„Redraw Tragedy“: Ausstellung im Kunstforum Bonn Katastrophen und die Kunst

Bonn · Wie Kunstschaffende mit folgenschweren Ereignissen, Katastrophen und Tragödien umgehen, zeigt derzeit das internationale Ausstellungsprojekt „Redraw Tragedy“ im Künstlerforum Bonn. Im Fokus stehen dabei künstlerische Verarbeitung und Austausch.

 Grit Ruhland zeigt im Obergeschoos des Künstlerforums „Gebiet der dreibeinigen Tiere".

Grit Ruhland zeigt im Obergeschoos des Künstlerforums „Gebiet der dreibeinigen Tiere".

Foto: Jill Mylonas

Wie Kunstschaffende mit folgenschweren Ereignissen, Katastrophen und Tragödien umgehen, zeigt das internationale Ausstellungsprojekt „Redraw Tragedy“ im Künstlerforum Bonn noch bis Mittwoch, 23. Februar. Im Fokus stehen dabei sowohl die künstlerische Verarbeitung als auch der Austausch.

Initiiert haben das Projekt die Künstlerin Natalia Wehler und der Künstler Hiroyuki Kobayashi. Insgesamt acht Künstlerinnen und Künstler beteiligen sich und liefern eine eindrucksvolle Bandbreite zum Thema „Katastrophen“: Von Holzschnitten über Installationen bis hin zu einer Video-Dokumentation ist alles vertreten.

Aktiv miteinbezogen wird der Besucher etwa bei Roberto Uribe Castros Werk mit dem Titel „Quarantine Diaries“, eine Video-Dokumentation eines partizipativen Kunstprojektes. Zu sehen sind einzelne Seifenstücke in verschiedensten Formen und Größen. Hier beschäftigt sich der Künstler mit der Corona-Pandemie und erweitert sein Video stetig. Denn es ist möglich, ihm eigene Fotos von Seife zuzusenden, die er seiner Dokumentation hinzufügt.

Kindergeburtstag mit Schlammspuren

Abgeschlossen sind hingegen Gaby Kutz’ Öl- und Aquarell-Beiträge, wobei „Kindergeburtstag in Gill“ im vergangenen Jahr deutliche Spuren von der Flutkatastrophe davongetragen hat: Die Schlammablagerungen darauf sind nicht zu übersehen, wodurch sich dieses Werk auf ganz besondere Weise mit dem Thema „Katastrophe“ auseinandersetzt. Bei Kutz’ anderen beiden Arbeiten – „Merkel in Mazar i-Sahrif“ und „Treiben“ – sind es die Sujets, die folgenschwere Ereignisse behandeln: die Klimakrise und die Flüchtlingskatastrophe.

Einen ganz anderen Fokus hat Wie-yi T. Lauw gesetzt: Ihre Fotoarbeiten und Installation handeln von Verflechtungen und den Folgen von Kolonialismus. Zu letzterem hat sie durch ihre Herkunftsgeschichte als Kind indonesischer Eltern nach eigener Aussage einen persönlichen Bezug. Exotische Pflanzen zeigt Lauw, um Machtstrukturen deutlich zu machen und darzulegen, wie der Mensch in die Natur einzugreifen versucht.

Neue Perspektiven

Dass Kunst nicht eindeutig ist und viele Ebenen öffnet, betont Susanne Grube, Leiterin des Künstlerforums. Dies solle auch die Ausstellung verdeutlichen. „Räume sollen geöffnet werden, und jeder hat Gelegenheit, seine eigenen Gedanken einzubringen“, so Grube. Dem schließt sich Wehler an und ergänzt: „Was der Betrachter in den Arbeiten sieht, ist oft ganz anders als das, was der Künstler sich dabei dachte. Genau das wollen wir, denn es eröffnet neue Perspektiven.“

Und das ist bei der sehenswerten Ausstellung „Redraw Tragedy“ gelungen, denn die gezeigten Werke regen zum Nachdenken an, treten in Dialog mit dem Betrachtenden. Zudem haben es Wehler und Kobayashi durch geschicktes Kuratieren geschafft, die Arbeiten vieler verschiedener Künstlerinnen und Künstler miteinander korrespondieren zu lassen.

Ausstellung: Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22; bis 23. Februar. Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr. Kontakt: info@kuenstlerforum-bonn.de. Es gilt die aktuelle Corona-Schutzverordnung.

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