Naturschutzprojekt Chance 7 Am Rhöndorfer Ulaneneck wächst wieder der Wein

Rhöndorf · Die Mauereidechse fühlt sich schon heimisch, und auch der Wein wächst wieder: In Kooperation des Naturschutzgroßprojektes Chance 7 mit Siebengebirgs-Winzer Felix Pieper ist oberhalb von Rhöndorf ein Stück Kulturlandschaft wieder hergestellt.

 Ralf Badtke von Chance 7 (l.) und Winzer Felix Pieper begutachten den alten neuen Weinberg oberhalb von Rhöndorf. Dort stehen jetzt 600 Rebstöcke.

Ralf Badtke von Chance 7 (l.) und Winzer Felix Pieper begutachten den alten neuen Weinberg oberhalb von Rhöndorf. Dort stehen jetzt 600 Rebstöcke.

Foto: Rhein-Sieg-Kreis

Von der Sonne verwöhnt: Auf den ehemals zugewachsenen Hang zwischen Ziepchensplatz und Ulanendenkmal trifft das zu, gute Voraussetzungen also für den Weinanbau einerseits und seltene Tierarten wie die Mauereidechse und alles, was auf ihrem Speiseplan steht andererseits. Insofern ist das, was dort in den vergangenen Monaten entstanden ist, eine echte Win-win-Situation für die Natur und die Kulturlandschaft. In Kooperation von Chance 7, dem Naturschutzgroßprojekt des Rhein-Sieg-Kreises, und Siebengebirgswinzer Felix Pieper wächst auf dem steilen Stück jetzt wieder Wein.

600 neue Rebstöcke oberhalb Rhöndorfs gesetzt

Jeweils 600 Rebstöcke wurzeln auf dem Areal oberhalb sowie unterhalb der ebenfalls hergestellten Weinbergsmauer, die bedrohten Tierarten wie eben der Mauereidechse Unterschlupf bietet. „Es macht Freude zu sehen, wie beim Ziepchesplatz in Rhöndorf mit der Errichtung von Trockenmauern für einen neuen Weinberg ein Biotop für Mauereidechsen, Schmetterlinge und Wildbienen, und in Zukunft spezielle Weinbergsflora gedeihen“, freute sich Ralf Badtke, Vertreter von Chance 7 beim Amt für Natur- und Umweltschutz des Rhein-Sieg-Kreises, beim Treffen an Ort und Stelle mit Winzer Pieper.

Blick ins Rheintal war zugewachsen

Auf der rund 3000 Quadratmeter großen Fläche war die Nutzung als Weinberg schon vor Jahrzehnten aufgegeben worden. Das Areal, das einer Erbengemeinschaft gehört, wurde sich selbst überlassen und wucherte derart zu, dass auch die Sichtachse zum Ulanendenkmal de facto der Vergangenheit angehörte. Von oben, wo der belebte Wanderweg vorbeiführt, war der Blick auf Rhöndorf und ins Mittelrheintal nicht mehr möglich.

Das Ulaneneck gehört zu einer Reihe von Projekten, mit denen Chance 7 einen sogenannten Offenlandkorridor und Biotopverbund herstellt. Mit den Besitzern gelang es, einen langfristigen Pachtvertrag für Chance 7 auszuhandeln. Dann wurde die Fläche im Winter zunächst von Büschen und Gestrüpp befreit.

In der Mitte des Hangs wurde eine rund 45 Meter lange Trockenmauer aus Grauwacke-Natursteinen errichtet, was zwar die Bewirtschaftung als Weinberg erschwert, aber die Fläche zusätzlich ökologisch aufwertet. „Diese Trockenmauern sind typisch für alte Weinberge, stabilisieren die Hänge und bieten für zahlreiche seltene Tierarten einen Lebensraum. Neben Schmetterlingen und Wildbienen ist es vor allem die Mauereidechse, die in der Umgebung des Drachenfelses noch vorkommt, und jetzt ein neues Biotop, ein sogenanntes Trittsteinbiotop, besiedeln kann“, so Badtke.

Unkrautvernichtungsmittel sind tabu

„Unkrautvernichtungsmittel sind tabu, sodass sich Blühpflanzen und spezielle Weinbergsflora ansiedeln können“, betont Pieper. In Kooperation mit der Biologischen Station werden demnächst einige dieser seltenen Pflanzen eingebracht. Chance 7 hat zum Ziel, die trockenwarmen Lebensräume entlang der Rheinhänge und des Siebengebirges von der Rabenlay auf Bonner Gebiet bis hin zum Menzenberg an der Grenze nach Rheinland-Pfalz über den Offenlandkorridor zu verbinden und so einen Biotopverbund zu schaffen. Seltene Tierarten wie die Mauereidechse, die von Pieper am Ulaneneck jetzt häufig gesichtet wird, können sich so ungehindert am Fuße des Siebengebirges ausbreiten.

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