„Sein und Schein“ Haus Alfterer Geschichte stellt Militär-Geschichte zur Schau

Alfter · Das Haus Alfterer Geschichte stellt ab dem Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 12. September, historische Orden, Fahnen und Soldbücher heimischer Bürger aus. Die Ausstellung gewährt einen Einblick in die militärische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.

 Im Haus Alfterer Geschichte schaut sich Thomas Gebbing ein Video über die Kriegsrealität im Schützengraben während des Ersten Weltkrieges an.

Im Haus Alfterer Geschichte schaut sich Thomas Gebbing ein Video über die Kriegsrealität im Schützengraben während des Ersten Weltkrieges an.

Foto: Matthias Kehrein

Fotos, Devotionalien und szenische Darstellungen führen jetzt zurück in die alles andere als friedlichen Zeiten des 19. und 20. Jahrhunderts: Zum Denkmalstag am Sonntag, 12. September, der unter dem Thema „Sein und Schein“ steht, ist das Haus Alfterer Geschichte Widersprüchen einer militaristischen Gesellschaft auf der Spur. Unter Federführung von Robin Huth, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins, haben die Mitglieder auf der Suche nach historischen Fundstücken ihr Archiv durchstöbert. „Da fiel uns auf, dass viele Sachen mit Militär zu tun hatten. Und so entwickelten wir die Konzeption“, stellte „Kurator“ Huth fest.

Im Zentrum der Ausstellung stehen Zeitsäulen, die als dreiteilige Wandelemente den Raum in zwei Hälften unterteilen. Die eine Seite ist dem vordergründigen Schein des Soldatentums gewidmet, die Rückseite zeigt die grausame Realität und die gesellschaftlichen Auswirkungen des Militarismus.

Als Ausdruck der Unbesiegbarkeit werden ein Bajonett aus dem Zweiten Weltkrieg, Soldbücher von 1896 und 1914, die Kyffhäuser Denkmünze für Teilnehmer des Ersten Weltkrieges 1914/18, Kriegsverdienstkreuze oder auch Reservisten-Schnapsflaschen präsentiert. Besucher erhalten darüber hinaus auch einen umfassenden Einblick in die Entwicklung des deutschen Militarismus und die von Soldaten und Militär bestimmte Gesellschaft. Als Kehrseite der Medaille werden die Spuren des militärischen Zeitalters beleuchtet.

Die Rede Kaiser Wilhelms II. an die Bevölkerung nach der Mobilmachung im August 1914 und die Film- und Bildbeiträge zur Soldatenwirklichkeit in den Schützengräben in Flandern und Belgien verdeutlichen die Folgen des Krieges. 18 Steckbriefe gefallener Alfterer Bürger – insgesamt starben 260 während des Zweiten Weltkriegs – zeigen die Allgenwart des Todes.

So fiel zum Beispiel der 26-jährige Theodor Weiler aus der Kronenstraße noch kurz vor Kriegsende im April 1945 auf dem Rückweg aus Kroatien. Und auch der gleichaltrige Matthias Breuer (Bachstraße) starb 1942 durch einen Kopfschuss. Ihm schrieb sein Kompaniechef nach dem Tod ins Stammbuch: „Infolge seiner Unerschrockenheit und seiner nie versagenden frohen Laune war er unter seinen Kameraden sehr beliebt“.

Ein Foto zeigt das Kriegerdenkmal am Herrenwingert als steingewordenen Ausdruck zwischen Schein und Sein. Gewidmet den Toten von 1870/71 wurde es kurz vor Kriegsausbruch im Juli 1914 enthüllt –  analog zur Mobilmachung gegen Frankreich. „In Wahrheit war es ein Aufruf an die Zeitgenossen, den Helden der Vergangenheit nachzueifern“, erklärte Huth.

Nicht vergessen wurden in der Ausstellung auch die Kriegervereine, die bis 1945 aktiv waren. Anhand des Protokollbuches des „Kameradschaftlichen Kriegervereins Alfter“ werden Schein und Sein noch einmal deutlich. Auch wenn der damalige Verein dem ehrenhaften Soldatentum verpflichtet war, zeigen die Niederschriften, dass es den Mitgliedern eher um Gemeinschaft, Brauchtum und Feiern ging.

„Wir wollen die dargestellten Aspekte der Ereignisse und Entwicklungen, die Begeisterung und auch das Grauen nicht bewerten. Die Ausstellung soll nur den Aspekt von Illusion und Realität in einem Teil unserer Geschichte aufzeigen“, machte Huth deutlich.

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