Neue Krippenlandschaft für St. Peter in Vilich Das Geheimnis wird an Heiligabend gelüftet

Vilich · Für das zweite Weihnachtsfest unter Pandemie-Bedingungen hat sich die Kirchengemeinde St. Peter eine Überraschung für die Gemeindemitglieder überlegt. Die 2020 geschenkte Krippe wird durch viele handwerkliche Details und eine neue Rückwand mit Szenen aus Vilich aufgewertet.

 Pfarrer Michael Dörr baut mit Helfern die große Krippenlandschaft im Haus der Begegnung auf.

Pfarrer Michael Dörr baut mit Helfern die große Krippenlandschaft im Haus der Begegnung auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Die großen Glasscheiben im Haus der Begegnung sind seit Tagen mit hellgrauen Fensterrollläden verdunkelt. Der Grund für die optische Abschottung ist eine Überraschung für die Gemeindemitglieder aus Vilich, Geislar und Vilich-Müldorf. Pfarrer Michael Dörr und sein Helferteam bauen an einer rund zehn Meter langen Krippenlandschaft, die ab Weihnachten Gemeindemitglieder und Passanten auf die Festtage einstimmen soll. Am Vormittag von Heiligabend wird das Geheimnis gelüftet.

Die außergewöhnliche Krippe kam vor einem Jahr kurz vor Weihnachten als Geschenk in Vilich an. Krippensammler Dörr schaffte es noch, mit Helfern die Krippe zum Weihnachtsfest 2020 aus den Kartons zu holen und aufzubauen. Schon damals kamen Wünsche und Ideen zur Optimierung und zur weiteren Identitätsstiftung auf.

Auf der Wunschliste ganz oben stand eine Rückwand, die zur Krippe, zu Vilich und zu St. Peter passt. Küster und Hausmeister Martin Hinsen hat in den vergangenen Monaten viel Hirnschmalz und viel handwerkliche Arbeit in das Projekt gesteckt. Das Ergebnis ist beeindruckend und lässt Pfarrer Dörr ins Schwärmen geraten.

Das von einer Fachfirma bedruckte zehn Meter lange Wandtuch aus Stoff zeigt Fotomotive aus dem historischen Ortskern von Vilich: Stiftskirche, Haus Stroof, Torhaus von Burg Lede und das Hospitälchen. Damit die Fotos auf der Rückwand zu den biblischen Szenen der Krippen passen, wurden die Bilder mit einer speziellen Software bearbeitet und sehen damit historisch aus. „Von der optischen Anmutung passt die Rückwand hervorragend zu der Krippenlandschaft. Ich bin begeistert“, sagt Dörr im Gespräch mit dem GA.

Dem nicht genug: Küster Hinsen baute auch noch ein neues Untergestell für die Krippe, damit sie im Verhältnis zu der großen Fensterfront vom Haus der Begegnung, Adelheidistraße 19, besser passt und besser zu sehen ist.

Die Optimierung der Landschaft war damit aber noch nicht abgeschlossen. Auf dem Sperrmüll fand Dörr eine aus Holz gebaute Scheune. Diese wurde vom Küster gereinigt, aufbereitet und in die Krippenlandschaft fast nahtlos eingepasst.

Um das szenische Bild der Krippe noch etwas lebendiger zu gestalten, begab sich Dörr auf die Suche nach einem Marktstand. Der Großvater eines Täuflings hörte von der Idee und setzte den Wunsch mit viel handwerklichem Geschick um. Und dann fehlten noch Obst und Gemüse in Miniatur-Anfertigung, um den Marktstand bestücken zu können. Auch in diesem Fall wurde Pfarrer Dörr fündig und kaufte in einem Spielwarengeschäft ein.

Das, was den Pfarrer und sein Team an der neapolitanischen Krippe so begeistert, ist die „Lebendigkeit“ bei den Straßenszenen: „Wenn man versucht, sich in diese Szenen des öffentlichen Lebens hineinzubegeben, meint man schnell, dass man mitten drin und dabei ist. Die Krippe ist außergewöhnlich detailreich gestaltet“, betont Dörr.

Bis 2020 zählte die Krippe zum Hausstand von Eva-Maria Schnicke. Aus familiären Gründen musste sie das Ensemble abgeben. Krippensammler Dörr sagte zu, diese Rarität jährlich zu Weihnachten aufzubauen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Außergewöhnlich sind auch die Ausmaße der Krippe: Man benötigt eine Aufstellfläche von fast 30 Quadratmetern und eine Tischlänge von bis zu 15 Metern. Mehr als 60 Krippenfiguren gehören dazu. Wird alles ordnungsgemäß in den beschrifteten Kartons verpackt, stehen am Ende 20 Umzugskartons zum Wegräumen parat.

Und was die Pfarrei auch noch geschafft hat, ist die Einbindung der Rarität in die drei bereits ausgearbeiteten Krippenwege in Geislar, Vilich-Müldorf und Vilich (siehe „Drei Krippenwege“). Die letzte Station aller Routen ist immer das Haus der Begegnung.

Pfarrer Michael Dörr ist überglücklich, diese Rarität nun verwalten und pflegen zu dürfen. Fast 30 Krippen hat er bereits in seiner Sammlung. Was begeistert ihn so sehr an den Darstellungen? „Krippen überliefern die Menschwerdung Gottes durch die Geburt Jesus. Als Christ kann man aus dieser Botschaft Kraft und Zuversicht schöpfen. Und das ist gerade jetzt in dieser schwierigen Zeit ein hoffnungsvolles Signal“, sagt Dörr.

Mit seiner Pensionierung bekam Hans Joachim Czizek (1924 bis 2007) die Möglichkeit, neapolitanische Figuren in Italien zu restaurieren. Der Funke für ein leidenschaftliches Hobby wurde dort gelegt. Er stellte nach ausgiebigen Studien die Rohlinge her, seine Ehefrau Marie-Luise (1924 bis 2003) fertigte die Kleidung.

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