Kinder aus Sinzig in Troisdorf Vom Flutgebiet in den Trampolinpark

Troisdorf · 80 Kinder konnten für drei Stunden die Katastrophe vergessen, als sie den Sprung-Raum in Troisdorf für sich hatten.

Kinder aus Sinzig in Troisdorf: Vom Flutgebiet in den Trampolinpark
Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Dreck und Schlamm, wohin sie schauen. Gerüche, die sie nie mehr vergessen werden, Bilder, die sich ihnen eingebrannt haben und Angst, die lange Zeit ihr ständiger Begleiter sein wird.

Das alles können 80 Kinder aus dem „Haus der offenen Tür Sinzig“ für ein paar Stunden vergessen. Mit zwei Bussen werden die Sechs- bis Dreizehnjährigen mit ihren acht Begleiterinnen aus der Einrichtung im Katastrophengebiet nach Troisdorf in den Sprung.Raum gefahren. Die Vorfreude ist riesengroß, die Kinder können es kaum abwarten, die große Halle mit ihrem Erlebnisparcours entdecken zu dürfen. Doch zunächst werden sie von Nadira Stahl-Essberger und Alexander Biber begrüßt.

Der Bürgermeister erklärt die Aktion: „Wir bieten den Kindern hier eine Ablenkung, damit sie mal was anderes sehen“. Die Sprung.Raum-Inhaberin, die eigens zur Begrüßung aus Hamburg anreiste und selbst Mutter von drei Kindern ist, hat den gesamten Ausflug gesponsert und finanziert. „Die Kinder haben den Tag exklusiv für sich, sie werden verpflegt und bekommen am Ende ein kleines Geschenk zur Erinnerung. Schon in der letzten Woche waren 14 Kinder aus Swisttal hier und haben den Tag genossen. Es freut mich, wenn ich auf diese Art helfen kann“.

Den ersten Kontakt hatte Alexander Klein von der KG Grün-Weiß Bergheim hergestellt. Er war mit seinen Karnevalsfreunden selbst im Überflutungsgebiet als Helfer unterwegs und knüpfte so die ersten Verbindungen.

Kinder aus Sinzig in Troisdorf: Vom Flutgebiet in den Trampolinpark
Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Noch sind Ferien in Rheinland-Pfalz. Annette Hoffmann vom Haus der offenen Tür Sinzig ist für die gebotene Abwechslung dankbar. „Die Kinder sind sehr viel ruhiger als vor der Katastrophe, sie haben alles verloren, haben oft Angst. Es gibt zwar Anlaufstellen für psychotherapeutische Betreuung, die beste Therapie aber ist in meinen Augen Abwechslung, wie sie hier geboten wird.“ Dafür schallte dann aus 80 Kehlen ein lautes „Danke schön“ ehe die Kinder die Halle einnehmen.

Markus Eich ist gerührt über die fröhlichen Kinder, die für kurze Zeit ihre aktuelle Situation vergessen können. Der Erbauer der Halle, in der der Sprung.Raum betrieben wird, hat ständigen Kontakt zur Betreiberfamilie Stahl in Hamburg. Er hatte ihr über die schlimme Lage der Kinder in den betroffenen Überflutungsgebieten berichtet und man war sich über die Hilfsaktion schnell einig: „Wir wollten die Kinder aus der kaputten Welt herausholen. Das hat offensichtlich funktioniert.“ Mit nur zehn Tagen Vorlauf wurde die Aktion geplant. Volker Otto, Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft mbH, habe die Organisation innerhalb der RSVG als Chefsache übernommen, so Eich: „Zustimmung und Rückendeckung vom Bürgermeister waren im Vorfeld bereits signalisiert, so konnte umgehend das Angebot an das Haus der offenen Tür Sinzig gemacht werden.“ Hier war der Andrang so groß, dass statt des einen erwarteten Busses gleich zwei Fahrzeuge der RSVG in Troisdorf vorfuhren. Dazu Nadira Stahl-Essberger: „Normalerweise werden hier Kindergeburtstage oder Discoabende gefeiert, kommen Schulklassen oder wird zu Firmenevents eingeladen. Heute haben die Kinder aus den Katastrophengebieten Vorrang und die Halle ganz alleine für sich.“

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