Hoffen auf den Frühling Was die Ahrweiler Weinkönigin in der Pandemie macht

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Sie würde so gern das tun, was eine Burgundia normalerweise macht: ihre Stadt repräsentieren. Doch Corona lässt Ruth Simons nicht viel Spielraum für die sonst zahlreichen Termine einer Weinkönigin. Die 26-Jährige erzählt über ihr Amt in Zeiten ohne Veranstaltungen und mit vielen Beschränkungen.

 Burgundia Ruth Simons ist zurzeit vor allem in sozialen Medien unterwegs. Dort zeigt sie Gerichte, die am besten zu Ahrweinen passen und gibt Einblicke in den Burgundia-Alltag.

Burgundia Ruth Simons ist zurzeit vor allem in sozialen Medien unterwegs. Dort zeigt sie Gerichte, die am besten zu Ahrweinen passen und gibt Einblicke in den Burgundia-Alltag.

Foto: Martin Gausmann

Es ist ein spannendes Amt: Fotoshootings und Autogrammstunden abhalten. Von Stadt, Weinfestbesuchern, Karnevalsgesellschaften und Spielmannszügen gefeiert werden. Grußworte sprechen, dabei sein: bei Winzerveranstaltungen und Weinverkostungen, andere Weinköniginnen treffen, und vielleicht sogar mal die Ministerpräsidentin. All das tut eine Weinkönigin normalerweise. Aber dieses Jahr ist leider nichts normal. Ruth Simons ist Bad Neuenahr-Ahrweilers Ahrkönigin und damit Burgundia. Ein Jahr lang ist sie im Amt. Gestartet ist sie am 4. September 2020 und somit mitten in der Pandemie, kurz vor der zweiten Welle.

Die 26-Jährige, die in Bad Bodendorf aufwuchs und in Ahrweiler das Ursulinen-Gymnasium besuchte, lebt mittlerweile in Köln. Seit November 2019 berät sie als Psychologin Eltern verhaltensauffälliger Kinder. Dort, wo sie zur Schule ging, wurde sie an einem Septemberabend im vergangenen Jahr dann zur Burgundia ernannt. „Im Hofgarten des Klosters Calvarienberg war eine besondere Stimmung. Meine Mutter und meine Großmutter standen total aufgeregt am Rand, als ich ernannt wurde, und die Fackelträger des Arbeitskreises den Weg ausleuchteten. Alles zog so unwirklich und schnell an mir vorbei. Natürlich waren deutlich weniger Menschen anwesend als bei einer normalen Ernennung.”

Im November begann dann bekanntlich der zweite Lockdown, welcher nicht mehr viel Spielraum für die sonst zahlreichen Termine einer Weinkönigin bietet. „Bis dahin hatte ich noch ein paar Treffen in abgespeckter Version, mit wenigen Leuten und Mindestabstand, aber dann gar nicht mehr.” Am Karnevalsfreitag gab es eine virtuelle Wein- und Schokoladenprobe mit Volker Danko aus dessen Ahrwein-Shop, bei dem alle zugeschalteten Teilnehmer die Probier-Artikel vorab zugeschickt bekommen hatten.

Darüber hinaus bleiben gerade nur die sozialen Medien als öffentliche Plattformen. Simons postet auf Facebook und Instagram als Burgundia Ahrweiler über Gerichte, die gut zu edlen Tropfen aus dem Ahrtal passen, wirbt dafür, in Corona-Zeiten die lokalen Geschäfte zu unterstützen oder erklärt, wie ein Rebschnitt korrekt abläuft.

„Das erste Mal den Wunsch gehabt, Burgundia zu werden, hatte ich mit sechs Jahren auf der Veranstaltung für Nachwuchsköniginnen”, erinnert sich die 26-Jährige. „Mir gefiel die Vorstellung, dieses schöne Prinzessinnenkleid zu tragen. Seitdem wollte ich Weinkönigin werden. Beworben habe ich mich aber erst 2017. Man bewirbt sich in der Regel immer mit ein paar Jahren Vorlauf, weil das Interesse so groß ist.“

Simons wurde die Verbundenheit zum Wein in die Wiege gelegt. Ihre ganze Familie wurzelt im Weinbau. Der Großvater war Winzer im Nebenerwerb. Nach dessen frühem Tod blieb die Großmutter dem Weinbau treu. Deren Sohn schloss ein Studium als Diplom-Ingenieur Weinbau ab, übernahm mit seiner Schwester die Weingüter der Mutter.

Ruth Simons’ Mutter Ulrike wurde dann selbst Weinkönigin 1984/85. Die Eltern bewirtschaften bis heute mehrere Weinberge in Ahrweiler. Kürzlich berichtete der General-Anzeiger über den Winzer Anton Simons, Ruth Simons’ Vater.

Große Hoffnungen hat Simons, wie wohl alle derzeit, in den bevorstehenden Frühling gesetzt. „Mir fehlt der Kontakt zu den Menschen. Eigentlich lernt man als Weinkönigin so viele kennen. Ich würde so gern das tun, was ich als Burgundia normalerweise tun darf: meine Stadt repräsentieren. Denn das ist etwas sehr Wertvolles.”

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