Schauspiel in Königswinter mit 350 Gästen Kölner Theater inszeniert Beethovens Leben vor der Chorruine Heisterbach

Heisterbach · Das Kölner NN-Theater zeigt das Leben von Ludwig van Beethoven an der Chorruine Heisterbach – jeweils vor ausverkauften Reihen mit 350 Zuschauern.

 Die Chorruine Heisterbach bildet die Kulisse für das Stück „Beethoven - der wilde Atem der Musik“.

Die Chorruine Heisterbach bildet die Kulisse für das Stück „Beethoven - der wilde Atem der Musik“.

Foto: Frank Homann

Tatatataaa! Ausverkauft! Das NN-Theater Köln hatte mit seinem Stück „Beethoven – der wilde Atem der Musik“ bei beiden Open-Air-Aufführungen vor der romantischen Chorruine von Heisterbach „volles Haus“ mit jeweils 350 Besuchern. Ulrich Berres, Kulturbeauftragter der Stadt Königswinter: „Das ist ein Zeichen der Wertschätzung sowohl für den großen Komponisten Beethoven als auch für die NN-Bühne, die sich hier bereits einen Namen gemacht hat.“

Das Publikum war vom Spiel begeistert, quittierte am Schluss die Leistung der Schauspieler und Musiker euphorisch mit Bravo-Rufen. Das Warten auf die Aufführung, die eigentlich auf dem letztjährigen Spielplan zum 250-jährigen Geburtstag Beethovens stand, hatte sich gelohnt. Wie Autor Thomas Köller das Leben des großen Bonners mit Regisseurin Irene Schwarz bühnenreif machte, war hinreißend. Originell und durchaus mit Humor wurden Eigenschaften des Komponisten und Begebenheiten um ihn beleuchtet.

Stück steht in der Tradition des Volkstheaters

„Beethoven, der Rebell, der Freigeist, der freie Künstler – was geht in diesem Kopf vor?“: Diese Frage hatte sich Koller gestellt. Und lässt demzufolge sein Stück in Beethovens Kopf am Tag seiner Beerdigung spielen, aus der Erinnerung treten Szenen seines Lebens hervor. Genial. Das NN-Ensemble ließ auf der Bühne einen Beethoven „für alle“ in der Tradition des Volkstheaters erstehen. Mit Spielfreude und Fantasie widmeten sich die Akteure, Tom Simon, Aron Torka und Aischa-Lina Löbbert, dem Leben dieses Genies – vorzüglich.

Die Kulisse für diese „Bühnen-Biografie“ war ideal, obwohl sparsam. Einige weiße Kästen ließen sich beliebig zum Sarg, zum Klavier oder etwa zur Kutsche stapeln. Und durch einen Gerüstaufbau mit Empore und Stoffschals verfügten die Schauspieler über eine zweite Ebene, die sie gewandt per Leiter ins Geschehen einbezogen.

Da steht gleich zu Beginn der Reporter oben und berichtet von Beethovens Leichenzug. „20.000 Menschen begleiten seinen Sarg.“ Er lenkt den Blick auf Franz Grillparzer, der in seiner Grabrede sagt: „Des Lebens Stacheln hatten tief ihn verwundet.“ Und Beethoven erzählt, wie er in den letzten 193 Jahren „ausgeschlachtet“ wurde. „Zweimal wurde ich wieder ausgebuddelt. Ärzte zerhackten meinen Kopf. Sie wollten wissen, wo in meinem Kopf das Genie sitzt. Ich weiß, hier in meinem Rebellenherz, in ihm wohnt ein Trotzdem – zum Glauben, zum Leben, zum Lieben.“ Und: „Eine Locke wurde neulich für 17.000 Euro versteigert.

Beethoven, der kleine Bonner, der üben musste schon vor Tag und Tau. „Ruhe, wir müssen früh raus“, ruft da der Bäckersnachbar - Beethovens Vater kommt wieder mal spät aus dem Wirtshaus. Und schimpft: „Ludwig, Ludwig, aufstehen, dieser nichtsnutzige Bengel.“ Und was spielt der schon wieder? „Immer das Nutzlose.“

Einblicke in das Leben des Musikers

Mit 17 Jahren zu Mozart auf Studienreise, zurück nach Bonn, Tod der Mutter. Seine Klage: „Ich habe Bonn so satt, wie man es nur satt haben kann.“ Beethoven sitzt in der Kutsche, kommt am Naschmarkt an. Das Wiener Leben empfängt ihn. Und über allem erklingen Töne – diese Musik ist revolutionär. Sie stößt auf Ablehnung, Irritation, aber auch auf Begeisterung, erzeugt Gefühle. Das Publikum - es hält die Ohren zu oder fällt vor Entzücken in Ohnmacht. Und als ein Fürst behauptet, Beethoven sei der zweite Mozart, da entgegnet er: „Nein, ich bin der erste Beethoven.“

Die Frauen waren immer ein Thema. Es kommt Liebe ins Spiel, Briefe werden geschrieben. Beethoven unten am Klavier, die Dame auf der Empore. Köstlich, wie die Antworten hin und her fliegen durch reine Armbewegung oder durch den reitenden Boten, der auf die Bühne galoppiert und „Depesche“ ruft oder auch die gurrende Brieftaube. Was auch die Briefe sagten, wie oft Beethoven enttäuscht wurde, die Zuschauer hatten bei diesen Szenen teils Lachtränen in den Augen. Zumal sie vor der Pause noch per Post aus Königswinter“ belehrt wurden, die Plätze nur über die Seiten zu verlassen, Corona eben. Ein großes Thema war auch die Taubheit des Genies. Und seine letzten Worte: „Mit Freuden eile ich dem Tod entgegen“ beschlossen einen feinen Theaterabend - Beethoven, auch auf der Theaterbühne außergewöhnlich.

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