Gedenken an Imam Ali Gut 150 Schiiten beim Trauermarsch in der Bonner City

Update | Bonn · In Bonn haben sich am Sonntag 150 Schiiten zu einer islamischen Kundgebung versammelt. Ein gerichtliches Eilverfahren genehmigte den Marsch durch die Innenstadt. Auch in diesem Jahr dürfen die Teilnehmer wieder den nackten Oberkörper zeigen.

 Schiiten beim Trauermarsch in Bonn - hier sitzend in der Maximilianstraße.

Schiiten beim Trauermarsch in Bonn - hier sitzend in der Maximilianstraße.

Foto: Thomas Leurs

Islamische Gebetsgesänge klangen in der Bonner City. Gut 150 Schiiten hatten sich in der Maximilianstraße unweit des Zentralen Omnibusbahnhofs zu einem Trauermarsch versammelt. Der Indisch-Pakistanische Kulturverein Ya Hussain hatte zu der islamischen Kundgebung aufgerufen. Dabei soll des Imams Ali gedacht werden, der vor rund 1360 Jahren ermordet wurde. Ali war der Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed und gilt den Schiiten als sein rechtmäßiger Nachfolger.

Dieser islamische Trauermarsch sollte ursprünglich in der Wenzelgasse stattfinden. Die Polizei als zuständige Versammlungsbehörde lehnte das ab und verlegte die Veranstaltung auf den Jan-Loh-Platz hinter dem Stadthaus. „Es gab immer wieder Beschwerden aus der Bevölkerung“, sagt Polizeisprecher Michael Beyer. Deshalb sollten die Schiiten auch nicht mit freiem Oberkörper auftreten, wie es bei dieser Veranstaltung eigentlich üblich ist. Der Veranstalter war damit nicht einverstanden und hatte am Samstag durch ein Eilverfahren des Verwaltungsgerichts Köln erwirkt, dass die Veranstaltung in die Maximilianstraße verlegt werden durfte.

Glücklich über diese Entscheidung zeigt sich Samina Haider, Pressesprecherin des Vereins. „Die Vorbereitungen haben mehrere Monate gedauert. Es kommen Teilnehmer aus ganz Europa hierher. Da hat es uns schon überrascht, dass uns so kurzfristig Auflagen erteilt wurden“, sagte sie. Schließlich finde diese Veranstaltung bereits seit mehr als zehn Jahren in Bonn statt – mit Ausnahme der vergangenen zwei Pandemiejahre.

Auch die Auflage, nicht mit nacktem Oberkörper durch die Stadt zu ziehen, hat das Gericht einkassiert. Teil des Marsches ist es, Trauerlieder zu singen, eine Sargattrappe zu tragen und sich mit der flachen Hand auf die Brust zu schlagen. „Mit dem Schlagen auf den eigenen Körper wollen wir zum Ausdruck bringen, dass wir das Leid des Imam Ali auf uns selbst nehmen wollen“, erklärte Haider. Dabei gehe es ausdrücklich nicht darum, sich selbst zu verletzen.

„Der Imam Ali wurde heimlich im engsten Familienkreis beerdigt. Mit dem Zeigen des Sarges wollen wir ausdrücken: Wenn wir damals dabei gewesen wären, hätten wir ihm das Begräbnis gegeben, das er verdient hat. Also ein öffentliches.“

Während ein Schiit zu den anderen Gläubigen redete, blieben Innenstadtbesucher immer wieder stehen und beobachten das Geschehen. Manche fragten neugierig nach, worum es gehe. „Ich habe davon im Radio gehört und bin deshalb hergekommen“, sagte eine 55-jährige Bonnerin. „Ein wenig unheimlich wirkt es ja schon“, sagte sie. Aber diese Kultur wolle sie auch einmal kennenlernen und sei deshalb da.

Ein weiterer Zaungast war Salvatore Hoffermann. „Ich finde das gut“, sagte der 42-Jährige. „Viele haben ja Vorurteile und denken bei Arabern gleich an Hassprediger.“ Hoffermann findet es richtig, dass die Schiiten öffentlich diese Veranstaltung zelebrieren. „Ich bin für multikulti“, sagte er.

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