Dem Präsidenten bläst Gegenwind ins Gesicht

Tanas als "Chef" der Mittelrhein-Fußballer wiedergewählt - Egidius Braun war Ehrengast

Hennef. Der Präsident propagierte die Zusammenarbeit zwischen Verbandsvorstand und Vereinen, doch am Ende sorgte er bei vielen Delegierten für Missstimmung. Als der alte und neue "Chef" des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM), Karl-Josef Tanas (Kreis Heinsberg), nach viereinhalbstündiger Sitzung den Verbandstag in der Sportschule Hennef schloss, gab er den Anwesenden nicht einmal mehr die Gelegenheit zu Anmerkungen und Kritik.

Axel Linden (1. FC Spich) zeigte sich völlig frustriert: "Ich habe mich als Vereinsvertreter überflüssig gefühlt. Da hätte ich auch zu Hause bleiben können. Anscheinend gibt es diese Zusammenarbeit mit den Klubs nicht, oder es soll sie gar nicht geben", äußerte der Fußball-Abteilungsleiter der Gelb-Schwarzen seinen Unmut.

Zu den merkwürdigen Begleitumständen der Auslosung für die Bezirksliga-Relegation hatte er sich äußern wollen; zu Wort kam er nicht. Dass es Tanas die Laune gehörig verhagelt hatte, dazu hatte auch der Bonner Kreisvorsitzende Armin Ebner seinen Teil beigetragen. Als die Mitglieder des Verbandsschiedsrichterausschusses gewählt werden sollten, ging Ebner auf Konfrontationskurs zu Tanas und Geschäftsführer Hans Willy Zolper.

Diese wollten mit dem Kölner Jan Friedrich Orth, erst kurz zuvor als "soziales Talent" im Zuge der Verjüngung der Ausschüsse zum Assistenten im Präsidium befördert, offenbar einen ihrer Favoriten schon im Vorhinein mit besonderer Aufgabenverteilung in das Gremium hieven. Die übrigen Kandidaten hatte Zolper noch gar nicht genannt. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass man einerseits zusätzliche Posten für die ''sozialen Talente'' schafft, andererseits aber einen verdienten Schiedsrichter durchfallen lassen will, weil ein Bewerber zu viel da ist", sagte Ebner und fand die volle Rückendeckung der Kreis-Delegierten. Die Schlappe für den Vorstand wurde offenkundig, als Orth mit den wenigsten Stimmen aus dem Ausschuss flog.

Tanas erwies sich als schlechter Verlierer: "Damit wird sich das Präsidium noch zu beschäftigen haben", kündigte er am Ende der Versammlung an. Für Aufsehen sorgten die Delegierten von der Sieg. Als mit Sascha Hendrich (Sankt Augustin) ein Mann aus dem eigenen Kreis als "soziales Talent" zur Berufung in den Verbandsfußballausschuss anstand, zeigten sie ihm im wahrsten Sinn des Wortes die Rote Karte.

Hendrich wurde dennoch gewählt - ohne die Rückendeckung der eigenen Kameraden. Der 19-Jährige fand "die mangelnde Unterstützung einfach nur traurig" und warf dem Kreisvorsitzenden Max Schäfer (Windeck) mangelnde Gesprächsbereitschaft im Vorfeld vor. Schäfer konterte barsch: "In den letzten Jahren hat Hendrich als Mitglied des Kreisjugendausschusses oft keine Zeit gefunden, um seinen Aufgaben gerecht zu werden." Dabei hatte alles harmonisch begonnen. Unter der frisch installierten Tafel der neun neuen FVM-Kreise nahm auf dem Podium inmitten der Vorstandsmitglieder sogar der Ehrenpräsident des FVM und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Platz. Egidius Braun hatte es sich als alter Mittelrheiner nicht nehmen lassen, nach seiner schweren Erkrankung den Kameraden aus vergangener Zeit einen Besuch abzustatten.

Und er erlebte zahlreiche Ehrungen mit: Der ehemalige Sportschulleiter Heinz Henninger wurde mit der Goldenen FVM-Ehrennadel ausgezeichnet; die aus dem Vorstand ausgeschiedenen Heinz Brill (Schiedsrichterobmann) und Willy Engels (Schatzmeister) wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. In einer Feierstunde am Vorabend waren unter anderen bereits Artur Fuchs (Leuscheid), Alfred Vianden (Oedekoven) und Hans-Peter Wirtz (Bergheim) mit der DFB-Verdienstnadel bedacht worden.

Die Silberne FVM-Ehrennadel ging auch an Hans-Jürgen Baier (Hütte), Heinz Gahre (Volmershoven) und Thomas Riedel (Spich).

Die Wahlen: Präsident: Karl-Josef Tanas (Heinsberg); Vizepräsidenten: Walter Schneeloch (Berg), Alfred Vianden (Bonn); Schatzmeister: Folkmar Becher (Berg); "soziales Talent": Jan Friedrich Orth (Köln).

Fußballausschuss: Vorsitzender: Helmut Wagner (Euskirchen); Beisitzer: Hans-Josef Geiser (Heinsberg), Günther Ritzerfeld (Aachen), Fritz Seffen (Berg), Rolf Thiel (Köln), Ingrid Naß (Bonn); "soziales Talent": Sascha Hendrich (Sieg).

Schiedsrichterausschuss: Vorsitzender: Heinz Gahre (Bonn); Lehrwart: Michael Beitzel (Sieg); Beisitzer: Hans-Jürgen Baier (Sieg), Peter Oprei (Aachen), Hans-Willi Ronig (Düren), Markus Müller (Köln), Gerhard Schütz (Heinsberg); "soziales Talent": Sven Clever (Berg).

Ausschuss für Freizeit- und Breitensport: Vorsitzender: Reiner Meis (Heinsberg);

Beisitzer: Robert Henges (Aachen), Eduard Meinzer (Heinsberg), Harald Thönse (Euskirchen), Jan-Günther Naß (Bonn).

Satzungsausschuss: Vorsitzender: Hans-Hermann Menzel (Aachen); Beisitzer: Wolfgang Becher (Köln), Dieter Stäglich (Bonn); "soziales Talent": Stephan Osnabrügge (Euskirchen).

Verbandsspruchkammer: Vorsitzender: Herbert Schartmann (Aachen); Beisitzer: Beate Cürten (Berg), Karl-Heinz Grimm (Köln), Hubert Jung (Euskirchen), Thomas Riedel (Sieg); Ersatz: Robert Deller (Euskirchen), Hans-Peter Dresen (Erft); "soziales Talent": Stefan Flock (Berg).

Bezirksspruchkammer I: Vorsitzender: Norbert Schneider (Sieg); Beisitzer: Bernd Johannwerner (Köln), Peter Kraus (Bonn), Hans Gert Hirte (Berg), Norbert Monschau (Euskirchen); Ersatz: Helmut Küpper (Sieg), Eugen Müller (Köln); "soziales Talent": Björn Schiffbauer (Sieg).

Kassenprüfer: Hans-Peter Fuchs (Sieg), Wolfgang Aretz (Bonn), Rolf Schwarz (Köln).

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