25 Jahre Frauennetzwerk für Frieden „Gemeinsam sind wir stark“

Brüser Berg · Heide Schütz blickt auf 25 Jahre Frauennetzwerk für den Frieden zurück. Am kommenden Mittwoch hält sie einen Vortrag über Bertha von Suttner im Erzählcafè.

 Mit Optimismus für die Zukunft von Friedensfrauen trägt Heide Schütz die Regenbogenfarben als Friedenssymbol.

Mit Optimismus für die Zukunft von Friedensfrauen trägt Heide Schütz die Regenbogenfarben als Friedenssymbol.

Foto: Stefan Hermes

Wenn Heide Schütz im ersten Online-Erzählcafé des Nachbarschaftszentrums (NBB) über Bertha von Suttner als Friedensbotschafterin sprechen wird, hat sie nicht nur kürzlich ihren 80. Geburtstag feiern können, sondern auch das 25-jährige Bestehen des 1996 von ihr mitgegründeten Vereins Frauennetzwerk für Frieden (FNF). „Ich habe große Zuversicht, dass es weitergehen wird und dass es ein guter Weg ist, der da vor uns liegt“, resümiert die heutige FNF-Ehrenvorsitzende. Man müsse den Weg in die Zukunft weiterhin gemeinsam beschreiten, „auch wenn die Ungerechtigkeit in der Welt und die Kriegslüsternheit sehr weh tut“. Schon von Anbeginn sei das Motto des Netzwerks „Gemeinsam sind wir stark“ gewesen. Wobei Schütz darauf hinweist, dass der heute so selbstverständlich genutzte Begriff eines „Netzwerks“ 1996 noch wenig verbreitet war und damals einen eher avantgardistischen Klang hatte.

 Zum 100. Todestag von Bertha von Suttner stellte das Frauennetzwerk für den Frieden die Stele auf den nach ihr benannten Platz.

Zum 100. Todestag von Bertha von Suttner stellte das Frauennetzwerk für den Frieden die Stele auf den nach ihr benannten Platz.

Foto: Stefan Hermes

„In der Tradition von Friedensfrauen wurde am 3. Februar 1996 trotz Eis und Schnee an einem privaten Esstisch im Maarweg ein neuer Verein gegründet: Das Frauennetzwerk für Frieden“, schreibt Schütz in einem Rückblick auf 25 Jahre aktive Friedensarbeit. Was in Vorbereitung der 1995 in Peking stattfindenden vierten (und letzten) Weltfrauenkonferenz aus der Arbeitsgemeinschaft "Frauen und Frieden" entstand, machte deutlich, dass Frauen aus den unterschiedlichsten Milieus, aus christlich, gewerkschaftlich oder politisch orientierter Arbeit, aus der Friedenspädagogik oder -wissenschaft sowie der Entwicklungsarbeit einen gemeinsamen Friedensbegriff entwickeln konnten. Aus diesem Gedanken heraus begründete sich mit dem FNF eine Frauen-Friedensorganisation, die dazu geeignet war, die Potenziale von lokalen Frauenfriedensgruppierungen und Privatpersonen zu bündeln.

Frauen Netzwerk für Frieden engagiert sich auch lokal in Bonn

Bis heute gehören dem Verein bundesweit etwa 120 Mitglieder und 16 Organisationen an. Auf nationaler Ebene kommen über das FNF aktive oder an der Friedensarbeit interessierte Frauen zusammen, um Friedensthemen aus ihrer Perspektive erarbeiten und in die Öffentlichkeit tragen zu können. Man nenne das heute „den Frauen eine Stimme geben“ und „die Friedensarbeit von Frauen sichtbar machen“, so Schütz. Auf lokaler Ebene engagiert sich das Netzwerk in einem Koordinationskreis zu den Bonner Friedenstagen zum Internationalen UN-Friedenstag am 21. September eines jeden Jahres, bei der Durchführung des Friedenslaufes der Schulen in Bonn und Umgebung in Kooperation mit dem Forum Ziviler Friedensdienst und bei der Vernetzung der Schulen durch den überregionalen Streitschlichtungstreff im Bonner Raum sowie weiteren Angeboten im Bereich der Konflikt- und Gewaltminimierung in den Schulen.

Der Gedanke von Bertha von Suttner, dass vielleicht eine weltumfassende Schwesterlichkeit notwendig sei, ehe eine brüderliche Verständigung der gesamten Menschheit möglich werde, lässt erahnen, warum sich Frau Schütz und das FNF seit vielen Jahren für eine Erinnerung an die erste Friedensnobelpreisträgerin von Suttner einsetzt. Als die in Berlin geborene Schütz 1977 ihrem Mann von Trier aus nach Bonn folgte und zum ersten Mal den Bertha-von-Suttner-Platz wahrnahm, begab sich die damalige Studienrätin des Helmholtz-Gymnasiums in der Stadtbücherei auf die Suche nach der ihr noch unbekannten Namensgeberin des hochfrequentierten Bonner Platzes. Das Leben der Friedenskämpferin beeindruckt sie bis heute. Nicht zuletzt, weil ihre „pazifistischen Zielsetzungen und friedenspolitischen Analysen des Kriegskultes bis in die heutige Zeit Geltung haben“, wie es auf der Webseite des FNF (www.frauennetzwerk-fuer-frieden.de) zu lesen ist. Zu Unrecht sei von Suttner mehr oder weniger vergessen worden, heißt es dort.

Zweieinhalb Meter große Edelstahl-Skulptur erinnert an die erste Friedennobelpreisträgerin

Die 1843 in Prag als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau geborene Bertha von Suttner war eine österreichische Pazifistin, Friedensforscherin, -aktivistin und Schriftstellerin, die Zeit ihres Lebens leidenschaftlich gegen Kriege und für Abrüstung und Frieden kämpfte. Damit sei sie eine Vordenkerin der Vereinten Nationen gewesen. Dem Bonner Frauennetzwerk gelang es 2014 zum 100. Todestag von Bertha von Suttner eine 2,5 Meter hohe Edelstahl-Skulptur der Künstlerin Sirpa Masalin an der Einmündung der Kölnstraße auf den nach ihr benannten Platz aufzustellen. Am 21. September 2019, dem Internationalen Friedenstag der Vereinten Nationen setzte sich auf Initiative des Netzwerks die „Bertha-Bahn“, eine Straßenbahn der Linie 61/62 in Bewegung und sorgte monatelang mit Konterfei und Zitaten der Friedensnobelpreisträgerin dafür, dass sich immer mehr Bonner mit dem ereignisreichen Leben und dem friedenspolitischen Wirken von Suttners auseinandersetzten. Das Online-Erzählcafé des Brüser Berger Nachbarschaftszentrums gibt dazu mit einem Vortrag von Heide Schütz eine weitere Gelegenheit dazu.

„Bertha von Suttner – Friedensbotschafterin“, Online-Erzählcafé am Mittwoch, 10. Februar von 14.30 bis 16.30 Uhr. Voraussetzung, um an der Onlineveranstaltung teilnehmen zu können, ist eine Anmeldung beim Nachbarschaftszentrum per Email unter nachbarschaftszentrum.brueserberg@dw-bonn.de oder unter ☎ 02 28/ 29 80 96. Die Zugangsdaten für den Vortrag per Zoom werden dann per Mail mitgeteilt.

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