Verwunschenes Gemäuer in Lind als Kulisse Videodreh an der Wensburg

Altenahr · Das verlassene Gemäuer inmitten von grünen Bäumen gefiel ihnen besonders gut. So kam es zum Videodreh an der Wensburg in Lind: Die Essener Musikerinnen Lucie und Amrei Plaga inszenierten dort ihren Song „Auf unerforschten Pfaden“.

 Die Schwestern Amrei (links) und Lucie Plaga aus Essen wählten die Wensburg als Kulisse für ihren neuen Song „Auf unerforschten Pfaden“.

Die Schwestern Amrei (links) und Lucie Plaga aus Essen wählten die Wensburg als Kulisse für ihren neuen Song „Auf unerforschten Pfaden“.

Foto: Alexander Mühlhausen

Für die meisten Menschen bedeuten die aktuellen Einschränkungen durch die Pandemie wohl nichts Positives. Lucie und Amrei Plaga dagegen haben Corona etwas zu verdanken: Ohne den Ausfall sämtlicher Präsenz-Konzerte wäre es vielleicht nicht zu deren neuer Zweier-Formation gekommen. Die beiden Essenerinnen gründeten 2020 das Singer-Songwriter-Duo Lucie & Amrei und damit das Genre Melancholic Harp Pop neu. Seit Sonntag ist ein Musikvideo in den Sozialen Medien zu finden, welches vor der Wensburg im Lierstal beim Altenahrer Ortsteil Lind gedreht wurde: „Auf unerforschten Pfaden”.

Für den Videodreh holten sich die Essenerinnen, die in ihren Zwanzigern und beide beruflich in der IT-Branche tätig sind, einen befreundeten Videografen ins Boot. Alexander Mühlhausen aus Bonn studiert Physik und drehte den Film im Oktober 2020 pro bono. „Im Ruhrgebiet, wo wir wohnen, sind Burgen ja nicht so ein Ding”, erzählt Lucie Plaga, die Harfenistin und Background-Sängerin. „Wir sind über Alexander auf die Idee gekommen, vor einer verlassenen Burg im Ahrtal zu drehen. Über Google Maps arbeiteten wir uns dann vor: Wir sahen uns die Region an und wählten interessante Drehorte aus.”

Die beiden Popmusikerinnen  kommen eigentlich aus der Klassik

Die Wensburg, ein leerstehendes, zerfallendes Schloss, war ursprünglich gar nicht der Favorit des Dreiergespanns. Doch die erste Burg, die sie besuchten, erschien ihnen zu touristisch. Die vermutlich um die 13. Jahrhundertwende entstandene hochmittelalterliche Burg, mehrfach zerstört und zwischen zahlreichen Besitzern gewandert, sollte es werden. „Das gefiel uns total gut: Das unberührte, graue Gemäuer inmitten von grünen Bäumen.” Plaga bezweifelt, dass es Lucie & Amrei in der Form gegeben hätte, wäre der Lockdown nicht gekommen. Die beiden Schwestern hätten zwar schon seit vielen Jahren gemeinsam musiziert, erzählt sie.

Doch erst in jüngster Vergangenheit trauten sie sich an die Popmusik heran. Bis 2013 seien sie sehr leistungsorientiert vorgegangen: Als geschulte Sängerin und Harfenistin nahmen sie an Wettbewerben teil und spielten vornehmlich klassische Musik. Ab 2013 interpretierten sie dann nur noch, worauf sie Lust hatten. „Dann kam Corona: Wir probten zusammen, schrieben eigene Stücke, nahmen diese teils an verschiedenen Orten auf.“ Der Wunsch wuchs, etwas Originelles zu kreieren. Hierfür ließen die Musikerinnen klassisch anmutende melancholische Moll-Melodien mit Singer-Songwriter-Pop verschmelzen. 

Songthema inspiriert durch befreundete Wissenschaftlerin

 Im Video sind die Musikerinnen vor und im Gemäuer der Wensburg zu sehen, wie sie spielen, schlendern und singen. Im Verlaufe des Videos wird es dunkel, sie tragen Kerzen und dunkle Gewänder, wie man in der Tagessequenz erkennen kann, kombiniert mit geflochtenen Zöpfen. Dieses Erscheinungsbild rührt von der Gothik-Szene, welcher sie sich kulturell auch zuordnen. Das Stück öffnet und schließt mit der Frage „Wohin gehst du auf unerforschten Pfaden?”. Das Ambiente einer in Vergessenheit geratenden, überwuchernden Burgenruine ist somit nicht zufällig gewählt.

Inspiriert wurde Texterin Lucie Plaga durch eine befreundete Wissenschaftlerin. Sie bewundere deren unermüdlichen Arbeitseifer. „Sie ist nie am Ende angekommen, setzt sich immer wieder ins Labor, misst und forscht, um festzustellen, dass sie ihren Forschungsgegenstand immer noch nicht versteht. Dann macht sie einfach weiter mit der Suche. Wenn man die Forschung immer weiter fortsetzt, gelangt man unweigerlich zur Frage: Was ist eigentlich der Mensch, was machen wir im Universum?” Was mit Corona steht, soll nach Corona nicht fallen.

Die Plaga-Schwestern sind in Zeiten von sozialem Abstand vor allem virtuell sehr aktiv. Man findet interpretierte und nun auch selbstgeschriebene Stücke unter „Lucie & Amrei” auf Facebook, Instagram und YouTube. In der Weihnachtszeit ist ein eigenes Album geplant. Im Sommer soll diesem ein erstes, kleines Konzert vorangehen.

Und weitere Projekte mit Alexander Mühlhausen an der Kamera sollen folgen. Möglicherweise verschlägt es die Essenerinnen dann erneut in die Peripherie des Ahrtals. 

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