„Die Familie kommt“ im Bonner Pantheon Feinsinnige Wirren um eine Familienfeier

Bonn · Die Vorbereitungen einer Familienfeier stellt das Leben des gastgebenden Ehepaares häufig auf die Probe. Die Facetten zwischen Euphorie und Resignation haben die Bonner Schauspieler Tanja Gottschalk und Alessandro Grossi feinsinnig in „Die Familie kommt“ im Pantheon seziert.

 Gleich kommt die Verwandtschaft: Tanja Gottschalk und Alessandro Grossi in ihren Rollen in der Pantheon-Lounge.

Gleich kommt die Verwandtschaft: Tanja Gottschalk und Alessandro Grossi in ihren Rollen in der Pantheon-Lounge.

Foto: Richard Bongartz

Ach, die lieben Verwandten. Auch deren Besuch zum Geburtstag der Hausherrin hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Bonner Schauspieler Tanja Gottschalk und Alessandro Grossi mussten mehrfach ihr Gastspiel im Pantheon verschieben. Doch Mittwoch war die Gans endlich reif für den Ofen: In der Wohnzimmeratmosphäre der ausverkauften Lounge erlebten die Zuschauer einen feinsinnigen, bisweilen tiefsinnigen Abend irgendwo zwischen Kabarett und Theater.

Der begann im Dunkeln mit dem Ärger über eine endlose Telefonwarteschleife beim Orthopäden. „Es liefen die Vier Jahreszeiten von Vivaldi. Komplett bis zum Winter“, ärgerte sich das Geburtstagskind. Ihr Mann merkte vorsichtig an, dass man mit der Nähe zu Köln durchaus auch noch mit der fünften Jahreszeit rechnen müsse.

Bei den Vorbereitungen zur Feier ließen Gottschalk und Grossi kaum etwas aus, was manchem in längerer Beziehung bekannt vorkommen dürfte: Die Verabredung zum Sex, ungebügelte Servietten und die große Vorfreude auf die Sippschaft: „Vielleicht werden die ja überfahren. Die sind ja schon alle über 35. Da ist man nicht mehr so gut zu Fuß“, so der Hausherr. Die beiden wollten sich besten Schampus und reinen Wein einschenken, Onkel Horst aber nur mit umgefüllten Rotkäppchen-Sekt und Rebensaft aus dem untersten Supermarktregal abfüllen. Alles garniert mit Gesang zum Klavierspiel von Toni Schüller mit Samba-Melodien und hymnischem Piano.

Die stärksten Momente dank ihrer Bühnenerfahrung hatten Gottschalk und Grossi, als sie erklärten, wie sich in fünf Minuten das ganze Leben umkrempeln kann, wenn sie zum Beispiel den Tanga ihrer besten Freundin unterm Bett des Partners findet. Oder er ihr ein zu enges kleines Schwarzes in Größe 36 kauft: Sie hatte schließlich bei ihren Freundinnen mit diesen Maßen geprahlt (und gelogen). Tragisch die Erinnerungen an die Kindheit, als zwei Wochen lang die heißgeliebte Puppe aus der Wiege verschwand, um dann unterm Baum ein neues Kleid zu tragen. Das waren angesichts dieser Kindesentführung dann keine Freudentränen.

 Erst mal Schampus. Gleich kommen die Gäste.

Erst mal Schampus. Gleich kommen die Gäste.

Foto: Richard Bongartz

Von der verbrannten Gans blieben am Ende nur die Füße als Kerzenständer. Auch wenn es Grossi nun erst mal nach Wien verschlägt, würde man die beiden gern noch mal in „Die Familie kommt!“ sehen. Wer weiß, vielleicht beim Geburtstag im nächsten Jahr.

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