„Leben im Alter“ in Bonn So kommunizieren Mitarbeiter und Bewohner in Demenz-WGs

Bonn · In den Demenz-WGs des Vereins „Leben im Alter“ kommunizieren die Mitarbeiter während der Corona-Pandemie noch intensiver mit den Bewohnern. Dabei hilft die Kommunikationsmethode „Marte Meo“, auch in den WGs in Pennenfeld und am Brüser Berg.

 Auf jeden kommt es an: Teambesprechung in der Wohngemeinschaft an der Celsiusstraße.

Auf jeden kommt es an: Teambesprechung in der Wohngemeinschaft an der Celsiusstraße.

Foto: Benjamin Westhoff

„LeA spricht Marte Meo“, sagt Birgit Ratz, die Vorsitzende des Vereins „Lebensqualität im Alter“. „Marte Meo“ ist keine eigene Sprache, sondern eine in den Niederlanden entwickelte Förderungsmethode mit Videounterstützung, um auch mit Menschen mit Demenz gut zu kommunizieren. Der Name ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet sinngemäß „aus eigener Kraft“. Der Verein LeA wiederum setzt sich für gemeinschaftliche Wohnprojekte dementer Menschen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis ein und hat neben der Tagesbetreuung in Schwarzrheindorf bislang drei Wohn- und Pflegegemeinschaften (WGs) für Demente: seit 2011 die erste Demenz-WG Bonns in Pennenfeld und seit 2018 zwei WGs am Brüser Berg innerhalb des Wohnprojekts Celsius.

Augenkontakt mit den betreuten Personen finden 

Die Kommunikationsmethode „Marte Meo“ werde dort nun schon seit zwei Jahren von den LeA-Betreuerinnen angewandt, berichtet Ratz, die im Hauptamt Fachbereichsleiterin ambulante Pflege der Caritas ist. „Gerade in Corona-Zeiten ist sie Gold wert“, sagt sie und verweist auf die guten Erfahrungen auch in den beiden Hardtberger WGs mit ihren insgesamt 16 betreuten Personen.

Die Mitarbeiter dort seien wie die Kollegen in Godesberg und Beuel von Diplom-Pädagogin Sabine Graaf in den einfachen und alltäglichen Elementen der Methode geschult worden. Sie ermöglichten es, mit Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen und zu bleiben, sagt Ratz. Besonders in krisenhaften Situationen wie aktuell in der Pandemie könne die Anwendung helfen, Ruhe zu bewahren und Unsicherheiten im Umgang mit Menschen mit Demenz zu verringern, berichtet Graaf selbst.

In Corona-Zeiten sei es also wichtig, bewusst den Augenkontakt mit den betreuten Personen zu finden. „Ich sehe dich, ich nehme dich wahr, du bist mir wichtig“ – diese Botschaft müssten demente Menschen von Betreuern empfangen. Auch hinter einer Corona-Maske könne man erkennbar machen, dass man zugewandt ist. Am besten rede man mit freundlicher warmer Stimme ruhig, langsam und mit klaren einfachen Worten mit den Bewohnern. Der Kontakt gelinge besonders gut, wenn die Betreuer immer wieder ihren Namen und auch den der Bewohner nennen, verdeutlicht die Diplom-Pädagogin.

Elementar sei es im Umgang mit Dementen auch, ihnen Zeit zu geben, sich auf die Situation einzulassen und Antworten zu formulieren. „Wenn ich als Angehöriger oder Betreuungsperson zu schnell bin, also nicht warten kann, nehme ich dem anderen die Möglichkeit, dabei zu sein, einen Beitrag zu leisten, sich kompetent zu fühlen“, sagt Graaf.

Gemeinsam zu lachen, wenn etwas komisch sei, entspanne die Situation und schaffe eine Verbindung. Worte, Gesten, Aktionen des Gegenübers aufzugreifen, vermittle das Gefühl, dass man den anderen ernst nimmt. Und wenn man das gesprochene Wort mit Gesten unterstreiche, nenne man das bei der „Marte Meo“-Methode die doppelte, die sichere Information. Was sich gerade in Situationen mit mehreren Personen, in denen sich Demente überfordert fühlten, bewähre. In den LeA-Einrichtungen nehme man kniffelige Situationen dann per Video auf und bespreche sie gemeinsam, erläutert Birgit Ratz. „Und Sabine Graaf ist dann unsere Feuerwehrfrau, die mit den Mitarbeitern die Sequenzen durchspricht und Lösungsmöglichkeiten entwickelt.“

Das Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen und Vorschriften hätten gerade in der Pflege viele gezwungen, Dinge neu anzugehen. „Für Menschen mit Demenz, die von LeA betreut und begleitet werden, ist die Verunsicherung natürlich besonders groß“, so Ratz. Die Bewohner verstünden nicht, warum plötzlich alle Betreuungspersonen in den einzelnen Wohngemeinschaften mit Mundschutz herumliefen und besonderer Wert auf Hygiene gelegt werde. „Da ist unsere Methode nun eine Hilfe, damit sich für die Bewohner nicht alles ungewohnt und fremd anfühlt“, sagt Ratz.

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