Mehr Geflüchtete in Bonn Stadt baut Gewerbehalle zum Notquartier um

Bonn · Die Stadt Bonn richtet in einer Gewerbehalle in Beuel ein Notquartier für Flüchtlinge und Obdachlose ein. Landesweit sind die Kapazitäten nahezu erschöpft. Man rechnet damit, dass im Winter noch mehr Menschen Zuflucht suchen.

Bonn: Stadt baut Gewerbehalle für Geflüchtete um
Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn baut bis Weihnachten eine Gewerbehalle an der Maarstraße in Beuel zu einem Notquartier für Geflüchtete und Obdachlose um. Damit will man sich darauf vorbereiten, dass durch den kalten Winter mehr Menschen Zuflucht suchen. Generell sind die Flüchtlingszahlen derzeit sehr hoch, wie die Bezirksregierung Arnsberg bestätigt. Auch die Erstaufnahmeeinrichtung in der Ermekeilkaserne ist fast voll belegt, von den 600 Plätzen sind nur noch 32 frei. „Auch wenn eine seriöse Prognose, wie viele Menschen in den nächsten Wintermonaten zu uns kommen, nicht möglich ist, wird weiterhin Vorsorge getroffen“, teilt ein Sprecher des NRW-Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration mit.

Die Stadtverwaltung hatte die Gewerbehalle bereits gegen Ende der Fluchtbewegungen in den Jahren 2015 und 2016 angemietet und vorbereitet. Damals blieb sie aber leer. Seither dient die Halle als Lagerfläche, unter anderem für Möbel aus der Beethovenhalle. Das ist auch der Grund, warum sie nur zur Hälfte als Unterkunft genutzt werden soll. Auf dem Gelände werden erneut mehrere Sanitärcontainer aufgestellt. Das Notquartier soll Platz für 150 bis 200 Menschen bieten.

„Winter stellt uns vor besondere Herausforderungen“

„Der Winter stellt uns vor besondere Herausforderungen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass in den kommenden Wochen und Monaten mehr Menschen bei uns Zuflucht suchen werden – nicht nur aus der Ukraine", sagt Sozialdezernentin Carolin Krause. Die städtischen Unterkünfte seien aktuell fast vollständig belegt, zudem weise die Bezirksregierung Arnsberg der Stadt Bonn zwischenzeitlich wieder geflüchtete Menschen zu. Die Gewerbehalle, die wahrscheinlich durch das Deutsche Rote Kreuz betreut werden soll, wird auch als Notquartier für Bedürftige dienen. „Dort werden in kalten Nächten auch obdachlose Personen unterkommen können“, so die Sozialdezernentin.

Das DRK betreut derzeit vier Unterkünfte in der Stadt, wie der Präsident des Kreisverbandes Bonn, Georg Fenninger, erläutert. „Dort haben wir derzeit keine Probleme, das Personal zu besetzen“, sagt er. Wenn weitere Einrichtungen hinzukämen, müsse man mehr Mitarbeiter finden.

Stadt will keine Turnhallen belegen

Mit dem Umbau der Gewerbehalle versucht die Stadt zu verhindern, dass andere Gebäude wie Turnhallen umfunktioniert werden müssen. Laut Stadtsprecherin Barbara Löcherbach handele es sich bewusst um ein Notquartier, weil man die Menschen anders unterbringen wolle. „Aufgrund des Kriegs in der Ukraine weiß keiner, wie viele Menschen zu uns kommen werden“, sagt sie. Der Bund und das Land gäben aber Hinweise, dass man aufgrund des Wintereinbruchs mit mehr Geflüchteten zu rechnen habe. Bonn hatte lange Zeit eine vergleichsweise hohe Aufnahmequote, weshalb keine neuen Flüchtlinge seitens der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen wurden. Mittlerweile haben andere Kommunen aufgeholt, weshalb auch Bonn wieder einspringen muss.

Geflüchtete werden in Erstaufnahmeeinrichtungen registriert und landen dann über einen Verteilschlüssel in den Kommunen. Was die ukrainischen Flüchtlinge angeht, sei laut der Bezirksregierung Arnsberg die Situation nicht schlimmer wie im Sommer, als viele Menschen direkt in den Kommunen ankamen. „Die meisten gelangen nun zentral über die Aufnahmeeinrichtung in Bochum ins System“, sagt Sprecher Christoph Söbbeler.

Kapazitäten für die Weihnachtspause schaffen

Um den städtischen Mitarbeitern in den Kommunen über Weihnachten und Neujahr eine Pause zu ermöglichen, würden nun Kapazitäten in den Landeseinrichtungen freigeräumt, weshalb es aktuell zu mehr Zuweisungen komme. „Dadurch haben für die Zeit zwischen dem 22. Dezember und 3. Januar einen Puffer, mit dem wir mehr Menschen auffangen können“, erklärt Söbbeler. Er weist zudem darauf hin, dass der Zustrom derzeit schon sehr hoch sei und die Zahlen der vergangenen Jahre bei Weitem übertreffe. Allerdings funktioniere die Organisation deutlich besser. „Die Belastung ist extrem groß, aber die Kommunen stellen sich extrem konsequent der Situation.“

Neben der Einrichtung des Notquartiers in Beuel arbeitet die Stadtverwaltung weiter daran, zusätzliche Unterkünfte zu akquirieren und herzurichten. Die ehemalige Polizeiwache an der Bad Godesberger Zeppelinstraße soll ab Januar rund 60 Plätze bieten. Darüber hinaus werden zwei weitere Wohn-Containeranlagen im Stadtgebiet geplant. Die Anlage in der Straße Am Herz-Jesu-Kloster in Pützchen/Bechlinghoven mit 84 Plätzen wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 fertiggestellt. Eine weitere Anlage wird In der Raste in Dottendorf geplant.

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