Überschwemmungsgefahr am Hardtbach „Da hat sich nichts getan“

Lessenich · Der Sommer 2021 ist vielen Anrainern des Hardtbachs mit Schrecken im Gedächtnis geblieben. Damals verstopfte Treibgut Brücken und Durchlässe, sodass sich die Fluten aufstauen konnten. Wie groß ist die Gefahr heute? Welche Maßnahmen gibt es?

Die Tulpenstraße war am Abend des 14. Juli 2021 vollkommen überflutet, Keller sind damals vollgelaufen.

Die Tulpenstraße war am Abend des 14. Juli 2021 vollkommen überflutet, Keller sind damals vollgelaufen.

Foto: Privat/Stephan Daehne

Die Anrainer am Hardtbach an der Grenze zwischen Bonn-Lessenich und Alfter-Oedekoven sind inzwischen gut vernetzt. „Bei Starkregen rufen sich die Nachbarn gegenseitig an“, erzählt Lydia Daehne. Sie und ihr Mann Stephan wohnen an der Knappenmühle, ihr Garten grenzt direkt an den kleinen Bach, der sich Mitte Juli 2021 in ihren Keller und den Vorgarten ergoss. „Das hängt in den Menschen drin“, sagt sie. „Man möchte das nicht nochmal haben.“

Deshalb ärgert es die Daehnes, dass man wenig darüber höre, wie künftig die Überschwemmungsgefahr minimiert werden soll. „Da hat sich nichts getan“, so empfindet es Stephan Daehne. Das Thema werde aus den Köpfen der Leute nicht herausgehen, sagt er, „solange keine baulichen Maßnahmen getroffen werden, die für die Bürger ersichtlich sind“. Vermutlich werde etwas geplant, „aber das ist nicht transparent“.

Selbst wenn es geplant werde: Die Umsetzung würde Jahre brauchen – wenn überhaupt der Wille und das Geld da seien. Daehne: „Was, wenn bis dahin wieder etwas passiert? Das ist die Angst, die jeder Normalsterbliche hat.“ Da helfe es auch nicht, wenn die Ereignisse in Lessenich gegen die Katastrophe an der Ahr aufgewogen würden. „Ja, wir hatten ‚nur‘ Wasser im Keller“, sagt Lydia Daehne. Aber da sei auch viel Persönliches zerstört worden.

Von den räumlichen Schäden ganz zu schweigen. Kellerräume mussten wieder hergerichtet und zerstörte Elektrogeräte und anderes ersetzt werden. „Ich habe den ganzen Mist hier vorfinanziert“, sagt Stephan Daehne. Vor sieben Wochen habe er nun den Antrag auf Wiederaufbauhilfe gestellt. Auf der Homepage des NRW-Wohnungsbauministeriums hatte er von einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von neun Tagen gelesen, aber er wartet immer noch auf eine Rückmeldung. Auch psychologische Unterstützung, wie sie die Menschen an der Ahr erhalten, würde er sich wünschen. „Man muss darüber reden, um das zu verarbeiten“, sagt er.

Wöchentliche Kontrollen

Die Stadt Bonn hat im Zuge ihrer Hochwasserpartnerschaft mit der Gemeinde Alfter nach eigener Angabe schon Maßnahmen anberaumt. „Im Rahmen der Gewässerunterhaltung werden alle Gitter, Durchlässe und Brücken an allen Bonner Bächen und natürlich auch am Hardtbach wöchentlich auf Verklausungen und Verlegungen hin kontrolliert“, teilt Sprecherin Andrea Schulte mit.

Der gesamte Bach werde darüber hinaus im Winterhalbjahr zweimal abgegangen. „Unrat und Müll werden aus Bachbereichen entfernt, allerdings wird Totholz und anderes organisches Material, wenn möglich, im Bach belassen. Totholz gehört nach europäischer Wasserrahmenrichtlinie in ein ökologisch gesundes Fließgewässer.“

Laut Schulte werden die Kontrollen im Sommer und vor angekündigten Starkregenereignissen intensiviert, dann wird auch Totholz entfernt. „Des Weiteren wurde in Kooperation mit der Gemeinde Alfter die Erstellung eines Hochwasserschutzkonzeptes für den Hardtbach in Alfter und Bonn an ein Planungsbüro vergeben“, so Schulte. „Die Arbeiten wurden bereits aufgenommen.“ Darüber hinaus sei das Alarmpegelsystem der Bonner Bäche um einen neuen Standort am Hardtbach erweitert worden, um besser vor steigenden Wasserständen warnen zu können. Ob das genügt? Die Daehnes sind skeptisch.

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