Pläne für Rheinquerung Wie die neue „Brücke von Remagen“ aussehen soll

Erpel/Remagen · Die „Brücke von Remagen“ könnte bald wieder neu gebaut werden – als Fußgänger- und Radfahrerbrücke. Eine Machbarkeitsstudie verleiht der Idee jetzt kräftigen Rückenwind. Doch es gibt noch einen großen Haken.

Wie hier zu „Rhein in Flammen“ entsteht die frühere Ludendorff-Brücke – auf unserem Foto von Erpel aus nach Remagen gesehen – aus starken Lichtstrahlen neu. Eine Fußgänger- und Radfahrerquerung über den Rhein soll genau an jener Stelle gebaut werden.

Wie hier zu „Rhein in Flammen“ entsteht die frühere Ludendorff-Brücke – auf unserem Foto von Erpel aus nach Remagen gesehen – aus starken Lichtstrahlen neu. Eine Fußgänger- und Radfahrerquerung über den Rhein soll genau an jener Stelle gebaut werden.

Foto: Frank Homann

Auf einer Länge von 44 Kilometern suchen Erholungssuchende wie Einheimische vergebens danach: Es gibt keine Rheinbrücke zwischen der Bundesstadt Bonn und der rheinland-pfälzischen Kreisstadt Neuwied. Wer den Rhein queren möchte, ist auf eine der eher wenigen Fährverbindungen angewiesen. Dass diese nicht rund um die Uhr fahren und zudem – wie während der vergangenen Dürrewochen allzu augenscheinlich – vom Wasserstand des Rheinstroms abhängig sind, ist sattsam bekannt. Um nicht Autos oder Lastwagen, sondern ausschließlich Radfahrern und Fußgängern eine Querungshilfe über den Fluss zu ermöglichen, haben die Stadt Remagen, die Verbandsgemeinde Unkel und die Ortsgemeinde Erpel vor etwa vier Jahren die Idee entwickelt, eine neue „Brücke von Remagen“ zu erstellen – allerdings ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger.

Über den genauen Standort dieser Rheinquerung mussten die drei Kommunen nicht lange sinnieren: Sie soll just an jener Stelle entstehen, an der bis zum 17. März 1945 die 325 Meter lange Ludendorff-Brücke stand – eine Eisenbahnbrücke, die das Rheinland mit der Eifel verband. „Auch die neue ‚Brücke von Remagen‘ misst 325 Meter“, berichtete Sonja Klewitz, Fachbereichsleiterin Infrastruktur und Bauwesen bei der Verbandsgemeinde Unkel, während der Vorstellung einer Machbarkeitsstudie für das Projekt.

 Die neue „Brücke von Remagen“ wollen Marc Bors (v. l.), Günter Hirzmann, Karsten Fehr, Björn Ingendahl und Sonja Klewitz auf den Weg bringen.

Die neue „Brücke von Remagen“ wollen Marc Bors (v. l.), Günter Hirzmann, Karsten Fehr, Björn Ingendahl und Sonja Klewitz auf den Weg bringen.

Foto: Mario Quadt

325 Meter lange Hängebrücke spannt sich über den Rhein

Geplant ist eine Hängebrücke, da für diese Konstruktion keine Brückenpfeiler in den Rhein gebaut werden müssen. Auf beiden Seiten entstehen rund 40 Meter hohe Brückenpylone, die helfen, die Spannung zu tragen und die in ihrer Anmutung an Stimmgabeln erinnern.

Die „reinen Baukosten“, so Klewitz, liegen bei rund 22 Millionen Euro. Dazuzurechnen wären noch die Kosten für die gleichzeitige Sanierung der bisherigen Brückenköpfe auf beiden Seiten des Rheins sowie die Planungskosten. „Die Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass es keine K.o.-Kriterien gibt, die gegen die Brücke sprechen“, sagte Karsten Fehr, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Unkel. In Auftrag gegeben hatte das Gutachten die Region „Mitten am Rhein“, ein Zusammenschluss von elf Kommunen am Mittelrhein.

Die Rheinbrücken zwischen Bonn und Neuwied sowie die beabsichtigte Fußgänger- und Radfahrerbrücke zwischen Remagen und Erpel.

Die Rheinbrücken zwischen Bonn und Neuwied sowie die beabsichtigte Fußgänger- und Radfahrerbrücke zwischen Remagen und Erpel.

Foto: Grafik: GA

Machtvollen Rückenwind erhielt die Idee der neuen Rheinquerung schon im Juni 2020: 91 Prozent der Teilnehmer einer Onlinebefragung würden eine Brücke für Radfahrer und Fußgänger zwischen Remagen und Erpel befürworten und bewerten das ambitionierte Vorhaben durchweg als positiv, hieß es in der von der Koblenzer University of Applied Sciences konzipierten und durchgeführten sowie analysierten Studie, die die Stadt Remagen, die Verbandsgemeinde Unkel und die Ortsgemeinde Erpel in Auftrag gegeben hatten. 3521 Bürger nahmen an der Studie teil – 1282 aus der Remagen, 1335 aus Unkel.

91 Prozent Zustimmung für die Brücke bei Online-Bürgerbefragung

Die Befragten erwarten laut Studie nicht nur allgemein Vorteile für die Kommunen und die Region im Ganzen, sondern sie geben auch vielfach an, die Brücke konkret nutzen zu wollen – etwa zum Besuch von Freunden, Verwandten, Freizeitmöglichkeiten und Geschäften auf der anderen Rheinseite.

Über 60 Prozent wollten ihre Autofahrten reduzieren, wenn die Brücke erst einmal steht. Somit leiste die Brücke einen wichtigen Beitrag zu einer klimafreundlichen und nachhaltigen Mobilität, heißt es von Koblenzer Universität. Positiv sei auch der dauerhafte Erhalt der noch vorhandenen Brückenköpfe der Brücke – auf beiden Seiten des Rheins.

Zu den wenigen geäußerten Vorbehalten gegen das Projekt gehört die Forderung, dass die Kosten im Rahmen bleiben sollen. Ebenso müsse die Anbindung in Bezug auf Verkehr, Parkplätze und Barrierefreiheit auch im Interesse der Anwohner gut durchdacht sein, berichten die Koblenzer Wissenschaftler.

Neue Rheinbrücke kostet 22 Millionen Euro

Der Haken an der Idee: Es gibt noch niemanden, der sie finanziert. „Aus unseren kommunalen Haushalten sind weder der Bau noch die Unterhaltung der Brücke möglich“, räumte Björn Ingendahl, Bürgermeister der Stadt Remagen, ein. Von Anfang war darum der Blick auf Fördermittel von EU, Bund und Land der Königsweg, um das Tourismus- und Mobilitätsprojekt zu realisieren. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir keine Brücke für Autos wollen. Wir befinden uns inmitten der Mobilitätswende“, so Ingendahl.

Als nächsten Schritt auf diesem Weg zur Realisierung ist nun der Gang nach Mainz geplant: Die drei Kommunalchefs wollen mit Daniela Schmitt (FDP), Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, über die finanzielle Machbarkeit sprechen. „Wir wissen, dass die Ministerin ein Fan des Radverkehrs ist“, so Ingendahl. Auch an das Bundesverkehrsministerium wollen die Bürgermeister aus Unkel, Erpel und Remagen herantreten. Einen realistischen Zeitrahmen zur Realisierung des Brückenbaus gebe es noch nicht.

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