Kampf gegen Schließung Liebfrauenschule schreibt offenen Brief und übt harsche Kritik

Bonn · Die Schulpflegschaftsvorsitzenden der Liebfrauenschule in Bonn haben einen offenen Brief an mehrere Verantwortliche geschrieben, um die Schließung zu verhindern. Dabei üben sie harsche Kritik am Vorgehen des Erzbistums Köln und fordern die Bischofskonferenz auf, zu handeln.

 Nicht nur die Schulpflegschaft, sondern auch die Schülerinnen der Liebfrauenschule selbst machen sich für den Erhalt der Einrichtung stark, wie hier bei einer Demonstration.

Nicht nur die Schulpflegschaft, sondern auch die Schülerinnen der Liebfrauenschule selbst machen sich für den Erhalt der Einrichtung stark, wie hier bei einer Demonstration.

Foto: Benjamin Westhoff

In einem offenen Brief hat sich die Schulpflegschaft der Liebfrauenschule an das Erzbistum Köln, Oberbürgermeisterin Katja Dörner und die Deutsche Bischofskonferenz gewandt. In den Schreiben, in denen im Kern der Erhalt der Einrichtung gefordert werden, werfen die Vorsitzenden Sascha Sehr und Sandra Geuenich in scharfen Worten aber auch grundsätzliche Haltungsfragen auf. „Gründe für die Schließung beziehungsweise die Aufkündigung des Versprechens, Schülerinnen zum Abitur zu führen, wurden nicht genannt“, heißt es darin. Man kritisiert, dass die Entscheidung nicht diskutabel sei.

Die Schulpflegschaftsvorsitzenden sprechen von drei Dimensionen, die die Schließung hat: Kirche, Anstand und Politik. In ersterer brauche es „eine Haltung der Bischofskonferenz zu der Frage, ob sie zu ihren Worten steht und ob die rund 900 katholischen Schulen eine Zukunft haben“. Denn das Gremium habe in zahlreichen Beschlüssen den Bildungsauftrag und die Bedeutung der christlich-geprägten Bildung für die Kirche hervorgehoben. „Ausgerechnet in einer Zeit, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und viele traumatisierte Frauen mit ihren Kindern in unser Land strömen, um Hilfe zu suchen, macht die katholische Kirche an mehreren Orten in Deutschland die Türen zu“, so Geuenich und Sehr.

Brief der Liebfrauenschule in Bonn: Bildung als Allgemeingut

Das alles sei auch ein Frage des Anstands: Wer Eltern und Schülerinnen das Versprechen gebe, sie bis zum Abitur zu begleiten, könne nicht Abgesandte des Kardinals nach Bonn schicken und das Versprechen für die Kleinsten, also die jüngsten Jahrgänge, einkassieren. „Wer Eltern und Schülerinnen einen Dialog einräumt, muss diesen so verstehen, wie er nur verstanden werden kann: als einen Prozess mit offenem Ausgang.“ Alles andere sei – „wie bereits beim menschenunwürdigen Umgang mit den Missbrauchsskandalen im Erzbistum Köln“ – ein Hinhalten und Verzögern. Wenn das Erzbistum diesen Anstand nicht mehr besitze oder systemisch missachte, verliere es seinen Führungsauftrag, „nachdem spirituelle Inspiration bereits nicht mehr vorhanden ist“.

Auch aus politischer Sicht sei die Schließung brisant. „Es ist offenkundig, dass der Bedarf an pädagogischen Angeboten in Deutschland wächst“, schreiben die Pflegschaftsvorsitzenden. Die konfessionellen Schulen würden, wie die staatlichen auch von der Bezirks- und der Landesregierung aus dem allgemeinen Steueraufkommen gefördert. „Wenn miteinander Bildung angeboten wird, muss auch miteinander darüber entschieden werden.“ Die Stadt Bonn sage, sie sei nicht einbezogen worden vom Erzbistum. Die Bezirks- und Landesregierung habe sich bislang nicht zum Vorgang geäußert. „Die Politik muss den Dialog begleiten und damit ab dem 25. April 2023 mit an den Tisch“, so Geuenich und Sehr.

Generell sei man „zu konstruktiven Gesprächen mit dem Generalvikariat und der Verwaltung des Erzbistums Köln“ bereit. Aber nicht dazu, sich „vorführen zu lassen“. Man bittet sowohl Kardinal Woelki, als auch die deutschen Bischöfe, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, und die Politiker um Unterstützung beim Erhalt der Liebfrauenschule.

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