Wettbewerb des Deutschen Handwerks Preisgekrönter Zupfinstrumentenbauer kommt aus Remagen

Oberwinter · In einer kleinen Werkstatt gegenüber vom Oberwinterer Yachthafen werden Zupfinstrumente aller Art und aus aller Welt repariert und gebaut. Seit drei Jahren werkelt der Inhaber dort zusammen mit einem Auszubildenden, der gerade den „Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks“ gewonnen hat.

 Der Meister Tobias Ahlke (vorne) und sein Geselle, Laurens Lamberty, in der Gitarrenwerkstatt in Oberwinter.

Der Meister Tobias Ahlke (vorne) und sein Geselle, Laurens Lamberty, in der Gitarrenwerkstatt in Oberwinter.

Foto: AHR-FOTO

Mit ihrem Musikgeschmack harmonieren sie nicht, in der Werkstatt dagegen umso mehr: Wie erfolgreich das Duo um den Auszubildenden, mittlerweile Gesellen, Laurens Lamberty und seinen Meister, Tobias Ahlke, ist, konnten sie gerade im „Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks“ beweisen. Der 26-Jährige Lamberty holte hier nach dreijähriger Ausbildung den Sieg auf Bundesebene im Bereich „Zupfinstrumentenbau“. In anderen Gewerken sei es viel schwerer einen solchen Titel zu gewinnen, so Lamberty, schon weil die Gesamtzahl der Mitstreiter viel größer sei. In seinem Nischenfach schätzt er die Gesamtzahl der Auszubildenden in einem Jahrgang dagegen auf gerade einmal zehn Personen. Und doch, am Ende kam es zu einem Zweikampf um den ersten Platz, aus dem Lamberty nach sieben Stunden in der Werkstatt schließlich als Gewinner hervorging.

Werkstatt ist gerade einmal 75 Quadratmeter groß

Die Liebe zu den Gitarren begleite ihn schon lange, so der junge Handwerker. Scherzhaft stellt er sogar fest: „Im Instrumentenbau ist es ein häufiges Phänomen: Wenn es nicht für die Musiker-Karriere reicht, entwickeln viele eine große Leidenschaft für die technische Seite.“ So war und ist es auch bei dem jungen Bad Honnefer, der mittlerweile in Sankt Augustin wohnt. Zuvor hatte er schon eine fertige Ausbildung als Tischler im Bonner Museum König absolviert: „Das war ein toller Ort und eine tolle Ausbildung“, schwärmt er und dennoch sei ihm immer klar gewesen: „Das reicht irgendwie noch nicht.“ So kam er eines Tages privat, als Hobbymusiker, in die kleine Werkstatt von Ahlke direkt am Oberwinterer Yachthafen. Ahlke hatte bis dahin seinen Betrieb drei Jahre lang alleine geführt und auch als ausbildender Meister noch keine Erfahrung gesammelt.

Und doch: Lamberty ging an diesem Tag mit der mündlichen Vereinbarung für einen Ausbildungsplatz nach Hause. Nach drei Jahren zusammen auf 75 Quadratmetern in einer ehemaligen Brennerei wirken die beiden sehr vertraut. „Ich wusste, dass Ausbildung auch heißt: viel Zeit investieren,“ so Ahlke. Mit Laurens habe er jedoch Glück gehabt, da dieser bereits über sehr gute Vorkenntnisse in Holzkunde und handwerklichen Abläufen verfügte. „Doch die fachlichen Anforderungen im Zupfinstrumentenbau sind noch mal sehr speziell,“ so der ebenfalls preisgekrönte Meister. Er bereut den Schritt nicht, einen Auszubildenden aufgenommen zu haben: „Nicht nur, um den Beruf am Leben zu halten. Es ist auch schön, fachlich jemand hier zu haben.“ Denn Lamberty arbeitet auch nach bestandener Prüfung weiter mit im Betrieb.

Langweilig werden ihre Aufgaben nicht, die die Profis auf drei wesentliche Felder aufteilen: Haptik, Optik und Klang. „Gerade die Komponente Klang erschwert die Arbeit sehr, macht sie aber auch so schön“, so der frischgebackene Geselle. Die Werkstatt ließe zu, „so ziemlich jeden Kundenwunsch“ zu fertigen. „Ganz häufig sind wir erst mal Dolmetscher: Der Kunde sagt uns, welchen Sound er haben will, und wir übersetzen das dann ins Technische“, so Ahlke weiter. „Wir fertigen hier alles selbst und fangen dabei häufig mit der rohen Baumscheibe an.“

Auch Musiker von Cat Ballou oder Völkerball sind Kunden

Aktuell, immer vor Weihnachten, würde allerdings das Geschäft mit den Reparaturen überwiegen. So lehnen etwa 40 Gitarren und E-Gitarren, gut verpackt in ihre Koffer und Tragetaschen, an der Treppe der Werkstatt in Oberwinter. Am Arbeitstisch ist gerade ein Gitarrenhals einer industriell gefertigten E-Gitarre eingespannt, der nach Kundenwunsch verändert wird. Neben Gitarren finden auch Ukulelen, Mandolinen, Balalaikas, Zithern und Bässe oder auch Harfen ihren Weg in die Werkstatt im Rheinland. Und auch Profimusiker schätzen die Expertise von Meister Ahlke: So zählen zu seinen Kunden die Gruppen Cat Ballou oder auch Völkerball. Die Kunden kommen dabei meist aus einem Umkreis von etwa 100 Kilometern. „Auch ein Mann aus Thailand kommt etwa alle zwei Jahre vorbei“, so Ahlke über seine bunte Kundschaft.

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