Frühlingsmarkt auf dem Münsterplatz Gemüsesorten, die älter sind als 350 Jahre

Bonn · Der Münsterplatz hat sich am Samstag trotz des schlechten Wetters in ein Gewimmel aus Gartenliebhabern verwandelt. Nostalgiker kamen auf dem Antikmarkt auf ihre Kosten.

 Es grünte und blühte auf dem Frühlingsmarkt am Samstag auf dem Münsterplatz. An 40 Ständen war für jeden Gartenfreund etwas dabei.

Es grünte und blühte auf dem Frühlingsmarkt am Samstag auf dem Münsterplatz. An 40 Ständen war für jeden Gartenfreund etwas dabei.

Foto: Barbara Frommann

"Was wächst wann auf dem Biohof?" und: "Kennt ihr die Superstars im Ökolandbau?" steht auf den großen Plakaten von Gut Ostler. "Määh" kommt es hin und wieder aus einem Gehege direkt nebenan. Kinder drängen sich um den Zaun und streicheln die Schafe. An dem Stand von Gut Ostler können sich Besucher des Frühlingsmarktes am Samstag informieren, welche Insekten wichtig für die Pflanzen sind oder auf welches Obst und Gemüse man in manchen Jahreszeiten einfach mal verzichten muss.

Der Münsterplatz hat sich trotz des schlechten Wetters in ein Gewimmel aus Gartenliebhabern verwandelt. "Ich suche Ideen für meinen Blumengarten, so ein vielfältiges Angebot findet man sonst nicht", sagt Helga Adolf aus Wartberg. Erst recht ins Staunen kommt die Besucherin, als sie den Stand vom Gemüseprojekt Rheinland (+Pfalz) sieht. Christian Havenith verkauft hier Gemüsesorten, die es sonst nirgends zu kaufen gibt oder überhaupt noch nie zu kaufen gab.

Die meisten seiner Gemüsesorten sind 350 Jahre alt und älter, Kartoffeln haben hier ganz andere Formen und es gibt Trockenbohnen, die wie Spatzeneier aussehen. "Ich möchte den Kunden zeigen, was biologische Vielfalt heißt. Zeigen, dass es vieles gibt, was über das Supermarktangebot hinaus geht." Das Bemerkenswerte an seinen unbekannten oder vergessenen Sorten: Sie kommen alle aus dem Rheinland.

Er wolle die jeweiligen Besonderheiten und die ganz eigene Vielfalt einer Region bewahren, so Havenith. Gabriele Blümlein kommt jedes Jahr zum Frühlingsmarkt und sucht bei Havenith neue Samen für ihren Nutzgarten, "weil es hier Sachen zu kaufen gibt, die man sonst nur schwer oder gar nicht bekommt", bestätigt sie die Einzigartigkeit von Haveniths Sorten. 40 Stände sind auf dem Frühlingsmarkt vertreten, vom Pflanzendoktor, der die mitgebrachten Pflanzen untersucht, eine Diagnose abgibt und eine Behandlung vorschlägt bis zum Imker, der über die missliche Lage der Bienen informiert.

"Die Vielfalt ist es, die das Angebot attraktiv macht", stimmt Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch den Kunden zu, "man weiß ja gar nicht, was man sich zuerst ansehen soll." Nimptsch gab den Startschuss für den Wettbewerb "Grünes und blühendes Bonn". Bonn gebe schon ein ziemlich gutes, grünes Bild ab, findet Dieter Fuchs vom Amt für Stadtgrün. Das Amt wirbt auf dem Markt um Baumpaten, Bürger die Bäume an Straßenrändern und Parks finanzieren.

Das ist teuer, als man denkt: Der Boden muss ausgetauscht, es muss geprüft werden, ob im Wurzelbereich Leitungen verlaufen. Mit Befestigung und Schutz kostet so ein Baum rund 1500 Euro. Gut, dass den Bürgern das Grün der Stadt am Herzen liegt. Angespornt durch den Wettbewerb und den Frühling explodiert auf Balkons und in Gärten vielleicht bald die Blütenpracht.

Wen Pflanzen nicht interessieren, für den hatte der Münsterplatz an diesem Wochenende noch mehr zu bieten: Nach dem Frühlingsmarkt am Samstag fand am Sonntag einer von vier Antikmärkten in diesem Sommer statt.

Grünes Bonn
Zusammen mit der Volksbank Rhein-Sieg schreibt die Stadt Bonn nun seit 1994 den Wettbewerb "Grünes und blühendes Bonn" aus. Eine Jury aus Landschaftsarchitekten und Botanikern entscheidet über die Höhe des Preisgeldes und die Platzierung. Wichtige Kriterien sind dabei der Verzicht auf chemische Düngmittel und die Achtung der Eigenarten der Pflanzen. Passen die Pflanzen auch in diesen Garten? Voraussetzung ist außerdem, dass alle benutzten Pflanzen einheimisch sind. Anmeldeschluss ist der 15. Juni 2013 Informationen zur Anmeldung gibt es auf www.bonn.de/@gruenesbonn.

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