Wissing weiht Azubi-Projekt ein 100 Azubis befestigen nach Flut das Ahrufer neu

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Ein Jahr nach der Flut haben angehende Wasserbauer einen nachhaltig instandgesetzten Uferbereich der Ahr an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler übergeben. Auch die Ministerpräsidentin und der Bundesverkehrsminister waren vor Ort.

 Informieren sich zur Einweihung des fertiggestellten Uferabschnitts in Bad Neuenahr-Ahrweiler bei WSV-Präsident Hans Heinrich Witte (3.v.l.) über das Wiederaufbau-Projekt der Auszubildenden: (v.r.) Wolfgang Treis (Präsident der SGD Nord), Landrätin Cornelia Weigand, Bürgermeister Guido Orthen, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesverkehrsminister Volker Wissing.

Informieren sich zur Einweihung des fertiggestellten Uferabschnitts in Bad Neuenahr-Ahrweiler bei WSV-Präsident Hans Heinrich Witte (3.v.l.) über das Wiederaufbau-Projekt der Auszubildenden: (v.r.) Wolfgang Treis (Präsident der SGD Nord), Landrätin Cornelia Weigand, Bürgermeister Guido Orthen, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesverkehrsminister Volker Wissing.

Foto: Martin Gausmann

100 Lehrlinge der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) haben in den vergangenen rund sieben Monaten im Flutgebiet ganze Arbeit geleistet. Direkt an der Ahr haben die angehenden Wasserbauer nun einen naturnah rekonstruierten Uferabschnitt an die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler übergeben. Dabei waren neben Stadtbürgermeister Guido Orthen (CDU) und Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sowie Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

Dieses Projekt stehe nicht nur exemplarisch für die Hilfsbereitschaft und den Einsatz der Helfer, sondern auch für die nachhaltige Wiederherstellung der Infrastruktur im gesamten Ahrtal, sagte Wissing. „Denn auch 14 Kilometer Schiene, 70 Kilometer Straße und mehr als 100 Brücken werden so wiederaufgebaut, dass sie klimaresilienter und für künftige Extremwetterlagen besser gerüstet sind."

Hochwasserangepasster Wiederaufbau an der Ahr

Für dieses Ziel leisteten die WSV-Azubis von Dezember bis Juli Pionierarbeit im Katastrophengebiet. Für die Auszubildenden war der nachhaltige Wiederaufbau der Ufersicherung zudem Teil ihrer praktischen Ausbildung. Anders als übliche Lehrstücke, die zu Übungszwecken dienen, werden die neuen Uferbefestigungen an der Ahr zwischen Ahrweiler und Walporzheim dauerhaft sein und sollen zum Hochwasserschutz in der Region beitragen.

 Die Nachwuchs-Wasserbauer Kadir Koabiyikoglu (l.) und Max Fuhrmann aus Worms haben am WSV-Projekt im Ahrtal mitgearbeitet.

Die Nachwuchs-Wasserbauer Kadir Koabiyikoglu (l.) und Max Fuhrmann aus Worms haben am WSV-Projekt im Ahrtal mitgearbeitet.

Foto: Martin Gausmann

Das hob auch Bundesverkehrsminister Wissing hervor: „Die Auszubildenden haben eine hervorragende Arbeit mit enormem Mehrwert für die Region geleistet“, sagte er mit Blick auf die zukunftsfeste Ufergestaltung. „Aus dem Projekt haben sie deshalb auch etwas fürs Leben mitgenommen.“

Auch Ministerpräsidentin Dreyer fand ausschließlich anerkennende Worte für die Leistung der Auszubildenden. Das Projekt sei ein tolles Beispiel dafür, wie hochwasserangepasster Wiederaufbau an der Ahr durch tatkräftige Zusammenarbeit und effiziente Kooperation über Gemeinde-, Behörden- und Ländergrenzen hinweg gelingen könne. „Es ist einfach großartig, dass die jungen Leute im Ahrtal so beherzt mitangepackt und den Wiederaufbau unterstützt haben“, sagte die SPD-Politikerin.

Auszubildende sorgen für standfeste Ufersicherung

Auch notwendiges Know-how brachten die Nachwuchs-Wasserbauer mit. Denn bei der nachhaltigen Uferbefestigung im Ahrtal ist erstmals ein ingenieurtechnisches Verfahren zum Einsatz gekommen, das bis dato nur in Norddeutschland praktiziert wurde. Bei dieser Technik werden zwischen Rundholzreihen Weidenruten (Faschinat) befestigt, die dann austreiben. Zudem haben die WSV-Auszubildenden aus ganz Deutschland, die sich gruppenweise im einwöchigen Turnus im Ahrtal die Klinke in die Hand gaben, heimische Gehölze angepflanzt und mit Spezialgeräten die Uferabschnitte und Böschungen gereinigt.

„Für unsere Auszubildenden war der Einsatz im Ahrtal ein herausragendes Projekt. Die jungen Menschen sind fachlich und persönlich über sich hinausgewachsen, indem sie zum Wiederaufbau des Ahrtals beigetragen haben. Es ist ein nachhaltiges Wasserbauprojekt, das jetzt der Region zugutekommt“, sagte Hans-Heinrich Witte, Präsident der WSV-Generaldirektion.

Mit von der Partie waren auch Kadir Koabiyikoglu und Max Fuhrmann aus Worms. „Für uns ist es eine abwechslungsreiche und besondere Gelegenheit gewesen, um die Menschen im Ahrtal nach einer solchen Katastrophe beim Wiederaufbau unterstützen zu können“, sagte der 23-jährige Wasserbauer Koabiyikoglu, der ein eigenes Team anleitete. „Mit meinen Azubis und unseren Geräten haben wir etwa beim Bau einer Betontreppe am Ufer geholfen, haben Gräben ausgehoben oder Saatgut ausgebracht.“ Sein Fazit: „Wir haben den Feinschliff gemacht, damit der Abschnitt nun offiziell eingeweiht werden konnte.“

Fokus auf natürliche Wiederherstellung

Gleich mehrfach war Fuhrmann an der Ahr im Einsatz. „Nach unserer ersten Einsatzwoche wollte unsere Gruppe unbedingt noch einmal an die Ahr, um an dem Projekt zu arbeiten“, sagte der 23-Jährige. „Es war uns wichtig, und es ist wichtig für die Region.“ Mit seinem Team hat Fuhrmann unterschiedliche Ufersicherungen errichtet. „Unter anderem eine Buschkiste, die aus Weidenfaschinat gebaut wird.“ Der Vorteil: Im Gegensatz zu Faschinen aus Totholz treiben diese aus und tragen mit ihrem Wurzelwachstum zur Uferbefestigung bei.

„Das ist ein nachhaltiges Verfahren, später soll das Konstrukt vor Ort anwachsen.“ Auch Steine seien Fuhrmann zufolge für Befestigung des Uferbereichs unabdingbar. „Allerdings lag in diesem Bereich der Fokus eindeutig auf der natürlichen Wiederherstellung. Und das Ergebnis an diesem urbanen Abschnitt der Ahr kann sich durchaus sehen lassen.“

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