Eierkronen und Hahneköppe Spaziergang durch die Lokal-Geschichte Beuels
Beuel · Vorträge und persönliche Anekdoten: Bei einem Spaziergang durch Beuel konnten Zugezogene, aber auch alteingesessene Beueler, die Lokal-Geschichte der südlichen Stadtteile kennenlernen.
Wieso findet die Kirmes in Küdinghoven jedes Jahr im Oktober statt? Ganz einfach: Der Todestag von St. Gallus, dem Namensgeber der katholischen Kirche in Küdinghoven, ist der 16. Oktober. Und es gab eine Zeit, in der Gemeinden nur noch den Tag der Kirchweihe groß feiern durften. Das passte den Dorfbewohner gut, denn im Oktober war die Ente eingefahren. Pech für die Gemeinden, die eine St. Anna Kirche hatten. Denn der Annatag liegt auf dem 26. Juli. Da wurde schon einmal die Ernte unterbrochen, manchmal mit fatalen Folgen, weiß Thomas Raderschall.
Als Hobbyhistoriker kennt er sich mit der Ortsgeschichte in den heutigen südlichen Stadtteilen von Beuel aus. „Ich bin Beueler Weltbürger“, sagt er. Schließlich habe er zu fast allen Stadtteilen eine besondere Beziehung. Auch wenn Ramersdorf seine Heimat ist. Auf dem „Rheinischen Spaziergang – eine feuchtfröhlichen Dorferkundung“, den Sonja Kressa für das „Katholische Familienzentrum Bonn – Zwischen Rhein und Ennert“ organisierte, übernahm Raderschall die Leitung. „Ich habe als Kind bei Familienfesten schon immer die Alten ausgefragt, während die anderen Kinder spielten“, heute ist er ein wandelndes Lexikon, wenn es um Brauchtum in der Region geht.
Julia Wagner hatte die Idee, diesen Spaziergang anzubieten. Im Freundeskreis habe sie immer viel über die Ursprünge des Brauchtums erzählt und sei damit auf offene Ohren gestoßen. Zugezogene und auch viele Einheimische wissen nicht mehr, was es mit der Eierkrone auf sich hat, warum der Maibaum bis zum Oktober auf dem Dorfplatz steht, oder was es mit dem Hahneköppe auf sich hat. Das und vieles mehr lernten die begeisterten Zuhörer auf der Tour. Und sie hörten von der Rivalität zwischen Küdinghoven und Ramersdorf, „die ich immer gerne anfeuere“, lacht Thomas Raderschall. Und so sei es vielleicht diesem Konkurrenzdenken zu verdanken, dass diese beiden „Dörfer“ von jeher die schönsten und größten Eierkronen in der gesamten Region haben.
Die meisten, der 31 Spaziergänger, kamen aus den Beueler Stadtteilen. So wurden die Vorträge manches Mal mit eigenen Anekdoten aufgefrischt. Sabine Gerwing war zum Beispiel vor 33 Jahren selbst Maikönigin in Ramersdorf. Die zwei Jahre Corona-Pause hätten gezeigt, wie wichtig diese traditionsreichen Feste für die Bürger und natürlich auch für sie sind. Margarete Wetzel ist in jungen Jahren aus dem Schwabenland hierhergezogen. „Meine Söhne waren hier im Junggesellenverein aktiv.“ Sie erinnert sich gut daran, wie es überall Pfannkuchen gab, wenn die Jungs Eier für die Krone „geköttet“ hatten. Sie lobte, wie auch Carla Purtschert-Voss, die Gastfreundlichkeit, mit der sie im Dorf aufgenommen wurden.
Im Laufe des Spaziergangs wurde es dunkel. Die Gruppe, die zu Beginn zurückhaltend war, wurde zunehmend lockerer, und die Konzentration ließ nach. Am Ende war es ein schöner Ausflug, auf dem sich Menschen kennenlernten und dabei viel über das Brauchtum lernten. Nur, warum der Platz unter der Linde "An der Löng" hieß, konnte auch Karl-Heinz Richarz, Experte für Junggesellenvereine und Ramersdorf, nicht beantworten.