Tipps für mehr Artenvielfalt Duisdorferin überzeugt Friedhofsbesucher von Wildblumen-Wiese

Duisdorf · Von ihrem „kleinen Beitrag“ für die Artenvielfalt musste Walburga Götz die Besucher des Neuen Friedhofs in Duisdorf erst überzeugen. Die „Blühbotschafterin“ hatte dort auf einer Wiese Wildblumen gepflanzt.

 Seit ihrer Rente widmet sich Walburga Götz der Förderung von Artenvielfalt.

Seit ihrer Rente widmet sich Walburga Götz der Förderung von Artenvielfalt.

Foto: Stefan Hermes

Eigentlich sollte Walburga Götz nach dem Training zur „Blühbotschafterin“ im März 2020 ihr Wissen über Artenvielfalt an andere Menschen weitergeben – unter anderem in Form von Saatgut-Tütchen. Als Corona solche Begegnungen für lange Zeit unmöglich machte, verteilte sie die Samen auf einer Fläche am Neuen Friedhof in Duisdorf.

Götz hatte zusammen mit etwa zwanzig anderen Naturliebhabern bei dem Kurs des Vereins Verein „Bonn im Wandel“ und der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft mehr über Blühstreifen, Insekten, Saatgut und Böden gelernt. Da die Duisdorferin bereits über eine Baumpflegepatenschaft Kontakt zum Amt für Stadtgrün hatte, fragte sie das Friedhofsamt, ob sie eine ungenutzte Wiese des Neuen Friedhofs zur Blühwiese machen dürfte. Das Amt wies ihr dann eine etwa sechs mal zehn Meter große Fläche hinter dem Haupteingang des Friedhofs zu und unterstützte sie beim Abtragen des Rasens.

„Seien Sie bitte nicht enttäuscht“, sagt Götz, bevor sie das Ergebnis zeigt. „Es erwartet Sie nichts Spektakuläres.“ Im vergangenen Herbst und Winter habe sie viel Kritik einstecken müssen: Die abgestorbenen und teilweise vertrockneten Pflanzen würden „schlampig“ aussehen, hieß es, unwürdig für einen Friedhof. Als sie ihren Kritikern dann zum Beispiel erklärt habe, dass die abgeschnittenen Stängel der Nachtkerzen nun Nisthilfen für Wildbienen seien, erzählt Götz, hätten die meist mit Verständnis reagiert.

„Ich musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten“, sagt die Rentnerin. Viele Friedhofsbesucher erfreuten sich inzwischen aber an ihren Wildblumen und hätten auch eingesehen, dass die Sonnenblumen keine „Schnittware“ seien, sondern mit ihrem Nektar und Pollen bestes Bienenfutter darstellten.

„Keine Bienen, keine Insekten, keine Vögel“, sagt Götz. Es hänge doch alles zusammen. Sie freut sich über ihren „ganz kleinen Beitrag“ zum Erhalt der Artenvielfalt und zeigt glücklich auf eine Biene, die soeben in der Blüte einer lilafarbenen Luzerne verschwindet. „Das ist immer wieder schön zu beobachten“, sagt Götz und erklärt, dass die Luzerne nicht nur den Insekten Nahrung bietet, sondern dem Boden auch wichtigen Stickstoff zuführt.

Wildblumen sind Bienenfreunde

„Das ist wie Schokolade für die Bienen“, sagt die Blühbotschafterin und zeigt auf eine Phacelia, die auch Bienenfreund genannt wird. Die Pflanze habe sie früher unwissend als „unerwünschtes Beikraut“ bezeichnet und entfernt. Jetzt erklärt Götz, dass sich aus dem sogenannten Zinnkraut ein Sud brauen lässt, der gegen Mehltau helfen soll. Die roten Mohnblumen hat die Duisdorferin an den Rand ihrer dicht bewachsenen Wiese gesetzt, da die Pflanzen die offene Fläche bevorzugen.

Götz verweist darauf, dass es ganz einfach sei, sich gute regionale Wildblumenmischungen über die Saatgut-Adressen von „Bonn im Wandel“ oder der Biostation zu beschaffen, die auf deren Webseiten (www.bonnimwandel.de oder www.biostation-bonn-rheinerft.de) empfohlen werden. Dort gebe es Saaten, die im Gegensatz zu Mischungen aus Baumärkten genau auf die heimischen Insekten abgestimmt seien. So lassen sich nun auf dem Neuen Friedhof neben Margeriten, Klee und Schafgarbe auch Traubenkopf, Witwenblume, Färberkamille und der bereits Teufelsabbiss sehen. Letzterer steht bereits auf der Roten Liste gefährdeter Arten.

Dazwischen blühen Brennesseln. Diese eher unbeliebte Pflanze sollte man nicht abschneiden, erklärt Götz: „Wenn ich die abschneide, dann haben die Raupen kein Futter mehr.“ Sie empfiehlt, alles wachsen zu lassen. „Vielleicht kann man dafür ja auch Inseln im eigenen Garten schaffen“, sagt die Blühbotschafterin.

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