Feierliche Eröffnung Was das neue Geodäsie-Zentrum auf dem Bonner UN-Campus macht

Bonn · Das United Nations Global Geodetic Centre of Excellence koordiniert von Bonn aus die Vermessung der Welt. Die Vereinten Nationen setzen damit einen weiteren Schwerpunkt in der Bundesstadt.

Das Modell eines Satelliten in den Räumen des Langen Eugens. Das Exzellenzzentrum der Geodäsie ist am UN-Campus feierlich eröffnet worden.

Das Modell eines Satelliten in den Räumen des Langen Eugens. Das Exzellenzzentrum der Geodäsie ist am UN-Campus feierlich eröffnet worden.

Foto: Benjamin Westhoff

International ein Beststeller ist der Roman „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann. Darin geht es um einen der berühmtesten Geodäten auf dieser Welt, Carl Friedrich Gauß, nach dem in Bonn auf dem Brüser Berg eine Straße benannt ist. Mit der Vermessung der Welt hat auch die UN-GGCE zu tun – das jüngste Kind der UN-Familie in Bonn: Das Exzellenzzentrum der Geodäsie der Vereinten Nationen – das United Nations Global Geodetic Centre of Excellence. Das mit vier Mitarbeitern kleine, aber feine Zentrum ist inzwischen die 27. Einrichtung der UN in Bonn und gilt als Meilenstein für die weltweite Kooperation in der Geodäsie, der Wissenschaft von der Vermessung und der Abbildung der Erdoberfläche. Am Mittwoch feierte es auf dem Campus am Platz der Vereinten Nationen offiziell Eröffnung.

Die wichtigste Aufgabe des UN-GGCE ist es, den Aufbau einer dauerhaft weltweit staatlich abgestimmten geodätischen Infrastruktur zu koordinieren. Diese Infrastruktur umfasst beispielsweise Beobachtungsstationen auf der ganzen Welt sowie Daten- und Analysezentren. Sie ist von zentraler Bedeutung für Anwendungen zur Erdbeobachtung und Navigation sowie für Themen wie stabile Lebensbedingungen, Klimawandel, Landnutzung oder auch sicheres autonomes Fahren.

„Mithilfe des UN-GGCE sind wir zukünftig in der Lage, schneller und genauer als bisher Veränderungen des Meeresspiegels oder Erdkrustenbewegungen zu erfassen und nachzuverfolgen“, erklärte Juliane Seifert, Staatssekretärin des Bundesministeriums des Innern und für Heimat, in ihrer Eröffnungsrede. Die Bundesregierung unterstütze mit dem UN-GGCE die Umsetzung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und schaffe damit einen zentralen Baustein zur Verbesserung der Erdbeobachtung und Positionsbestimmung, sagte sie.

Glückwünsche per Videobotschaft

Peter Thomson, UN-Sondergesandter für den Ozean, gratulierte zur Einrichtung des UN-GGCE per Videobotschaft von den Fidschi-Inseln aus: „Von Spitzbergen bis zum australischen Outback, von schmelzenden Eiskappen bis zum Anstieg des Meeresspiegels – die ganze Welt wird von der ständigen Verbesserung unserer geodätischen Infrastrukturen und von den Investitionen in diese Infrastrukturen profitieren“, sagte er.

Auch Paul Becker, Präsident des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie mit Sitz in Frankfurt, lobte die neue UN-Einrichtung in der Bundesstadt. „Viele geodätische Aufgaben wie die permanente Beobachtung und Berechnung von Satellitenbahnen als Grundlage für Navigationsanwendungen können nur gemeinsam angegangen werden.“ Das UN-GGCE werde die Staaten – insbesondere Entwicklungsländer – dabei unterstützen, die nationalen Beiträge zu verbessern und den offenen Austausch der Daten und der Beobachtungsergebnisse zu fördern.

Unter den Gästen war auch Botschafter Rainer Lassig als Vertreter des Auswärtiges Amts (AA). „Die Ansiedlung belegt, dass Deutschland auch im Jahr 2023, in dem es auf 50 Jahre Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen zurückblicken wird, ein attraktiver Standort für Internationale Organisationen ist“, sagte er.

Anschubfinanzierung beträgt 899.000 jährlich

Grüße der Stadt Bonn überbrachte Bürgermeisterin Melanie Grabowy in Vertretung von Oberbürgermeister Katja Dörner. „Ich danke unserer Bundesregierung und insbesondere dem Bundesministerium des Innern und der Heimat herzlich dafür, dass sie UN GGCE nach Bonn geholt haben“, sagte sie. Schriftlich ließ Dörner anlässlich der Eröffnung mitteilen, „das Exzellenzzentrum der Geodäsie der Vereinten Nationen passt ganz hervorragend zu Bonn. Sowohl, was den roten Faden Nachhaltigkeit der UN in Bonn und am internationalen Standort Bonn insgesamt anbelangt, als auch mit Blick auf die Wissenschaftsregion Bonn mit ihren relevanten Exzellenzclustern in den Geowissenschaften. In und um unseren UN Campus wird UNGGCE in guter Nachbarschaft sein und einen fruchtbaren Boden für Zusammenarbeit finden.“

Das UN-GGCE ist Teil des „Department for Economic and Social Affairs (DESA)“ der Vereinten Nationen mit Sitz in New York. Die konkrete Arbeitsplanung am UN Campus in Bonn umfasst zunächst drei Jahre. Vier Mitarbeiter werden dort tätig sein. Das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie als Behörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und für Heimat wird laut BMI-Pressestelle die Aufgaben des UN-GGCE mit zwei weiteren Mitarbeitern unterstützen sowie die Anschubfinanzierung in Höhe von 899.000 Euro jährlich bereitstellen.

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