Neue Heimat in Königswinter Ukrainerin sagt mit Kunstwerk Dankeschön für Gastfreundschaft

Rauschendorf · Anastasiia Afanasieva aus der Ukraine lebt jetzt in Königswinterer Ortsteil Rauschendorf. Als Dankeschön für die hiesige Gastfreundschaft gestaltete die Kunststudentin eine Bank auf dem Platz der Generationen in Rauschendorf künstlerisch um.

 Anastasiia Afanasieva aus der Ukraine, die jetzt in Rauschendorf lebt, hat diese Ruhebank in dem Königswinterer Höhenort künstlerisch gestaltet, um für die Gastfreundschaft zu danken.

Anastasiia Afanasieva aus der Ukraine, die jetzt in Rauschendorf lebt, hat diese Ruhebank in dem Königswinterer Höhenort künstlerisch gestaltet, um für die Gastfreundschaft zu danken.

Foto: Frank Homann

Seit 2014 lädt in Rauschendorf der „Platz der Generationen“ zum Verweilen ein. Vereine aus dem Dorf legten eine Multifunktionsfläche und einen Bouleplatz hinter der alten Schule an. Es wurden auch Ruhebänke aufgestellt. Eine ist blau, eine andere in Schwarz-Rot-Gold gestrichen. Und nun ist eine weitere Bank sogar künstlerisch gestaltet. Es ist das Dankeschön von Anastasiia Afanasieva, einer jungen Frau aus der Ukraine, an ihre Gastgeber in Königswinter.

Wer auf dem Platz eine Pause einlegen möchte, findet deshalb nun sogar eine „Bank mit Wappen“ vor, dem Rauschendorfer Wappen, das vor einigen Jahren kreiert wurde. Markant darauf ist die Abbildung der Donatuskapelle. Sieben Laubblätter, ein aufgerolltes Pergamentblatt und ein Wellenbalken ergänzen das Emblem, das von Anastasiia Afanasieva akkurat mit „spitzem Pinsel“ aufgetragen wurde. „Ich mag die Kapelle“, berichtet sie im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

18-jährige Studentin möchte Dankeschön sagen

Zunächst hatte die 18-Jährige mehrere Entwürfe angefertigt. Dagmar Ziegner, die Vorsitzende des Bürgervereins Rauschendorf, die mehreren Flüchtlingen aus der Ukraine eine Unterkunft gibt, hatte sie auf die Idee gebracht und war dann auch behilflich, das passende Konzept auszuwählen. Die Sitzfläche ist nun in Schwarz-Weiß gehalten, die Rückenlehne komplett weiß, so dass ein guter Kontrast zum Wappen entstand. Freihändig hatte Anastasiia das Emblem mit dünnem Pinsel aufgetragen, jede Linie sitzt.

„Ich habe schon als Kind gerne gemalt.“ Die junge Dame kommt aus Lesnoe, einem Ort bei Charkiw. Afanasieva war im ersten Jahr ihres Kunststudiums in Charkiw, als der Krieg ausbrach. Mit Mutter und Freundin Milena (19) verließ sie ihre Heimat im Osten der Ukraine. Ihr Auto verloren sie auf der Flucht. Von Polen fuhren sie mit dem Zug nach Deutschland, nach Bonn.

Ihren Hund „Abu“ ließ Anastasiia beim Bruder in Kiew zurück. Er ist Musiker, wie auch der Vater und ein weiterer Bruder, die beide auf Schiffen in den USA unter Vertrag stehen, der Vater als Bandleader, der Bruder in der Technik.

Ob ihr Haus noch steht, weiß Anastasiis Afanasieva nicht

Anastasiis Afanasieva denkt oft an ihr Dorf. Häuser wurden zerbombt, Menschen verletzt, vielleicht auch getötet. „Ob unser Haus noch steht, weiß ich nicht.“ Über Social Media versucht die junge Frau, Informationen zu erhalten. Sie weiß nicht, wie viele Bewohner noch dort geblieben sind. Mit dem Bruder in Kiew telefoniert sie.

„Ich weine viel. Für meine Mutter und mich ist das großer Stress. Wir leben hier in Frieden, aber Freunde sind in der Ukraine, wir hatten indes die Chance, zu gehen.“ Mit Milena wohnt sie in Hartenberg, ihre Mutter, eine Immobilienmaklerin, ist in Bonn untergekommen. „Die Menschen hier helfen uns sehr“, sagt die 18-Jährige.

Ab Oktober Gaststudentin an der Universität Köln

Ratschläge erhielt Anastasiia auch für ihr Weiterkommen. Sie wird ab Oktober Gaststudentin an der Uni Köln sein. Ihr Wunsch ist es, in Deutschland ihr ganzes Kunststudium zu absolvieren. In Charkiw hatte sie sich bisher der traditionellen Kunst gewidmet, aber auch der digitalen Kunst – die ist ihr Favorit. Und Deutsch will sie lernen.

Manchmal schrickt Anastasiia aber auch hier im Rheinland zusammen – wenn Flugzeuge am Himmel sind, „dann ist es wie in der Ukraine“, dann hat sie Angst.

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