Aus Hobby wurde Forschung Beuelerin hat schon mehr als tausend Todesanzeigen gesammelt

Beuel · Die studierte Literaturwissenschaftlerin Dorothee Haentjes-Holländer beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit den Todesanzeigen, die im General-Anzeiger stehen. Wie sich die Anzeigen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, erzählt sie am Sonntag in einer Radiosendung.

 Dorothee Haentjes-Holländer bei einer Lesung Ende Januar 2020.

Dorothee Haentjes-Holländer bei einer Lesung Ende Januar 2020.

Foto: Paul Kieras

Es ist keine alltägliche Beschäftigung, die Dorothee Haentjes-Holländer, freiberufliche Autorin und Übersetzerin, wohnhaft in Beuel, seit dem Jahr 2013 als Hobby hat: Sie sammelt Todesanzeigen, vornehmlich aus dem Bonner General-Anzeiger. Inzwischen dürften es mehr als tausend sein, die sie ausgeschnitten und nach Kategorien geordnet hat. „Beruf und Leben“ heißen diese Kategorien, „Gedichte“ oder auch „Selbstanzeigen“. „Anfangs war es tatsächlich nur ein Hobby“, berichtet die studierte Literaturwissenschaftlerin. „Aus dem Hobby wurde Forschung. Mittlerweile setzte ich mich historisch und soziologisch mit den Todesanzeigen auseinander.“

Etwa ab der Mitte der 1990er Jahre hat sie eine zunehmende Liberalisierung ausgemacht, sowohl bei der Formulierung der Anzeigen wie auch bei den Motiven. „Es sind nicht nur die verbesserten Drucktechniken, die zum Beispiel den Vierfarbdruck möglich machen. Heute findet man Gestaltungen, die früher gesellschaftlich undenkbar gewesen wären“, berichtet sie „Und es ist längst keine Seltenheit mehr, dass unter den trauernden Hinterbliebenen auch der Familienhund genannt wird.“

Ihre Erkenntnisse hat Haentjes-Holländer zu Bildvorträgen zusammengestellt, wobei alle Namen der Verstorbenen und der Trauernden immer anonymisiert werden. Denn auch wenn hin und wieder eine Anzeige skurril anmuten mag, es geht in ihren Vorträgen niemals darum, sich darüber lustig zu machen. Im Gegenteil: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, eine Todesanzeige für einen geliebten Menschen zu formulieren.“

Eine Kategorie ihrer Sammlung schätzt Haentjes-Holländer ganz besonders. Sie trägt den Titel „Tod, Humor und Mundart.“ Daraus hervorgegangen ist der Vortrag „Mit einem stillen Alaaf!“ In ihm zeigt die Autorin, wie eng Karneval und Tod beieinanderliegen und wie sich Heimat, Heimkehr und oft auch Glauben in der Mundart ergänzen können. Einen Einblick in diesen besonderen Teil ihrer Sammlung gibt Haentjes-Holländer am Sonntag, 7. Februar, zwischen 8.40 Uhr und 9 Uhr auf WDR5 in der Sendung „Das Geistliche Wort“.

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