Trainingsstätte für Schulen und Vereine Mehlemer sollen neue Turnhalle bekommen

Mehlem · Eigentlich hatte die Stadt vor, die in die Jahre gekommene Turnhalle an der Oberaustraße zu sanieren. Doch in einem aktuellen Papier favorisiert man nun einen Neubau in Mehlem an gleicher Stelle für rund 4,8 Millionen Euro. Das sorgt im Ort nicht nur für Freudenschreie.

 Die Schul- und Vereinsturnhalle am Mehlemer Sportplatz ist ziemlich in die Jahre gekommen.

Die Schul- und Vereinsturnhalle am Mehlemer Sportplatz ist ziemlich in die Jahre gekommen.

Foto: Axel Vogel

1966 hat Heike Mündelein die Mehlemer Turnhalle das erste Mal betreten. Da war sie sechs Jahre alt. Umgewöhnen musste sich Mündelein, die sich mittlerweile als Kursleiterin beim Mehlemer Sportverein engagiert, seitdem nie. „Es hat sich nicht viel verändert“, sagt sie mit Blick auf die Ausstattung und das Gebäude selbst. Vor ein paar Jahren allerdings sei der Holzboden gemacht worden, da sehr viele Splitter herausstanden. „Und an der Decke wurde im Zuge dessen auch gearbeitet, zudem gab es neue Bänke in den Umkleiden“, erzählt Mündelein. Besonders original wirkt der Übungsleiterraum mit Rissen an den Wänden und einem Schreibtisch, „der schon immer da war“.

Sie hat viele Kunden, die Turnhalle an der Oberaustraße, von Vereinen, aber auch von der Domhofschule und der Französischen Grundschule. Auf Letztere ging vor vielen Jahren Jan Claudius Lechner. Wenn das Bonner CDU-Ratsmitglied an diese Zeit zurückdenkt, kommen neben schönen Erinnerungen auch die von ekligen Hallentoiletten in seinen Kopf. Am Zustand der Toiletten hat sich ebenfalls wenig geändert. Über Facebook teilte der Mehlemer Stadtverordnete nun Neuigkeiten mit: Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) plane keine Sanierung mehr, sondern einen Neubau der Halle, die einen Zugang über die Oberaustraße hat und einen vom Sportplatz aus.

Eigentlich sollte die Halle für 2,3 Millionen Euro saniert werden

Bislang hatte das SGB geplant, die Sanitäranlagen, Duschen und Umkleiden zu modernisieren und dafür bis 2023 insgesamt 2,3 Millionen Euro in seinen Wirtschaftsplan eingestellt. Im aktuellen Monitoringbericht zu Schulen heißt es: „Bei einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, in der die Varianten Neubau und Sanierung gegenübergestellt wurden, stellte sich ein Neubau als nachhaltigere und wirtschaftlichere Variante dar.“ Die zeitliche und organisatorische Umsetzung werde derzeit geklärt.

Lechner warnt allerdings vor zu großer Euphorie: „Das Projekt muss durch alle Gremien, auf dem Weltmarkt sind Rohstoffe bei gleichzeitigem Bauboom knapp, und das SGB hat zu wenig Personal.“ Im optimalen Fall stehe die neue Halle in zwei bis drei Jahren, im anderen in fünf. Rund 4,8 Millionen Euro Kosten prognostizierte das SGB im vergangenen Oktober. Einen genaueren Stand der Planungen gebe es noch nicht, teilte das städtische Presseamt am Montag auf Anfrage mit.

Übungsleiterin sieht auch negative Aspekte eines Neubaus

Bei Übungsleiterin Mündelein schlagen beim Thema Neubau versus Modernisierung zwei Herzen in ihrer Brust. „Es gibt viel Flickwerk in der Halle“, sagt die Kinderturn-Fachfrau. Zudem fahre sie bei extremem Regen oft mehrfach zur Halle, da das Wasser durch die Decke komme und damit dem Holzboden gefährlich werde. „Außerdem läuft das Wasser an den Wänden herab“, erzählt sie. Vom letzten Vorkommnis zeugen noch Papierchen, die sie in aller Eile in die Ritzen gesteckt hatte.

„Aber auf der anderen Seite habe ich Angst, dass ich in einer neuen Halle nicht mehr die Geräte wie jetzt bekomme“, meint die Mehlemerin. Diese würden nach dem Abriss sicher auf andere Hallen verteilt. „Wenn die Halle ein Jahr zu ist, dann fangen wir als Verein wieder von vorne an“, gibt sie zu bedenken. Unterstützung kommt vom Ortsausschuss-Vorsitzenden Walter Omsels. „Die Zeit der Genehmigungen ist egal, aber wie lange die Bauphase dauert, ist tatsächlich die wichtigste Frage“, so Omsels. Er betont, dass es ja eigentlich kein Hexenwerk sein sollte, eine Sporthalle zu bauen.

Ortsausschuss hätte Neubau an der Domhofschule begrüßt

Ginge es nach Mündelein und Omsels, würde die jetzige Halle nur etwas saniert und der Neubau entstünde an anderer Stelle: auf dem Areal der Katholischen Grundschule Am Domhof an der Friedrich-Bleek-Straße. „Wir hätten lieber was Zweites gehabt, denn der Bedarf ist groß“, so Mündelein. Bis 16 Uhr sei die Halle für die Schulen reserviert, erst danach könnten die Vereine hinein (siehe „Nutzung“). „Die Feuerwehr würde auch mal gerne mit ihren Jugendgruppen kommen, für die Nachwuchsarbeit der Karnevalsvereine war irgendwann kein Platz mehr“, bedauert die Trainerin. Außerdem habe sie Anfragen für Yoga- und Pilateskurse, aber eben keine freien Zeiten. Bislang gibt es bei ihrem Sportverein vor allem Seniorenangebote und ein Power-Workout.

„Bei einer eigenen Mehrzweckhalle auf dem Schul- und Kitagelände würden zudem die weiten Wege für die Kinder wegfallen“, meint Omsels. Sein Vorgänger Hans-Christoph Schäfer hatte sich dafür schon vor 15 Jahren starkgemacht und in der damaligen Bezirksvertretung Mitstreiter gefunden. Lechner sieht das heute kritisch. „Vor 15 Jahren gab es die neue Domhofschule noch nicht, und mittlerweile ist die alte Schule zur Kita umgebaut worden“, so der Politiker. Heißt: Es ist ordentlich voll auf dem Gelände.

Das Entscheidendere aber: „Da, wo mal die Halle hingesollt hätte, ist nun wegen des Hochwasserschutzes eine Rigole unter der Spielfläche entstanden.“ Die Aufgabe von Rigolen: große Wassermengen auffangen, zwischenspeichern und dem natürlichen Wasserkreislauf zuführen. „Eine Versiegelung oben drüber wäre natürlich kontraproduktiv“, meint Lechner. Die Wichtigkeit eines solchen Systems hätten die Starkregen gezeigt, bei denen der benachbarte Bach sehr stark hochgekommen sei. Lechner jedenfalls wünscht sich, dass die Mehlemer den Neubau „ihrer“ Halle aktiv begleiten – mit allem, was gewünscht oder nicht gewünscht ist.

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