Ermittlungen wegen illegalen Schächtungen Schlachthof-Betreiber aus Hürth war als Tiertransporteur in der Eifel aktiv

Bonn · Verbotene Schächtungen und Tierquälereien in einem Schlachthof in Hürth haben im Januar für die Schließung des Unternehmens gesorgt. Und der Beschuldigte agierte in der Eifel als Tiertransporteur.

Der Betreiber und weitere Mitarbeiter am inzwischen stillgelegten Schlachthof in Hürth hatten Tiere gequält.

Der Betreiber und weitere Mitarbeiter am inzwischen stillgelegten Schlachthof in Hürth hatten Tiere gequält.

Foto: Deutsches Tierschutzbüro e.V.

Eklatante Verstöße auf einem Schlachtbetrieb in Hürth, aufgedeckt durch Videoaufnahmen mit versteckten Kameras, ziehen jetzt weitere Kreise. Das Deutsche Tierschutzbüro hatte die Videos veröffentlicht und erhebt weitere Vorwürfe gegen den Betreiber. Das zuständige Veterinäramt im Rhein-Erft-Kreis hatte zuvor mehrfach Hinweise über mögliche Misshandlungen von Tieren erhalten. Die Schlachtlizenz wurde dem Betrieb bislang aber noch nicht entzogen. Das teilte der Kreistag im Rhein-Erft-Kreis jetzt auf Anfrage der SPD-Fraktion mit.

Der Betrieb stand unter engmaschiger Kontrolle, wurde laut Kreistag in den vergangenen zwei Jahren elf Mal unangekündigt kontrolliert. An drei dieser Termine erfolgten auch Schlachtungen. Erst aufgrund der Videos konnte das zuständige Veterinäramt im Nachgang durchgreifen. Die Schließung wurde kurzfristig durch den Entzug der sogenannten Sachkunde erwirkt. Ob dem Betreiber die Schlachtzulassung dauerhaft versagt wird, liegt in der Zuständigkeit des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). „Eine Rückmeldung des LANUV über die Entscheidung des möglichen Entzugs der Zulassung ist bisher nicht erfolgt“, teilte der Kreisrat mit.

Unternehmer ist nur als Tiertransporteur zugelassen

Das Deutsche Tierschutzbüro wies unterdessen Verbindungen des verantwortlichen Unternehmers in den Eifelkreis Bitburg-Prüm nach. Ein Sprecher der Kreisverwaltung bestätigte auf GA-Anfrage: „Der genannte Unternehmer ist wohnhaft in Belgien und hat in der Ortsgemeinde Weinsheim im Eifelkreis Bitburg-Prüm Räumlichkeiten gepachtet.“ Der Mann halte vor Ort weder Tiere, noch habe er die Erlaubnis für einen Viehhandel im Zuständigkeitsbereich der Kreisverwaltung.

Der Mann besitzt jedoch eine EU-weit gültige Erlaubnis für den Transport von Tieren. Diese wurde von der belgischen Veterinärbehörde erteilt. Der frühere Schlachthofbetreiber darf Tiere somit lediglich transportieren. Dieser Punkt ist aus Sicht des Tierschutzbüros brisant, da der Mann auch als Transporteur für eine Viehhandlung im Eifelkreis Bitburg-Prüm tätig ist. Der Vorwurf des Vereinsvorsitzenden Jan Pfeifer lautet an dieser Stelle, dass der Mann ausgerechnet indirekt an Verladungen für das Veterinäramt beteiligt gewesen sein soll. Dies sei zuletzt der Fall am 6. Januar 2023 gewesen. Der Sprecher der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm betont auf Anfrage: „Es kam zu keiner Beauftragung vonseiten unseres Veterinäramtes.“ Zugleich könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Person als Transporteur für eine Viehhandlung vor Ort bei Beschlagnahmungen zugegen sei.

Tierschutzbüro erhebt weitere Vorwürfe

Den Ankauf von Tieren trotz fehlender Erlaubnis wirft ihm das Deutsche Tierschutzbüro ebenfalls vor. Jan Pfeifer lägen entsprechende Rechnungen von Landwirten vor. "Die Rechnungen stammen aus dem Jahr 2022 und zeigen klar einen Ankauf von Tieren durch den Betreiber des Schlachthofes.“ Die Kreisverwaltung in der Eifel bestätigte das bestehende Handelsverbot auf GA-Nachfrage. Ein Versuch der Wiederzulassung scheiterte zuletzt am 9. November 2022. Die Staatsanwaltschaft Köln hat die Ermittlungen aufgenommen.

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