Aktion der Pfarreiengemeinschaft Bonn Freiwillige in Beuel impfen Ukraine-Flüchtlinge

Bonn · Die Pfarreiengemeinschaft „Bonn – Zwischen Rhein und Ennert“ hat am Mittwochnachmittag Dutzende Ukraine-Flüchtlinge in Limperich geimpft. Auch bei Deutschkursen, Formularen oder Kinderbetreuung soll ihnen in naher Zukunft geholfen werden.

 Hans-Joachim Brenig impft eine Ukrainerin in der Pfarrei Heilig Kreuz (Limperich).

Hans-Joachim Brenig impft eine Ukrainerin in der Pfarrei Heilig Kreuz (Limperich).

Foto: Benjamin Westhoff

„Die Reise war sehr anstrengend. Wir haben auf dem Boden geschlafen und waren eine Woche unterwegs“, erzählt eine ukrainische Frau mit rosafarbenem Haar am Mittwochnachmittag. Sie gehört zu einer größeren Familie, von der fast nur Frauen nach Bonn geflüchtet sind. Frauen prägen das Bild vor der katholischen Pfarrei Heilig Kreuz in Limperich. In Joggingklamotten, viele mit Kleinkindern auf dem Arm. Auch ein paar männliche Senioren und Jugendliche sind vor Ort. Sie alle wirken gefasst und ruhig. Manche lächeln freundlich.

Die Frau mit den gefärbten Haaren ist zusammen mit 50 ukrainischen Familien in der Nähe des Post-Towers im Hotel untergebracht. Was sie jetzt brauchen – neben Nahrung, Unterkunft und Kindersachen – sind Sozialarbeiter und Übersetzer. Von letzteren sind am Mittwochnachmittag nur zwei zugegen, und die haben alle Hände voll zu tun. Viele Ehrenamtliche helfen bei einer spontanen Aktion der katholischen Pfarreiengemeinschaft in Küdinghoven, Limperich und Oberkassel den ukrainischen Flüchtlingen beim Ankommen. Zwei Ärzte impfen Menschen ab zwölf Jahren mit dem Biontech-Vakzin. Vollständig geimpft ist in der Ukraine nur etwa ein Drittel der Bevölkerung.

Hilfe bei Formularen, Schulanmeldungen und Deutschkursen

Hans-Joachim Brenig hat am Mitttwochnachmittag 25 Menschen ab zwölf Jahren geimpft. Weitere 40 werden bis abends noch erwartet, sagt der HNO-Arzt. Man sehe, dass sich die niedrige Impfquote auch bei den Flüchtlingen niederschlage. Ein Drittel der Ankömmlinge war ungeimpft. „Die Menschen sind aber sehr offen und dankbar, dass wir das machen“, erzählt er.

Die Impfungen sind nur Teil eines umfassenden Hilfsprogramms, welches die Pfarreiengemeinschaft organisiert hat. Koordinatorin Sonja Kressa kam auf die Idee mit der Impfaktion, da neben den Ungeimpften auch viele mit in der EU nicht zugelassenen Stoffen immunisiert worden seien. Tische mit Streuselkuchen, Süßigkeiten und Getränken stehen vor der Limpericher Kirche bereit. Zudem wird den Ukrainerinnen und Ukrainern bei diversen Fragen geholfen: Wo gibt es Deutschkurse? Welche Anträge stelle ich wo? Wie melde ich mich bei der Stadt? In welche Schule oder Kindergarten bringe ich meinen Nachwuchs?

 Dutzende Menschen nahmen das Angebot der Pfarreiengemeinschaft am Mittwoch an.

Dutzende Menschen nahmen das Angebot der Pfarreiengemeinschaft am Mittwoch an.

Foto: Benjamin Westhoff

Auch Wolfgang Dorlichter hilft beim Ausfüllen der Formulare für die Impfung. Er ist ehrenamtlich dabei. Neben Impfung, Meldung beim Einwohneramt und Deutschkursen sei eine Anmeldung beim Arbeitsamt wichtig, wo die Flüchtlinge Sozialleistungen erhalten und eine Krankenkasse zugewiesen bekommen. „Wichtig ist aber auch bei all dem Organisatorischen, dass die Menschen sich willkommen fühlen“, sagt er. Auch Dorlichter empfindet die Ukrainer als sehr gefasst, wenn er mit ihnen gesprochen habe, seien aber auch Tränen geflossen.

Sparkasse hilft bei Konto-Eröffnung, Telekom verteilt kostenlose SIM-Karten

Etwas weiter entfernt von der Pfarrei parkt ein Fahrzeug der Sparkasse Köln Bonn. Geflüchtete können hier Konten eröffnen. Der Zahlungsverkehr in und aus der Ukraine sei gestört, erklärt ein Mitarbeiter der Bank. Ein weiterer Bus stehe aktuell am Friedensplatz. Die Telekom stellt derweil kostenlose Sim-Karten für Flüchtlinge aus der Ukraine bereit. Jede Familie erhält eine Karte, vorausgesetzt ein ukrainischer Pass, Ausweis oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung sind vorhanden, sagt Sprecher Stephan Althoff dem General-Anzeiger. Mit dieser sei kostenlose Telefonie im Ausland sowie unbegrenzte Datennutzung möglich. In Bonn läuft die Aktion mittlerweile, so wie bundesweit, über die Zentrale an der Friedrich-Ebert-Allee.

Rund 500 Partner-Shops und 18 zentrale Anlaufstellen der Telekom nehmen an der Aktion teil. Am Mittwoch ist die Ausgabestelle, die mit ukrainischen Flaggen am Haupteingang gekennzeichnet ist, wenig frequentiert. Am Tag gingen aber bis zu 100 Karten über den Tisch, so Mitarbeiter Frank Sandgathe. Circa 100.000 sollen deutschlandweit schon an die Flüchtenden verteilt worden sein, sagt Althoff. Vergleichbare Aktionen gibt es von von Vodafone und O2.

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