Ehemaliger Realschullehrer Bonner feiert seinen 100. Geburtstag

Bad Godesberg · Am 29. Januar feiert der ehemalige Realschullehrer Hans Werres seinen 100. Geburtstag. Er wohnt immer noch selbstständig in der Marienforster Siedlung, in die der Niederheiner 1961 mit seiner Familie zog.

 Der Morgen beginnt für Hans Werres stets mit der Zeitungslektüre. Das Bridge-Spiel ist eine Leidenschaft.

Der Morgen beginnt für Hans Werres stets mit der Zeitungslektüre. Das Bridge-Spiel ist eine Leidenschaft.

Foto: Axel Vogel

Es gibt 100-Jährige, die immer noch rege Anteil am Zeitgeschehen nehmen. Hans Werres, der am heutigen 29. Januar sozusagen das Jahrhundert vollmacht, gehört auf jeden Fall dazu. „Jeden Morgen lese ich nach dem Frühstück den GA und halte dann auf meinem alten Windows-95-Computer meine Briefkorrespondenz aufrecht“, berichtet der Abonnent mit den leuchtend weißen Haaren. „Das müssten mittlerweile Tausende Briefe sein.“

Und jeden Abend trinke er ein, zwei Gläschen Riesling vom Mittelrhein, bevorzugt feinherb, kommt hinterher. Der heute 100-Jährige wohnt immer noch selbstständig in seinem Haus in Marienforst. Er ist weiterhin sehr interessiert an Geschichte, er liest Bücher. „Und er hat bis heute ein fast lexikalisches Gedächtnis“, berichtet Sohn Heribert. Die Bewunderung für den Vater ist spürbar.

30 Jahre an der Städtischen Realschule

Hans Werres dürfte vielen älteren Godesbergern und Wachtbergern noch gut bekannt sein. Der vom Niederrhein stammende Lehrer unterrichtete ab 1952 anfangs an der Städtischen Realschule Bad Godesberg in der Augustastraße, die danach in die Carl-Schurz-Realschule in Pennenfeld überging. Werres war hier bis 1982, also drei Jahrzehnte, in Biologie, Erdkunde und Chemie eingesetzt. Der GA berichtete mehrfach von Klassentreffen älterer Schülerjahrgänge, bei denen als einziger noch lebender Lehrer Hans Werres gerne dabei war. „Mit seinen über 90 Jahren stellt er noch immer einen super Typen dar“, urteilten die Ehemaligen dann über ihren „hochverehrten Klassenlehrer“. Und verrieten ihm nebenbei, dass sie auch früher enormen Respekt vor ihm hatten: „Sie waren streng, aber gerecht.“

Seinen Schülern war wiederum sicher nicht bekannt: Werres hatte nach dem Zweiten Weltkrieg vier harte Jahre sowjetischer Kriegsgefangenschaft hinter sich.

Auch in der hiesigen Denksportszene war Werres, der mit seiner 2011 verstorbenen Ehefrau Inge drei Kinder großzog, über viele Jahre eine feste Größe. Noch bis vor drei Jahren mischte er als sehr aktives Mitglied im Bridge Club Bonn mit. Der GA interviewte ihn 2013 einmal bei einem großen regionalen Turnier in der Stadthalle, wo der damals 91-Jährige mit seiner Bridge-Partnerin einen beachtlichen 24. Platz herausholte. Die Frage, ob der Wettbewerb denn gut gelaufen sei, beantwortete Werres damals mit seinem typischen trockenen Humor: „Nicht annähernd.“

Die Nachbarn wollen ein Ständchen singen

Einen weiteren Bekanntheitsgrad hat der inzwischen Hundertjährige in seiner Marienforster Siedlung. Da gehört er zu den ganz wenigen „Ureinwohnern“, die 1961 in die dortige neu gebaute Wolkenburgstraße zogen. „Wir junge Familien waren damals heilfroh, uns in diese schönen Neubauten einkaufen zu können", erinnerte sich der alte Herr viele Jahrzehnte danach an die Anfänge. Die damalige Besitzerin habe das Wiesengelände nur unter der Auflage verkauft, dass auch Flüchtlinge, Kriegerwitwen und kinderreiche Familien eine Chance bekamen. Darunter war eben auch seine Familie, die sich gefreut habe, „in dieser himmlischen Ruhe" leben zu können, so Werres.

Zum Geburtstag wollen die Bewohner der Wolkenburgstraße ihrem ältesten Nachbarn übrigens ein Ständchen darbringen.

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