Sicherheit in der eigenen Wohnung Warum die Bonner Feuerwehr den Hausnotruf empfiehlt

Bonn · Vor allem im hohen Alter kann der tragbare Notrufknopf Leben retten, wenn jemand in der eigenen Wohnung stürzt. Der Service hilft außerdem, unnötige Einsätze des Rettungsdienstes zu vermeiden.

 Sophie Kaufmann, Sarah Dreilich, Heike Nolden, Natalie Brincks und Melanie Möchel (von links) kümmern sich in verschiedenen Positionen um den Hausnotruf der Johanniter.

Sophie Kaufmann, Sarah Dreilich, Heike Nolden, Natalie Brincks und Melanie Möchel (von links) kümmern sich in verschiedenen Positionen um den Hausnotruf der Johanniter.

Foto: Sabine Robels

Immer mehr Menschen in Bonn leben alleine. Pflegedienste helfen vielen Menschen, bis ins hohe Alter in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu können. Zusätzliche Sicherheit gibt der Hausnotruf, den viele karitative Organisationen anbieten – vom Arbeiter-Samariter Bund (ASB) über die Malteser bis zu den Johannitern.

Die meisten Nutzer reagieren auf einen Vorfall

Allerdings bucht kaum jemand diesen kostenpflichtigen Service vorsorglich. Diese Erfahrung hat jedenfalls Sarah Dreilich von den Johannitern gemacht, die von Sankt Augustin aus Bonn, den Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen betreuen. „Die meisten, die sich für einen Hausnotruf entscheiden, haben vorher ein entsprechendes Erlebnis gehabt“, erzählt sie. Doch jeder, der alleine lebt, kann in eine Situation kommen, in der ein Notrufknopf Leben retten kann.

Das weiß auch die Bonner Feuerwehr. „Wir erleben oft, dass jemand tot hinter einer Tür liegt“, sagt deren Pressesprecher Frank Frenser. Hier kann der Notrufknopf vorbeugen, der wie eine Kette um den Hals getragen wird. Frenser rät besonders Senioren, die alleine leben, sich einen Hausnotruf zuzulegen. Die Hemmschwelle, dort anzurufen, sei nicht so groß wie beim Notruf 112. Und die Rettungsdienste müssten seltener ausrücken, um bei Kleinigkeiten zu helfen. „Für uns ist das definitiv eine gute Sache“, sagt Frenser.

Wird der Hausnotrufknopf gedrückt, läuft in der Leitzentrale des jeweiligen Anbieters ein Anruf ein. Dort geht auf dem Bildschirm sofort ein Fenster mit allen gespeicherten Daten auf. Es kann zum Beispiel die Telefonnummer der Tochter, eines Nachbarn oder eines ambulanten Pflegedienstes hinterlegt sein, die Adresse steht dort auf jeden Fall. Zuerst wird abgeklärt, was passiert ist. Dann wird entschieden, ob sofort ein Rettungsdienst oder erst ein Helfer der Johanniter vorbeikommt.

Allein bei den Johannitern gehen rund 280 Notrufe im Monat ein. In Bonn haben sie 1500 Teilnehmer registriert, und es kommen stetig Neuanmeldungen hinzu. Meistens können die Helfer vor Ort das Problem lösen. Die Johanniter sind rund um die Uhr mit vier Mitarbeitern in zwei Büros erreichbar, ein drittes soll demnächst kommen. In den Büros haben die meisten auch einen Wohnungsschlüssel hinterlegt, so dass keine Tür aufgebrochen werden muss. Insgesamt sind zwölf hauptamtliche Mitarbeiter und neun Ehrenamtliche im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) für die Johanniter in der Region unterwegs – alle ausgebildete Rettungshelfer.

Um den steigenden Zahlen gewachsen zu sein, wird weiteres Personal gesucht. Interessenten sollten viel Mitgefühl mitbringen, sagt Melanie Möchel, die Leiterin des Hausnotrufs. Und etwas Geduld brauche es auch, um sich die eine oder andere Lebensgeschichte anzuhören. Entscheidend aber sei Zuverlässigkeit: Schließlich kann es bei jedem Anruf schlimmstenfalls um Leben und Tod gehen.

Wichtige Erfahrungen für junge Ehrenamtler

„Das ist auch eine wichtige Erfahrung für unsere jungen FSJler“, so Möchel. Plötzlich tragen die jungen Menschen, meist frisch von der Schulbank, große Verantwortung. Es ist von Bedeutung, was sie tun, und es wird viel Vertrauen in sie gesetzt. Melanie Möchel: „Zu sehen, wie sich die jungen Menschen entwickeln und mit ihnen zusammenzuarbeiten, macht Spaß.“

Sophie Kaufmann zum Beispiel. Die 19-Jährige will später vielleicht im Rettungsdienst arbeiten. Jetzt begegnet sie den Ängsten der Alleinlebenden, hört ihre Geschichten von früher, erweitert ihren Horizont. „Man entwickelt eine Reife, nimmt die Dinge ernster“, resümiert Kaufmann. Sie hat sich für das Hausnotruf-FSJ entschieden, weil „der Rettungsdienst direkt total krasse Einsätze“ bedeute, den Sprung ins kalte Wasser fordere. „Hausnotruf ist das Beste, um einen Einblick zu bekommen.“

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