Jugendschutz im Bonner Karneval Stadt will an den tollen Tagen Alkoholexzessen vorbeugen

Bonn · Um Alkoholexzesse von Jugendlichen an Karneval zu vermeiden, setzt die Stadt Bonn dieses Jahr vor allem auf niederschwellige Angebote und stärkere Kontrollen.

“Druckbetankung“ mit hochprozentigen Spirituosen ist an den tollen Tagen bei vielen Jugendlichen gang und gäbe.

“Druckbetankung“ mit hochprozentigen Spirituosen ist an den tollen Tagen bei vielen Jugendlichen gang und gäbe.

Foto: picture-alliance/ dpa/Felix Heyder

Stadt, Polizei, Sucht- und Jugendhilfe werden in diesem Jahr stärker im Bonner Straßenkarneval tätig sein, um Alkoholexzesse bei Jugendlichen zu vermeiden. „Zwei Jahre konnten die jungen Menschen keine Erfahrungen im Karneval sammeln und wollen vielleicht etwas nachholen“, sagte Peter Bröxkes vom städtischen Jugendamt bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Dem wolle man nicht nur mit einer eigenen Party für Jugendliche auf dem Münsterplatz begegnen, sondern auch mit mehr Kontrollen und Beratungen an den tollen Tagen.

An Weiberfastnacht und Rosenmontag verstärken Polizei und Stadtordnungsdienst in Beuel, der Innenstadt und an anderen Treffpunkten ihre Präsenz, aber auch bei den Vierdelszöch in Kessenich, Ippendorf, Lessenich und Bad Godesberg. Der Stadtordnungsdienst ist mit bis zu 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Einsatz, davon an Weiberfastnacht und Rosenmontag allein jeweils etwa 20 Jugendschützer.

50 Mitarbeiter des Ordnungsdienstes unterwegs

Hinzu kommt weiteres Personal von privaten Sicherheitsdiensten. Kinder und Jugendliche, die mit Alkohol oder Zigaretten erwischt werden, werden aufgefordert, die Flaschen auszukippen und die Packungen abzugeben, erläuterte Sascha Hessenbruch vom Stadtordnungsdienst. „Treffen wir Jugendliche angetrunken an, werden die Eltern verständigt, um die Kinder und Jugendlichen abzuholen.“ Seien die Eltern nicht erreichbar, würden die Kinder in die Jugendschutzzellen gebracht. Oder, wenn nötig, medizinisch versorgt.

Niederschwellige Angebote für Jugendliche

Dass es gar nicht erst so weit kommt, dafür wollen die Helfer der Fachstelle Suchtprävention „Update“ mit ihrem „Bonner Event Sprinter“ sorgen. Das Team geht mit Bauchläden durch die Menge, testet den Promillewert der Jugendlichen und empfiehlt ihnen unter Umständen, nach Hause zu gehen. Am Sprinter selbst können die Jugendlichen Alkohol gegen Smoothies, Sandwiches, Suppe, Kondome, Taschentücher und vieles mehr tauschen. „Da wird auch durchaus gehandelt. Durch diese Aktion sammelten wir zuletzt an Weiberfastnacht rund 50 Liter Alkohol ein. Oftmals wissen die Jugendlichen gar nicht, was sie sich da zusammengemischt haben“, sagte Stephanie Schlegel von „Update“.

Ziel sei nicht, den Zeigefinger zu erheben. „Uns geht es darum, ins Gespräch zu kommen und beim Feiern zu begleiten. Wir wollen nicht verbieten, Alkohol zu trinken.“ Und wenn doch jemand über die Stränge schlägt? „Dann kommen wir mit unserem Projekt Hart am Limit auch am nächsten Tag ans Krankenbett“, sagte Schlegel.

„Alkohol, Zigaretten und Erwachsene bleiben draußen, der Spaß nicht“, so fasste Bröxkes die Idee der After School Party an Weiberfastnacht auf dem Münsterplatz zusammen. Jugendliche von 14 bis 17 Jahren sind eingeladen, Beginn ist um 13 Uhr. Für drei Euro Eintritt gibt es zwei Getränke nach Wahl. Sozialarbeiter begleiten die Fete, zu der zuletzt, vor der Corona-Pandemie, rund 1000 Gäste kamen. Wie in den vergangenen Jahren sponsert Haribo das Fest mit rund 15.000 Euro.

Sexuelle Übergriffe immer wieder ein Thema

Zu den Schattenseiten des Karnevals gehöre leider immer wieder, dass es zu sexuellen Übergriffen komme, wie Conny Schulte von der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt erläuterte. „Nach Vergewaltigungen und anderen sexualisierten oder körperlichen Übergriffen oder bei plötzlichen Symptomen wie Unwohlsein, Benommenheit, Erinnerungsstörungen oder Wahrnehmungsschwierigkeiten ist es wichtig, sofort medizinische Hilfe zu suchen“, sagte sie. In den meisten Kliniken gebe es das Angebot der anonymen Spurensicherung, das eine gerichtsverwertbare Dokumentation auch ohne sofortige Anzeigenerstattung ermöglicht. Generell sei es wichtig, aufeinander zu achten, aufmerksam zu sein und niemanden seiner Freunde alleine zurück zu lassen.

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