Christian Martin Kurbacher Wie ein Bonner Krebsspezialist in seiner Freizeit abschaltet

Bonn · Der Bonner Christian Martin Kurbacher ist Gynäkologe und Krebsspezialist. Um von der verantwortungsvollen Arbeit in seiner Praxis am Friedensplatz abzuschalten, hat er Hobbys, die ihm Ruhe bescheren.

Christian Martin Kurbacher in seiner Praxis am Friedensplatz.

Christian Martin Kurbacher in seiner Praxis am Friedensplatz.

Foto: Felicitas Zink

Christian Martin Kurbacher sagt über sich selbst: „Ich bin ein glücklicher Mensch.“ Wenige Wochen nach seinem 60. Geburtstag erzählt der Krebsspezialist, was ihn dazu gebracht hat, immer allem auf den Grund zu gehen und Lösungen für seine Patientinnen zu finden, die er seit Jahrzehnten in Bonn betreut.

In Köln geboren, aufgewachsen in Lünen bei Dortmund, habe er sich als Kind an der Unnahbarkeit seines Vaters abarbeiten müssen. Die von dem sehr wissbegierigen und neugierigen Kind gestellten Fragen an den Vater, wurden mit dem Verweis auf die sich im Bücherschrank befindlichen Lexika beantwortet. „Dadurch habe ich früh angefangen nachzuschlagen, kam von einem Querverweis zum nächsten und habe gelernt, selbstständig Informationen zu suchen und auch zu finden“, rekapituliert der inzwischen promovierte und als Privatdozent lehrende Gynäkologe. Das 1,0-Abitur habe der Vater dann aber doch lobend anerkannt. Und, fügt Kurbacher nun mit einem Abstand von Jahrzehnten an: „Es galt der Ehrenkodex: Vertrauen gegen Vertrauen. Man konnte sich gegenseitig aufeinander verlassen und die Eltern sind nicht schlecht damit gefahren, denn ich war zuverlässig.“

Bei den Großeltern habe er den bedingungslosen Rückhalt gefunden, den er bei den Eltern häufig vermisst habe, erzählt er. „Ich vermute, das war auch die Grundlage für meine hohe Resilienz, die in meinem Beruf bis heute die unverzichtbare Basis darstellt.“ Gute Erinnerungen hat er auch an die Kneipe seiner Oma mütterlicherseits, „in der es die besten Frikadellen im ganzen nordöstlichen Ruhrgebiet gab“, strahlt er. Seine auffällige Vernunft als Kleinkind belegt er mit einer Geschichte aus seiner Familie, als er vier Jahre alt war und als „feiner Mann“ die Suppe nicht kalt pusten sollte. Da habe er geduldig gewartet, bis die Suppe abgekühlt war, auch wenn die anderen schon beim Nachtisch waren.

Im Gymnasium stillte unter anderem ein engagierter Biologie- und Chemielehrer seinen Wissensdurst, ein Glücksfall. Dieser verabredete sich mit interessierten Schülern auch schon einmal um 5 Uhr morgens am Sonntag zur ornithologischen Führung mit Sichtung von seltenen Großtrappen. „Dieser Lehrer, Herr Grimm, hat mich bis heute geprägt, ich war bei ihm im Biologie-Leistungskurs.“

Das Interesse nicht nur für die medizinische Forschung – seit 2004 führt er in seiner Praxis am Friedensplatz teilweise in Kooperation mit der hiesigen Universitäts-Frauenklinik klinische Studien durch –, sondern auch für die Natur ist geblieben. Zu Hause legt er derzeit – natürlich selbst angelesen – einen Duftgarten an, in dem von Januar bis Dezember etwas blüht und riecht. Seine Frau, ebenfalls Gynäkologin, und die inzwischen erwachsenen beiden Kinder machen dann für ihn die Garten-Szene perfekt.

Wie tankt jemand Kraft in einer solch verantwortungsvollen Position als Hochschullehrer, Verfasser von Lehrwerken und Spezialist für eine der schlimmsten Krankheiten bei Frauen? „Bei der Familie, im Garten, durch Musikhören“, lautet die spontane Antwort. Frühbarocke Musik wie Kompositionen von Monteverdi oder Scarlatti hört er gerne, aber auch die unbekannten, die es zu entdecken gilt. „Natürlich auch Beethoven und Chopin, bis hin zu den Charts.“ Fast am Rande erwähnt Kurbacher, dass er ganz gut Querflöte spielt, zuletzt etwa die „Badinerie“ aus der Orchestersuite in h-Moll von J.S. Bach (BWV 1067). Als Anmerkung sei nur so viel erlaubt. Sie gilt als schwierig.

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