ist den Künstlerinnen Hildegard Ameln-Haffke und Anna Thinius zu verdanken, die auf Initiative des Ortsausschusses Auerberg tätig wurden. „Wir versuchen als Ortsausschuss alles Mögliche, um unseren Stadtteil zu verschönern. Warum nicht auch die Stromkästen?“, begründet der Ortsausschuss-Vorsitzende Gert-Michael Schwaegermann die Idee, „die Kästen sind besonders hässlich und oft mit Tags beschmiert; man mag kaum hinschauen beim Vorübergehen.“

15 Stromkästen in drei Wochen

Ameln-Haffke und Thinius haben innerhalb von drei Wochen insgesamt 15 Stromkästen im Stadtteil bemalt. Mit Motiven, die – so die Vorgabe – Jung und Alt ansprechen sollen und Auerbergs Wohlfühlfaktor, das viele Grün, widerspiegeln sollen. Leuchtpunkte sollten die Stromkästen werden, die das Augenmerk auf sich ziehen und gleichermaßen malerisch so an ihre Umgebung angepasst sind, dass sie darin verschwinden.

Und Leuchtpunkte sind sie geworden – finanziell möglich gemacht durch 3000 Euro aus dem Quartiersfonds. Der bürokratische Aufwand, die Stromkästen überhaupt gestalten zu dürfen, war hoch. „Die Kästen haben acht verschiedene Eigentümer. Wir mussten Genehmigungen einholen, Malvorlagen einreichen und bei einem Eigentümer sogar einen sechsseitigen Vertrag unterzeichnen. Ich habe sicher bis zu 80 Mails geschrieben“, berichtet Schwaegermann. Umso beachtenswerter ist, dass von der Idee bis zur Umsetzung nur ein halbes Jahr vergangen ist.

Die Suche nach Künstlern für die Verschönerungsaktion erfolgte in der Stadtteilzeitung „Dat Blättche“. Selbst gemeldet hat sich keine der beiden Künstlerinnen. Hildegard Ameln-Haffke wurde ebenso vorgeschlagen wie Anna Thinius. Beide sagten gerne zu. „Ich bin seit anderthalb Jahren im Ruhestand, und mir war pandemiebedingt etwas langweilig. Da male ich halt mal wieder, dachte ich“, sagt die Kunsttherapeutin, die auch 27 Jahre den Kunstkreis Auerberg geleitet hat.

Die Designerin und Malerin Anna Thinius ist viel mit Kunstprojekten in Tannenbusch tätig und hat auch in Auerberg schon Veranstaltungen im Quatiersmanagement angeboten, zum Beispiel zuletzt den Kreide-Malworkshop. „Die Resonanz auf unsere Arbeit an den Stromkästen war ausschließlich positiv, die Kinder fanden es toll, die Älteren haben ein Schwätzchen gehalten“,erzählt Thinius. „Es war zwar nicht immer ein entspanntes Arbeiten, es war laut und heiß, teils saß ich halb auf der Straße. Aber es wurden uns ein Sonnenschirm und Erfrischungsgetränke gebracht. Viele Leute, die vorbeikamen, haben für unseren Einsatz gedankt. Anwohner zum Beispiel dafür, dass ich auch die Rückseite der Kästen bemalt und so ihre Aussicht von der Wohnung aus verschönert habe“, sagt Ameln-Haffke.

Blick über den Rhein an der Pariser Straße

Zum Beispiel an der Ecke Pariser Straße/Londoner Straße: Da gibt es jetzt den Blick vom Heiligenhäuschen über den Rhein Richtung Siebengebirge rundherum auf direkt drei Stromkästen nebeneinander. Kinder lieben die Katze, die vor der weißen Parkbank an einem anderen Stromkasten auf der Pariser Straße ihr Plätzchen gefunden hat. Zugreifen wollte auch schon manch ein Passant am vermeintlichen Bücherschrank, der nahe der Stadtteilbücherei einen einstmals grauen Kasten ziert. Und die Bernhardschule, deren Logo Sonnenblumen zieren, hat nun einen mit ebendiesen Blumen geschmückten Kasten vor den Schulgebäuden stehen.

Beim Rundgang zu all diesen verschiedenen schmucken Stromkästen kann Hildegard Ameln-Haffke nicht anders: Sie muss den E-Roller, der so nah, zu nah neben „ihrem“ Hortensien-Strommasten steht, ein Stückchen wegrücken. „Das tut mir in der Seele weh, wenn ich das sehe. Wenn der Roller kippt, sind direkt Kratzer im Bild“, sagt sie. Sie hofft wie alle anderen Beteiligten, dass die neuen Kunstwerke das Auge der Betrachter möglichst lange erfreuen.

Alle bemalten Stromkästen sind auf der Homepage des Ortsausschusses unter www.bonn-auerberg.de zu sehen.

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