Fällaktion in Pech Borkenkäfer sorgt für Fichtensterben an L 158

Wachtberg-Pech · Straßen NRW lässt an der L 158 in Pech Bäume wegen mangelnder Standsicherheit fällen. Eine Pecherin glaubt allerdings, dass nicht alle Exemplare vom Borkenkäfer befallen waren. Grundstückseigentümer muss ausfindig gemacht werden.

 Die Fichten an der L 158 vor der Fällung.

Die Fichten an der L 158 vor der Fällung.

Foto: privat

Seit dem 30. September hat Regine Müller (Name geändert) gekämpft. Für den Erhalt von mehreren Fichten an der Pecher Landstraße (L 158). Ihre „Gegner“ waren für sie all jene, die den Bäumen in ihrer Nachbarschaft zu Leibe rücken wollten. „Denn für mich sind die meisten Fichten gesund und müssen einfach mit weichen“, meint die Pecherin. Wobei „waren gesund“ das Ganze besser trifft: Denn am Mittwoch rückte eine Fachfirma an und entfernte zehn Bäume. Zwei im Auftrag des Landesbetriebs Straßenbau NRW, der Rest im Auftrag eines Privatmannes wegen einer nicht auszuschließenden Verkehrsgefährdung.

Die Gemeinde Wachtberg, die Müller wie viele andere Institutionen in den zurückliegenden Tagen angeschrieben und kritisiert hat, ist nicht zuständig. Aber Sprecherin Margrit Märtens kann Licht ins Dunkel bringen, wie sich der Fall entwickelt hat. Ein Hauseigentümer habe sich an die Verwaltung gewandt, da er sich wegen seiner Meinung nach maroder Bäume an der Grundstückgrenze Sorgen machte. „Bei Sturm, befürchtete er, könnten diese entweder auf die parkenden Autos seiner Mieter oder auf die Landstraße fallen“, sagte Märtens auf Anfrage.

Begehung mit der Gemeinde Wachtberg

Bei der anschließenden Begehung mit Vertretern der Gemeinde und wegen der Nähe zur L 158 auch von Straßen NRW konnte nicht festgestellt werden, auf welchem Grund die betreffenden Bäume standen. „Seitens der Gemeinde Wachtberg wurde dann ein amtlich bestellter Vermessungsingenieur beauftragt, um die Grundeigentümer-Frage zu klären“, so Märtens. Der wiederum fand heraus, dass das Gros auf privatem Grund stand, ein kleiner Rest Straßen.NRW gehörte – und keine der Fichten auf Gemeindegrund.

Der Clou: Der private Eigentümer des kleinen Streifens ist laut Märtens jedoch nicht identisch mit dem Hauseigentümer, der sich ursprünglich gemeldet hatte. Die Gemeinde kontaktierte daraufhin den rechtmäßigen Grundstückseigentümer und wies ihn auf seine Verkehrssicherungspflicht hin. Das tat laut Bernd Aulmann von Straßen NRW auch sein Landesbetrieb. Nach GA-Informationen reagierte der im Ausland lebende Mann nicht. „Schließlich haben wir uns darauf geeinigt, dass wir die Bäume auf seine Rechnung mit entfernen“, so Aulmann.

Baumkontrolleur bestätigt Befall

Dass die Bäume überhaupt gefällt werden mussten, liegt laut Straßen NRW am Borkenkäfer. „Unser Baumkontrolleur war mehrfach vor Ort und hat bestätigt, dass  acht Bäume tot und zwei befallen waren“, sagte Aulmann. Damit war das Aus beschlossen. Der Kontrolleur habe zudem weitere Bäume in der Nachbarschaft als kritisch eingestuft; auch dort könnten die Grundstückseigentümer also Post mit einer Fällungsaufforderung erhalten. Unklar ist noch, ob tatsächlich ein weiterer, gesunder Baum gefällt werden musste, um an die übrigen zu gelangen. In den nächsten Tagen sollen Stämme und Nadelwerk gehäckselt werden.

Der BUND, von Müller ebenfalls mit ins Boot geholt, bewertete die Situation nicht ganz so eindeutig wie Straßen NRW. „Wir sehen die Notwendigkeit, dass tote Fichten wegkommen, aber es hätte durchaus Möglichkeiten gegeben, manche Exemplare zu erhalten“, meint Dietrich Kampe beim BUND für Wachtberg zuständig. Einige Kronen hätten noch relativ gesund ausgesehen. „Auf der anderen Seite ist es aber auch schwierig, Einzelexemplare aus einer Baumgruppe herauszunehmen“, so Kampe. Er wünschte sich, vor allem auch für die Anlieger, eine Ersatzpflanzung: „Durch die neue Lücke entsteht Rauscheffekt durch den Verkehr, zudem gibt es störende Lichteffekte.“

Dem widerspricht Straßen NRW. „Dass ein Baum Lärmschutz bietet, ist ein Trugschluss“, sagte Aulmann. Dass es nach einer Fällung lauter werde sei nur ein subjektiver Eindruck, aber nicht messbar. Nachpflanzungen seien nicht geplant, das vorhandene Grün habe nun mehr Raum zu wachsen.

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