Ausstellung in Haus Bachem Begegnungen von Angesicht zu Angesicht

Königswinter · Die Künstlerin Gisela Thielmann zeigt ihre Arbeiten noch bis Anfang März im Haus Bachem in Königswinter.

 Anschauen und Zuhören: Künstlerin Gisela Thielmann vor der Beethoven-Plastik in Haus Bachem.

Anschauen und Zuhören: Künstlerin Gisela Thielmann vor der Beethoven-Plastik in Haus Bachem.

Foto: Frank Homann

Oft sind es „Augen-Blicke“, die Menschen besonders fesseln oder berühren, weil die Augen und das Antlitz mehr als alles andere ein Spiegelbild der Seele sind. In ihrer neuen Ausstellung, die am Sonntag im Haus Bachem in Königswinter eröffnet wurde, lädt Künstlerin Gisela Thielmann dazu ein, Menschen und Tieren „von Angesicht zu Angesicht“ zu begegnen, in ihren Gesichtern zu lesen und in „Vier-Augen-Gesprächen“ von den Geschichten zu erfahren, die sie uns zu erzählen haben.

Da ist zum Beispiel die scheue Giraffe - gemalt in Pastellkreide - die ihren Hals zwischen Hochhausreihen emporreckt und mit verwirrtem Blick ins Angesicht unserer modernen Welt schaut; dorthin, wo sie eigentlich so gar nicht hingehört und wo auch kein Platz mehr für sie zu sein scheint.

Modiglianis Lieblingsmotiv

Oder die dreidimensionale Plastik der französischen Malerin Jeanne Hébuterne, letzte Lebensgefährtin und Lieblingsmotiv des Künstlers Amedeo Modigliani. Als der exzessive Alkoholiker 1920 stirbt, nimmt sie sich am Tag darauf mit 21 Jahren hochschwanger das Leben. „Wenn man diesen Kopf betrachtet, die Intensität dieses Blickes wahrnimmt und sich davon berühren lässt, dann begegnet man ihr von Angesicht zu Angesicht“ – so empfindet es zumindest Barbara Baltes, Vorsitzende der Gemeinschaft Königswinterer Künstler, die in die Ausstellung einführte.

Gisela Thielmann, die in Heisterbacherrott lebt, hat Bildhauerei studiert, beschäftigt sich aber auch mit Grafik, Malerei und Drucktechniken verschiedenster Art. Entsprechend vielfältig sind auch die Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind, die aber alle eines gemeinsam haben: Es sind Köpfe, die den Betrachter anschauen und so in eine Interaktion mit ihm treten – ganz gleich, ob sie mit Kreide gemalt, aus Ton geformt, mit Bleistift gezeichnet, aus Linol geschnitten, gedruckt oder radiert sind.

Dialog zwischen Beethoven und einem Teenie

„Immer neugierig und aufgeschlossen, findet die Künstlerin Varianten von Ausdrucksformen, mit denen sie uns begeistert“, so Baltes. So auch der überdimensionale Kopf von Beethoven, gestaltet und geformt aus Acrylharz, Glasfaser und Acrylfarben, der etwas ganz Besonderes zu erzählen hat - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Tatsächlich lädt die im Rahmen eines Crossover-Projekts mit der Bonner Autorin Eva Mayer-Flügge entstandene Plastik nämlich nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Zuhören ein. Während der Besucher Beethovens wilde Haarpracht bewundert, die aus tausenden, aneinander geklebten Stückchen schwarzer Videobänder entstanden ist, kann man der kleinen Audio-Geschichte „Hallo Beethoven, mein Name ist Stella“ lauschen – einem wahrhaft himmlischen Dialog zwischen dem berühmten Komponisten und einem jungen Teenie über Humanismus und die großen Sorgen und Probleme unserer Zeit; einem Dialog, bei dem nicht nur Worte, sondern auch die neunte Sinfonie eine besondere Rolle spielen.

Das Projekt, in dem Kunst und Literatur eine spannende Verbindung eingehen, ist im Rahmen der Kunstpreis-Ausschreibung „Beethoven reloaded“ 2020 entstanden.

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