Ausstellungseröffnung Bildwelten mit Weitblick und Tiefgang in Bad Honnef

Bad Honnef · Eine neue Ausstellung im Honnefer Kunstraum bringt bei Betrachtern die Fantasie zum Schwingen.

Cornelia Nasner, Jean Schlieber und Irina Wistoff präsentieren die Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef. Der Titel: „Uncertain Time“. Auf Deutsch: „Unsichere Zeit“.

Cornelia Nasner, Jean Schlieber und Irina Wistoff präsentieren die Ausstellung im Kunstraum Bad Honnef. Der Titel: „Uncertain Time“. Auf Deutsch: „Unsichere Zeit“.

Foto: Iris Zumbusch

Das war ein klares Bekenntnis: „Mit Kunst können wir in diesen schwierigen Zeiten ein Stück Normalität anbieten“, sagte Cornelia Nasner, Vorsitzende des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur, bei der Eröffnung der Ausstellung mit Zeichnungen von Jean Schlieber. Der Künstler selbst hatte bei dem Titel für seine Ausstellung Bezug auf die Zeit genommen: „uncertain times“ , unsichere Zeiten". Diese Kunstwerke entführen die Besucher in eine ganz besondere Welt, beschrieb Nasner ihre Eindrücke beim Betrachten der Werke.

Bleistift als bevorzugtes Arbeitsgerät

Jean Schlieber hat fraglos seine für ihn charakteristische Ausdrucksform gefunden und mit faszinierenden Perspektiven gefüllt. Der Bleistift ist sein bevorzugtes Arbeitsgerät. Mit Farben geht Schlieber sparsam um. Schattierungen, wie etwa in seinen Mondlandschaften, erreicht er mit Wischerstiften. Nahezu wie aus unmittelbarer Nähe fotografiert wirkt die Mondoberfläche, die der Künstler gleichsam aus der Perspektive eines Astronauten hinter Erdwelten aufsteigen lässt.

In den Erdwelten indes finden sich archäologische Funde aus allen Epochen der Menschengeschichte. Zu sehen sind Höhlenmalereien neben Knochenteilen, Holzabsplitterungen, Scherben, Ruinen oder Relief-Fragmente. Die Spuren der Vergangenheit werden zu Zeugen von „unsicheren Zeiten“, in denen nichts bleibt. Zerfall, Zerbrechlichkeit und defekt Gewordenes stehen einstiger Üppigkeit, Schönheit und Unversehrtheit gegenüber.

In der Zeichnung „Hafen gescheiterter Nautik III “ finden sich wesentliche Elemente, Merkmale und vor allem Symbole seiner Kunst: Die Boote etwa symbolisieren neue Lebensräume, Stützen stehen für Sicherheit und Lebenshilfe. Oft ziehen feinst gezeichnete Karawanen durch die Bilder. Der Handel ist im Fluss. Die Bildebenen entziehen sich den vertrauten Perspektiven, ebenso die Erlebniswelten. Oft verknüpft Schlieber Bildelemente zur Collage mit Ausschnitten aus alten Landkarten oder Katalogen mit historischen Motiven. Die Bilder entwickeln ein Eigenleben, in das sich Betrachter über Stunden hinein schauen können.

Neugieriges Navigieren durch eine „Zwischenwelt“

„Ich erkenne zwar vertraute Reminiszenzen an die Kunstgeschichte in Bildzitaten, Lebewesen, Landkarten, Schriftzeichen und Gegenständen, befinde mich aber unversehens in einer Zwischenwelt aus Realismus und Surrealismus, durch die ich neugierig und behutsam zu navigieren beginne“, erklärte Irina Wistoff, Museumspädagogin, in einer Eröffnungsrede auf der Vernissage. Dabei würde fast unbemerkt der Blick der eigenen Wahrnehmung intensiviert. Durch die auf den Bildern dargestellten Gegensätze – etwa Weite und Nähe, Erde und Mond- ergäbe sich eine nahezu verstörende Gleichzeitigkeit, wie sie auch in der realen Welt zu finden und nicht fremd sei, sagte Wistoff.

Die Zeichnungen Schliebers zeugten von Leidenschaft, inhaltlicher Perfektion, Hingabe und Freude. Dabei gelängen ihm Werke von hoher Ästhetik. „Als Betrachtende empfinde ich ihren organischen Wachstumsprozess, die darin eingeflossene Lebenszeit komprimiert nach“, verdichtete Wistoff ihre Eindrücke.

Die Ausstellung ist noch bis zum 9. April im Kunstraum am Rathausplatz in Bad Honnef zu sehen. Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 13 Uhr.

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