Bonner Bauprojekt Stadt drängt auf umstrittenen Rheinauenradweg

Bonn · Die Verwaltung schlägt dem Rat vor, die Bezirksregierung über die naturschutzrechtliche Befreiung entscheiden zu lassen. Damit widerspricht sie einer Entscheidung des Naturschutzbeirats, der den Ausbau und damit das Abholzen von 44 Bäumen ablehnte.

 Der Radweg durch die Rheinaue ist streckenweise sehr schmal. Die Stadt will einen Ausbau vorantreiben, dem der Naturschutzbeirat seine Zustimmung versagt hat.

Der Radweg durch die Rheinaue ist streckenweise sehr schmal. Die Stadt will einen Ausbau vorantreiben, dem der Naturschutzbeirat seine Zustimmung versagt hat.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt hält am umstrittenen Ausbau des Radwegs durch die Rheinaue fest. Aus einer Pressemitteilung von Freitag geht hervor, dass die Höhere Naturschutzbehörde, angesiedelt bei der Kölner Bezirksregierung, nun über die naturschutzrechtliche Befreiung befinden soll. Sie ist formal nach dem Bundesnaturschutzgesetz notwendig, um die Verbreiterung auf durchgehend vier Meter umzusetzen.

Wie mehrfach berichtet, wollen die städtischen Planer auf einer Länge von insgesamt 3,7 Kilometern, die auch durch den Freizeitpark führt, eine Radpendlerroute bauen. Es ist eines von mehreren Infrastrukturprojekten wie einer rechtsrheinischen Radroute und dem Bau von Mobilstationen für den Umstieg auf alternative Verkehrsformen im Rahmen des Landesförderprojekt „Emissionsfreie Innenstadt“. Die Stadt erhofft sich davon eine Verbesserung für Radfahrer und eine klarere Verkehrsordnung in der Rheinaue.

Die Pläne für das mit 2,3 Millionen Euro Kosten veranschlagte Projekt sehen zwischen Charles-de-Gaulle-Platz und südlich der Konrad-Adenauer-Brücke einen Ausbau des bestehenden reinen Radwegs direkt am Ufer von circa zwei auf vier Meter vor. Weiter Richtung Plittersdorf wird dann in einem Teil des Parks der bestehende circa 3,5 Meter breite Fußweg durchgängig zum Radweg und auf vier Meter verbreitert. Die bestehenden Radwege werden zum Fußweg und von rund zwei auf 2,50 Meter verbreitert.

Um die Erlaubnis der oberen Aufsichtsbehörde zu bekommen, soll der Stadtrat in seiner Sitzung am 24. Juni den Beschluss fassen, einer vorangegangenen Entscheidung des Bonner Naturschutzbeirats zu widersprechen. Der Naturschutzbeirat, zur Hälfte besetzt mit privaten Nutzern und zur anderen Hälfte mit Vertretern anerkannter Naturschutzverbände, hatte am 17. Mai der landschaftsrechtlichen Befreiung nicht zugestimmt. Hauptargument war, dass im Gegenzug zum Ausbau 44 Bäume gefällt werden müssten. Bereits im Vorfeld dieser Entscheidung hatten sich einige Bürger öffentlich ablehnend zu dem Projekt geäußert, was auch in entsprechende Bürgeranträge mündete.

In der Pressemitteilung begründet die Verwaltung ihr weiteres Vorgehen: „Die gewählte Trasse berücksichtigt Natur- und Artenschutz ebenso wie Belange des Denkmalschutzes für die Rheinaue. Für jeden Abschnitt wurde ein landschaftspflegerischer Begleitplan erarbeitet.“

Laut Stadt ist der Zeitplan für die Umsetzung eng. Die Ausschreibung für das Abholzen der Bäume müsste alsbald erfolgen, damit die Unternehmen die Zeit zwischen Oktober und Februar nutzen können. Sollte dies nicht gelingen, wäre der Ausbau bis Oktober 2022 nicht zu bewältigen. Diesen Fertigstellungstermin schreiben die Fördergeber des Landes vor.

Unterdessen erscheint zum jetzigen Zeitpunkt unklar, ob das Vorhaben der Verwaltung im Stadtrat tatsächlich eine politische Mehrheit finden wird. Im jüngsten Verkehrsausschuss sagte Gabi Mayer von der SPD: „Wir wissen noch nicht, wie wir da weitermachen. Die Koalition hat dazu noch Besprechungsbedarf.“ Bernhard Meier vom ADFC, der dem Ausschuss als sachkundiger Einwohner angehört, sprach sich für den Ausbau aus. Der Streckenabschnitt sei Teil eines Europa-Radwegs. Auch aus touristischen Gründen brauche Bonn eine passende Infrastruktur. Keine Mehrheit fanden Anträge der Opposition. Der Bürger Bund Bonn hatte vorgeschlagen, innerhalb der Rheinaue Alternativen zu suchen, die weniger in den Baumbestand eingreifen. Die FDP wollte die Verwaltung beauftragen, bestehende Radwege, beispielsweise auf Kennedyallee und Ludwig-Erhard-Allee, auszuweiten beziehungsweise instandzusetzen.

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