Das ist Rheinisch Kumm, mer jonn nom Hahneköppe!
Rheinland · Der GA erklärt kurz und knapp alles, was man über den rheinischen Dialekt wissen muss. Immer mit dabei eine rheinische Redensart. Diesmal: Hahneköppe!
Hier und heute müssen wir eine Triggerwarnung ausgeben. Es ist ja üblich geworden in der Welt der Medien und vor allem der Hörkonserven wie Podcasts, immer dann vorab eine Warnung auszusprechen, wenn ein Inhalt folgt, der dem Hörer in irgendeiner Weise aufstoßen könnte. Etwa weil Gewalt darin vorkommt.
Das ist zwar hier nur indirekt der Fall, aber unser Beipackzettel sagt diesmal: Vorsicht bei allzu schwachen Nerven. Denn es geht um die rheinische Redewendung: „Kumm, mer jonn nom Hahneköppe“! Zu gut Hochdeutsch: Komm, wir gehen zum Hahneköpfen! Man kann sich denken, worum es geht, aber wir wollen das Ganze erst einmal in einen größeren Zusammenhang stellen.
Sprachbilder aus der Landwirtschaft
Der rheinische Dialekt enthält zu sehr großen Teilen konkrete Anklänge an die Welt der Landwirtschaft. Das ist logisch, weil Ackerbau und Viehzucht über Jahrhunderte den Alltag der Menschen bestimmt hat. Selbst wer nicht Haupterwerbsbauer war, hatte wenigstens einen gut bewirtschafteten Gemüsegarten für den Eigenverbrauch. Dementsprechend war auch der Abschluss des Erntejahres am ersten Oktoberwochende - wie aktuell - von besonderer Bedeutung.
Die Ernte war eingefahren, und die Wintertage standen vor der Tür. Grund genug, den Ertrag eigener Früchte Arbeit zu feiern. Im katholischen Rheinland ist seit Jahrhunderten das Erntedankfest bezeugt, bei dem man sich beim Allerhöchsten bedankt. Dazu haben sich viele Bräuche entwickelt: Erntekranz und Erntekrone, Festumzüge und Vogelschießen.
Erntedankfest am ersten Oktoberwochenende
Lange beliebt war der Brauch des Hahneköppens oder des Hahnenfangens. In der Eifel wurde ein Hahn auf ein Feld gesetzt und die Bauern versuchten, ihn einzufangen. Wer ihn hatte, durfte ihn behalten. Außerdem gab es den Brauch, mit einem aus Getreide-Ähren geformten Hahn zum Bauern zu gehen und eine Bewirtung zu fordern.
Dazu rezitierte man: „Hier haben wir den Hahnen, der seit drei Wochen früh tat mahnen, mit seinem immerwährenden Kikerik.“ Anschließend wurde der Strohhahn geköpft als Sühne dafür, dass er nach kurzen Nächten immer frühmorgens so unangenehm schrill zur Arbeit gerufen hat.
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