Löwe von Bonn André Sanita freut sich auf Heimweltcup

Bonn · Florettfechter André Sanita startet als Lokalmatador beim 49. Löwen von Bonn. Die Hauptrunde ist das Mindestziel. Um sich zu vor seinen Kämpfen zu beruhigen, greift der 30-Jährige zu wundersamen Mitteln.

Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen 2021 möchte André Sanita auch beim Löwen von Bonn jubeln.

Ähnlich wie bei den Olympischen Spielen 2021 möchte André Sanita auch beim Löwen von Bonn jubeln.

Foto: dpa/Oliver Weiken

Eigentlich sei es ja ein Weltcup wie jeder andere auch. Ziel müsse es daher sein, die Kämpfe professionell anzugehen, den normalen Rhythmus einzuhalten, alles so zu machen wie immer. Aber ganz so leicht sei das dann doch nicht, wenn man zuhause antreten darf – vor den Vereinskameraden, seinen Freunden, der Familie. „Der Druck ist schon größer, das ist klar. Es ist schließlich der Heimweltcup“, sagt André Sanita.

Und noch dazu eines der bestbesetzten Florett-Turniere der Welt. „Der Löwe von Bonn ist ein wirklich sehr, sehr schwerer Weltcup“, erklärt Sanita. Der 30-Jährige ist der Lokalmatador, ficht schon seit Jahren für den Olympischen Fechtclub Bonn (OFC). Und der Olympia-Teilnehmer von 2021 und deutsche Vizemeister 2022 ist auch das sportliche Aushängeschild des Deutschen Fechterbundes (DFB) bei dem Großevent in Bonn.

261 Fechter aus 48 Nationen gehen an diesem Wochenende wieder beim schon 49. Löwen von Bonn in der Hardtberghalle an den Start. Hinzu kommen 30 Mannschaften. Der Löwe gilt damit als größter Weltcup im Herrenflorett weltweit. Erstmals seit November 2019 findet das Turnier wieder in der Bundesstadt statt. Danach war es zweimal wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. „Es ist schon eine Mammutaufgabe, dieses Event nach dem Corona-Schlaf wieder auf die Beine zu stellen“, berichtet Gesine Peckert vom OFC. Nur dank des Einsatzes vieler ehrenamtlicher Helfer und der Unterstützung durch die Stadt Bonn und den DFB sei dies möglich.

Sanita ist froh, dass nun wieder in Bonn gefochten werden kann. „Es ist eine schöne Gelegenheit, den Menschen in Bonn und Deutschland zu zeigen, was für eine tolle Sportart Fechten ist“, sagt der gebürtige Bielefelder. Sein Vater Raffaele werde unter den Zuschauern sein, Mutter Diana kommt indes nicht, „weil sie das nervlich nicht aushält“, berichtet Sanita. Er selbst müsse seine Nerven vor den Kämpfen auch irgendwie in den Griff kriegen. „Ich versuche, mich mit Musik zu beruhigen“, sagt er. Welche Musik? „Rammstein“, sagt er lachend, „aggressive Musik beruhigt mich halt.“

„Ich habe meinen Rücken im Griff“

Sportlich sei der Löwe eine Riesenherausforderung. Noch nie ist Sanita beim Heimturnier weiter als in die Runde der letzten 32 Fechter gekommen. Das Ziel diesmal lautet Erreichen der Hauptrunde mit noch 64 Athleten, „und dann mal sehen, was kommt.“ Los geht es Freitag morgen ab 9 Uhr mit der Vorrunde, in der jeder Fechter sechs Partien austragen muss, bei denen fünf Treffer zum Sieg reichen. Wer da ohne Niederlage bleibt, steht voraussichtlich schon in der Hauptrunde. Alle anderen müssen in K.o.-Duellen, bei denen 15 Treffer erzielt werden müssen, ums Weiterkommen kämpfen.

Sanita ist grundsätzlich schon froh, dass er beim ersten Weltcup der neuen Saison überhaupt dabei sein kann. Nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, bei denen er mit dem deutschen Florettteam Sechster geworden war, traten bei Sanita extreme Rückenschmerzen auf. „Ich habe seit 2017 Arthrose in der Lendenwirbelsäule“, erklärt er, nach Olympia wurde es immer schlimmer. Ein Jahr lang konnte er deshalb fast überhaupt nicht trainieren, musste über Reha seinen Rücken wieder stabilisieren. Dann feierte er im Juni sein sensationelles Comeback mit Platz zwei bei der deutschen Meisterschaft und der Teilnahme an der Weltmeisterschaft. „Ich habe meinen Rücken im Griff“, sagt er jetzt. Auch dank einer kleinen Umstellung seines Fechtstils. Die Schmerzen träten zwar immer wieder mal auf, aber sie stoppen ihn nicht mehr.

Nun hofft er, dass ihn beim Löwen auch kein Gegner stoppen kann.

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