Go-Meisterschaften in Alfter Dieses Spiel ist schwieriger als Schach

Alfter · „Go“ gilt als schwierigstes Strategiespiel der Welt. Am Wochenende findet das 42. Bonner Go-Turnier in Alfter statt. Organisator ist Jonas Welticke, vierfacher deutscher Meister in dieser Sportart.

Meister eines königlichen Spiels: Jonas Welticke aus Oedekoven ist deutscher Meister in dem chinesischen Brettspiel Go.

Meister eines königlichen Spiels: Jonas Welticke aus Oedekoven ist deutscher Meister in dem chinesischen Brettspiel Go.

Foto: Axel Vogel

Go: Was einen so simplen Namen hat, gilt als komplexestes Strategiespiel der Welt. Wobei es nur drei grundlegende Spielregeln gibt. Die Spieler setzen nacheinander schwarze und weiße Steine auf ein Spielbrett. Steine, die von gegnerischen Steinen umzingelt sind, werden vom Brett genommen. Das Ziel des aus Ostasien stammenden Spiels ist es, möglichst viele Gebiete auf dem Spielfeld zu erobern.

Jonas Welticke kann das richtig gut. Der in Alfter-Oedekoven lebende 27-Jährige hat im Alter von 13 Jahren mit dem Go-Spielen begonnen. Schon als Kind interessiert er sich für die japanische Kultur. Allerdings verstaubt ein vom Vater geschenktes Go-Brett zunächst auf dem Dachboden. Dann liest Welticke den japanischen Comic „Hikaru no Go“, in dem Go eine große Rolle spielt. Er fängt an, sich für das Spiel zu interessieren.

Seine ersten Partien spielt er online. Dabei lernt er einen Spieler aus Bonn kennen, der ihn zu einem Spieletreff nach Sankt Augustin einlädt. Welticke spielt dort einmal die Woche. „Ich war der schlechteste Anfänger, den ich bis heute kenne“, erzählt er. Im vergangenen Jahr ist Welticke zum vierten Mal deutscher Meister im Go geworden.

Das Spiel ist schwieriger als Schach

Go ist vor etwa 4000 Jahren in China entstanden. Es gilt als das älteste Strategiespiel der Welt. Um die Entstehung ranken sich Legenden. Der Kaiser Yao soll das Spiel entworfen haben, um seinen rebellischen Sohn zur Vernunft zu bringen. Heute ist Go in ganz Asien populär. Aber auch in Europa gibt es viele Fans. Der Spielaufbau ist simpel: Ein Spielbrett besteht aus 19 vertikalen und 19 horizontalen Linien. Das ergibt ein Raster mit 361 Schnittpunkten, auf die Steine gesetzt werden können. Ein Spieler erhält 181 schwarze Steine, der andere Spieler 180 weiße Steine. Trotz dieser einfachen Anordnung ist Go nach Ansicht von Experten um ein Vielfaches komplexer als etwa Schach. Es gibt nahezu unendlich viele Spielmöglichkeiten. In China heißt es: „Go zu erlernen dauert eine Stunde, es zu meistern ein Leben lang.“

Mit 17 reist Welticke das erste Mal für drei Monate nach Japan und besucht dort eine Go-Schule. Das gefällt ihm so gut, dass er nach dem Abitur in Bonn für ein halbes Jahr eine Go-Schule in China besucht, durch ein Stipendium finanziert. „Die Schüler machen dort nichts anderes, als Go zu spielen. Das war die beste Zeit meines Lebens“, erzählt er. Der 27-Jährige erinnert sich: „Gerade am Anfang gab es viel Gegenwind von meiner Mutter. Ich ging nicht in die Schule und wollte mit 14 nach Japan reisen.“

Mittlerweile kennt jeder in Weltickes Umfeld das Strategiespiel. „Man kann mich nicht kennen, ohne Go zu kennen“, sagt er. Sein Philosophie- und Englisch-Studium hat er abgebrochen. Es habe ihn zu sehr in seiner Freiheit eingeschränkt. Zunächst finanziert er sich durch Einnahmen aus Go-Turnieren. Mittlerweile arbeitet er als Lehrer für das Spiel und gibt Kurse. „Ich verdiene noch nicht viel damit, aber ich denke, ich gehe in die richtige Richtung“, sagt er.

Fehler zu machen ist das Beste, daraus lernt man

An Go faszinieren Welticke am meisten die fast unendlichen Möglichkeiten des Spiels. „Ich spiele seit 13 Jahren intensiv und es gibt immer noch so viel zu lernen.“ Anfängern rät er, vor allem viele Fehler zu machen. „Je mehr Fehler man macht, desto besser. Umso mehr lernt man.“

Und es braucht Zeit. Gerade am Anfang könne das Spiel sehr frustrierend sein, doch Spieler sollten sich nicht entmutigen lassen, meint Welticke. „Es gibt so viele Möglichkeiten im Go, da sind Fehler unvermeidbar.“ Logisches Denken sei von Vorteil, aber auch Kreativität und Intuition gehören dazu.

Momentan schreibt Jonas Welticke ein Go-Buch – und an diesem Wochenende wird er zum ersten Mal ein Turnier ausrichten. Deshalb findet das 42. Bonner Go-Turnier auch in Alfter statt (siehe Info-Kasten). Und welche Pläne hat er noch? „Jeder Bonner soll Go kennen“, sagt Welticke und lacht. „Das ist mein langfristiges Ziel.“

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