Deutschlandweiter Wettbewerb Bonner Medizinstudierende organisieren Blutspende-Marathon

Bonn · Nach der Premiere im vergangenen Jahr nimmt die UKB auch am zweiten deutschlandweiten Blutspende-Marathon teil. An 16 Standorten wird um die Wette gespendet. Erfunden wurde der Wettbewerb von einem Bonner.

 Die Bonner Organisatorin von "Medisspendenblut" Luisa Langkamp begleitet Medizin-Studentin Sabrina Schmidt bei ihrer Spende in der UKB.

Die Bonner Organisatorin von "Medisspendenblut" Luisa Langkamp begleitet Medizin-Studentin Sabrina Schmidt bei ihrer Spende in der UKB.

Foto: Marco Rauch

Am Montag ging es los: Noch bis zum 4. Juni können alle Bürgerinnen und Bürger an der Universitätsklinik Bonn im Rahmen des Wettbewerbs „Medisspendenblut“ mithelfen. Ins Leben gerufen hat diese Aktion Leonard Richter, der in Marburg studiert und ursprünglich aus Bonn kommt. Er hat Medizin-Fachschaften an zahlreichen deutschen Hochschulen kontaktiert und um die Organisation des Wettbewerbs gebeten, um möglichst viele Spender zu mobilisieren und somit Leben zu retten. „Die Idee zum Wettbewerb ist mir vergangenes Jahr im Rahmen der sich zuspitzenden Pandemie und dem damit einhergehenden massiven Blutkonservenmangel gekommen“, sagt der 24-Jährige. Schon seit Jahren sei die Zahl der Spender stark rückläufig.

Dabei steige auch der Altersdurchschnitt immer weiter, aktuell liegt er bei knapp unter 50 Jahren. „Das Ziel des Wettbewerbs ist deswegen, vermehrt junge Menschen für das Blutspenden zu gewinnen“, führt der Medizinstudent aus. Als angehender Arzt sehe er sich „in der Pflicht, die Blutspende attraktiv zu gestalten“. Das ist ihm eindeutig gelungen: Ganze 13.891 Menschen nahmen vergangenes Jahr an seinem Wettbewerb teil und spendeten etwa 7000 Liter Blut. Mit knapp 1000 Spendern landete Bonn dabei auf Rang sieben.

Über soziale Medien sollen möglichst viele erreicht werden

Als geborener Bonner liegt es Leonard Richter dabei „sehr am Herzen“, dass die Stadt einer der Standorte ist. Daher beauftragte er dieses Jahr die beiden Studentinnen Luisa Langkamp und Julia Weber mit der Organisation. „Wir versuchen besonders über die sozialen Medien möglichst viele Menschen darauf aufmerksam zu machen“, erklärt Langkamp, die für die Umsetzung mit dem Blutspendedienst der UKB zusammenarbeitet. Dabei steckt man sich auch hohe Ziele: „Wir wollen schon unter die Top fünf kommen, das wäre schön. Wir tun unser Bestes dafür“, betont Langkamp.

Monika Jakobs-Sackenheim ist Koordinatorin der Öffentlichkeitsarbeit des Blutspendedienstes und möchte sogar „unter die besten drei kommen“. Immerhin sei man im vergangenen Jahr mit einer Woche Verspätung gestartet und trotzdem noch Siebter geworden. Daher rechnet man mit bis zu 1500 Spendern. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts, schließlich gibt es zahlreiche Maßnahmen, die ein sicheres Spenden gewährleisten. „Es gibt einige Änderungen seit Beginn der Pandemie: Wir haben eine Eingangskontrolle eingeführt, die Körpertemperatur wird gemessen, man wird nach Kontakten gefragt und alle tragen FFP2-Masken“, so Jakobs-Sackenheim.

Blutspenden nur noch mit Termin

Während vor der Pandemie die meisten Spender spontan vorbeikamen, wurde nun die Terminspende eingeführt. Spender müssen sich telefonisch einen Termin buchen und bekommen schon dort Fragen gestellt, beispielsweise ob sie im Urlaub waren, geimpft sind oder unter bestimmten Krankheiten leiden. Nun gibt es zudem eine neue Blutspende-App, mit der die Terminbuchungen auch online vorgenommen werden können. Die Termine sorgen dafür, dass nicht zu viele Spender gleichzeitig vor Ort sind und somit die Corona-Regeln eingehalten werden. Es entfallen zudem auch die langen Schlangen vor dem Spendezentrum, die es gerade zu Beginn der Pandemie gab. „Damals mussten wir sogar Leute wegschicken“, erinnert sich Jakobs-Sackenheim. „Da gab es eine riesige Hilfewelle, das war der Wahnsinn. Alle wollten helfen und irgendetwas tun, wir hatten auch dazu aufgerufen“.

Gegen Sommer 2020 seien dann wiederum viele Menschen verunsichert gewesen, ob das Spenden sicher sei. „Der Mangel eskalierte dann im August, als das gewohnte Sommerloch eintrat“, erinnert sich auch der Jochen Hoch, Oberarzt für Transfusionsmedizin. Zwar habe sich die Lage wieder stabilisiert, „problematisch bleibt aber der pandemiebedingte langfristige Mangel an Blutplasma der Blutgruppe AB“, merkt Hoch an. Und auch in diesem Jahr steht wieder ein Sommerloch an.

Wettbewerb soll in Zukunft auch aufs Ausland erweitert werden

Vor diesen Problemen stehen alle Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes. Claudia Müller vom Blutspendedienst West, der für NRW, das Saarland und Rheinland-Pfalz zuständig ist, sieht ein weiteres Problem im pandemiebedingten Ausfall der Werbetermine für die Blutspende, beispielsweise in Universitäten und Firmen. Daher seien Initiativen wie Leonard Richters Wettbewerb eine „super Sache. Alles, was die Blutspende ins Gespräch bringt, hilft enorm“, so Müller. Schließlich sei jede einzelne Spende wichtig für Operationen, Transplantationen und Krebspatienten. An der UKB machen Tumorpatienten sowie die Notfall- und Intensivmedizin laut Jakobs-Sackenheim etwa fünfzig Prozent der Gesamtversorgung mit gespendetem Blut aus.

Um diese Menschen zu versorgen, wirbt Leonard Richter für eine „verbesserte Aufklärung junger Menschen. Blutspenden muss zugänglicher, verständlicher und in manchen Teilen auch transparenter sein“. Sein Wettbewerb soll in Zukunft auch aufs Ausland erweitert werden.

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Von GA-Redakteur

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