Podiumsdiskussion Gestaltung der Bonner Bäder erweist sich als zäh

Bonn · Für die Zukunft der Bonner Bäder gibt es viele Ideen. Doch deren Umsetzung gestaltet sich zäh, wie es sich bei einer Veranstaltung des Bunds Deutscher Architekten herausstellte.

 Die Ausstellung im Viktoriabad flankiert der BDA mit Diskussionsveranstaltungen. In der nächsten Veranstaltung am Donnerstag wird es um die Zukunft des Stadthaus gehen.

Die Ausstellung im Viktoriabad flankiert der BDA mit Diskussionsveranstaltungen. In der nächsten Veranstaltung am Donnerstag wird es um die Zukunft des Stadthaus gehen.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Bonner Bäderfrage ist auf dem Papier gelöst: Der Stadtrat folgte mit seinem Beschluss vor zwei Jahren den Zielen aus einem Bürgergutachten, die Schwimmstätten in den Stadtbezirken dezentral zu erhalten oder doch zumindest einen adäquaten Ersatz zu schaffen, wie es in Beuel nach Abriss der Beueler Bütt mit einem Umbau des Ennertbads zur Kombianlage geplant ist.

Doch die Umsetzung ist eine gewaltige Aufgabe für mindestens ein Jahrzehnt, weshalb der örtliche Bund Deutscher Architekten (BDA) das Thema am Dienstagabend zum Gegenstand einer Diskussionsveranstaltung machte. Der Ort hätte passender nicht gewählt sein können: das vor mehr als zehn Jahren geschlossene Viktoriabad in der Innenstadt, in dessen verlassenen Becken der BDA eine Ausstellung eingerichtet hat.

Bäder als Begegnungsräume

Bei dieser Gelegenheit hielt die für Sport und Kultur zuständige Dezernentin Birgit Schneider-Bönninger einen Impulsvortrag zu den Überlegungen der Stadt, zur „Philosophie“, wie Schneider-Bönninger sagte, der die maroden Bäder nach der Sanierung entsprechen sollen. Von Orten der Begegnung war da die Rede. Von Nutzungen der Freibäder über die vier Monate jährlich hinaus sprach sie ebenso wie über „einen gewaltigen Transformationsprozess“, den die Stadt in die Wege leiten wolle.

Filmvorführungen, Kulturausstellungen, die Bäder als Ort für eine Clubparty: In diese Richtung zielen die Überlegungen der Verwaltung, die es in Teilen bereits gibt. Doch fügte die Dezernentin hinzu: „Wir wollen eine radikale Öffnung der Gebäude.“ Beruhend auf den Gedanken aus dem Bürgergutachten sollen die Bäder mit dem Umbau eine besondere Note bekommen: das Frankenbad als Wettbewerbshalle in Verbindung mit einem künstlerischen Hauch, das Ennertbad ob seiner Lage im Wald als „Garten Eden“ oder das Kurfürstenbad als Gesundheitsbad.

Dass sich die Stadt mit solchen Zwischennutzungen schwer tut, dafür mag das Viktoriabad als Beispiel stehen. „Mehr als zehn Jahre hat sich in diesem Bad nichts getan. Bis nun unsere Ausstellung plötzlich möglich war“, sagte die Bonner BDA-Vorsitzende Ines Knye in ihren einleitenden Worten vor Schneider-Bönningers Ausführungen.

Damit sprach sie einen Punkt an, der draußen im Lande von mancher Seite als behäbig wahrgenommen wird. Die Mühlen der Verwaltung scheinen manchmal allzu langsam zu mahlen. Schneider-Bönninger wich diesem Aspekt nicht aus: „Uns fehlen die Ressourcen.“ Das Städtische Gebäudemanagement als Bauherr habe mit einer Vielzahl von Projekten über den Bau von Bädern hinaus alle Hände voll zu tun.

Und dann kämen die explodierenden Preise hinzu: Alleine der Abriss des Kurfürstenbades in Bad Godesberg schlage nach aktuellen Schätzungen mit 4,5 Millionen Euro zu Buche. Was die Planung betrifft, so kamen durch einen Redebeitrag des BDA-Architekten Nikolaus Decker auch die schwierigen Vergaberichtlinien zur Sprache, für die Brüssel zuständig ist. Die europaweite Ausschreibung von Großprojekten koste nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit.

Privat-öffentliche Partnerschaften als Option

Offenbar spielt die Verwaltung mit dem Gedanken, die Neuordnung der Bäderlandschaft auch mithilfe öffentlich-privater Partnerschaften zu beschleunigen. So zumindest sagte es Schneider-Bönninger. Die Hürden für eine Stadt, mit einem Generalunternehmer zusammenzuarbeiten, seien zwar nicht einfach zu nehmen. Doch habe sich die Stadt für diesen Schritt beim Bau eines Interimsbads am Sportpark Nord entschieden, das während der Sanierung des vom Bonner Sportverein SSF betriebenen Hallenbads an der Kölnstraße als Ersatz dienen soll.

Auch sprach die Dezernentin die Finanzierung an. 130 Millionen Euro sind bisher in den Haushalt eingeplant. Kaum vorstellbar, dass diese Summe ausreichen wird, um die Bäder auf Vordermann zu bringen. Die Stadt setzt darauf, dass die Ideen, die Bäder auch als Begegnungsorte auszurichten, Förderungen von Land und Bund ermöglichen.

Knye sagte, dass dem BDA der Umgang mit der Gebäudesubstanz (Stichwort: Nachhaltigkeit) ein besonderes Anliegen sei. Aus Sicht der Architekten wäre ein „Aufweichen des Denkmalschutzes“ notwendig und weniger Restriktionen beim Umbau. „Wir Architekten können damit sensibel umgehen.“

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