Corona setzt Bürgerwerkstatt zu Hennefer Verein Machwerk befürchtet Insolvenz

HENNEF · Fehlende Veranstaltungen, weniger Besucher, wegbrechende Fördergelder: Corona macht dem Verein, der Technologie, Wissen und Handwerk für jedermann bietet, das Leben schwer. Ein Konzept für die zukünftige Ausrichtung soll helfen.

 Vereinsmitglied Chris Hohm am Laser-Cutter des Machwerks.

Vereinsmitglied Chris Hohm am Laser-Cutter des Machwerks.

Foto: Ingo Eisner

Eine offene Bürgerwerkstatt, in der Technologie, Wissen und Handwerk für jedermann verfügbar gemacht wird – das ist das Machwerk, das als Verein mit insgesamt 20 Mitgliedern vor zwei Jahren gegründet wurde. Ob 3-D-Drucker, Lasercutter, Elektronikwerkstatt, Drehbank oder eine Stickmaschine – das Machwerk bietet interessierten Menschen reichlich Möglichkeiten, sich mit verschiedenen Dingen zu beschäftigen. „Wir nennen es Maker Space und verstehen uns als Schnittstelle zwischen Digitalisierung und Handwerk“, sagt Chris Hohm, Vorstandsmitglied des Vereins.

Nun droht dem Machwerk laut Hohm allerdings das finanzielle Aus, da sich coronabedingt immer weniger Menschen im Machwerk aufhalten dürfen und sich auf die Schnelle auch keine neuen Sponsoren finden lassen. „Vor Corona hatten wir viele Veranstaltungen mit Besuchern, von denen dann auch einige dem Verein beitraten. Uns ist aber seit März im Prinzip die Grundlage für unsere ehrenamtliche Tätigkeit entzogen. Wir dümpeln dahin und wissen nicht, wie es weitergehen soll“, so Hohm. „So wie es derzeit ausschaut, werden wir wohl Ende Dezember den Weg in die Insolvenz antreten müssen.“

Landesfördermittel ermöglichten Anschaffungen

Mit Landesfördermitteln über 35.000 Euro hatte das Machwerk laut Hohm die zahlreichen Gerätschaften wie die 3-D-Drucker anschaffen können. Und mit der Stadt Hennef hatte man sich ein starkes Fördermitglied ins Boot geholt, das mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 30.000 Euro für die Jahre 2019/2020 dafür sorgte, dass der Verein arbeiten konnte.

 Seine Räume hat der Verein auf dem Chronos-Areal in Hennef.

Seine Räume hat der Verein auf dem Chronos-Areal in Hennef.

Foto: Ingo Eisner

Es wurden neue Räumlichkeiten im zentral gelegenen Chronos-Areal bezogen. Eine Kooperation, die das Machwerk im Januar 2019 mit der VHS-Rhein-Sieg schloss, beinhaltete laut Hohm nur eine auf ein Jahr befristete finanzielle Unterstützung von 500 Euro pro Monat, die im Januar 2020 auslief. Trotzdem lief weiterhin alles gut – bis Corona kam. „Die Stadt unterstützt uns, aber vom Land Nordrhein-Westfalen sind keine weiteren Fördermittel zu erwarten“, sagte Hohm.

Stadt senkt jährlichen Förderbeitrag

Rund 2000 Euro monatlich muss der Verein in Miete plus Nebenkosten für die angemieteten Räume investieren. Für die insgesamt 180 Quadratmeter Fläche, die das Machwerk nutzt, angemessen, findet Hohm. „Es gibt hier gewerblich genutzte Flächen in direkter Nähe, da sind die Mieten doppelt so hoch“. Die Stadt Hennef hat als Fördermitglied bereits viel für den Verein getan. Indes hat sie bereits angekündigt, dass der Förderbeitrag von 15.000 Euro ab 2021 auf 5000 Euro pro Jahr gesenkt wird.

„Die Stadt hilft als Fördermitglied ja bereits, weil wir die Projekte und das hohe Engagement des Machwerks für wichtig halten“, sagt der Beigeordnete Martin Herkt auf Anfrage. „Aber aus Gründen der Gleichbehandlung mit anderen Vereinen können wir die Mietkosten nicht dauerhaft sicherstellen. Wir werden den Verein weiter intensiv unterstützen, aber die laufenden Kosten muss er auf absehbare Zeit aus eigener Kraft aufbringen“, so der Beigeordnete weiter. Natürlich sieht Herkt auch, dass der Verein wegen der Corona-Pandemie seine Angebote und das für die Finanzierung notwendige Mitgliederwachstum nicht realisieren konnte, zumal die Räume unter Pandemiebedingungen nur sehr eingeschränkt nutzbar sind. Die Miete sei für die Lage sicherlich angemessen, aber in Relation zur Anzahl der Vereinsmitglieder zu hoch.

Machwerk soll Konzept erarbeiten

Stadt und Machwerk haben laut Herkt vereinbart, dass der Verein ein Konzept für seine künftige Ausrichtung und Entwicklung im Bereich der Digitalisierung unter Einbeziehung von ansässigen Unternehmen erarbeitet. Zur Umsetzung dieses Konzeptes hat die Stadt dem Verein angeboten, die Verwaltungsräume der Brinkmannhalle an der Reutherstraße zu nutzen. „Dieses Konzept wird dann im Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaft und Tourismus sowie im Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss Anfang 2021 im Hinblick auf die weitere finanzielle Unterstützung beraten. Ich werde aber bereits den Rat während der Sitzung am 21. Dezember informieren. Mit den 5000 Euro Fördermitteln der Stadt ist der Verein aber erst einmal bis März abgesichert“, sagt Herkt.

Hohm bemüht sich derzeit weiterhin, mit Hennefer Unternehmen in Kontakt zu treten, die das Machwerk unterstützen und wird zudem einen Spendenaufruf im Internetportal betterplace.org starten. Zwar freut er sich über das Engagement der Stadt, hält den Vorschlag mit den Räumen an der Reutherstraße aber nicht für zielführend. „Zur Reutherstraße fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel. Wir haben aber ein niederschwelliges Angebot, das für jeden erreichbar sein sollte und einen Mietvertrag über vier Jahre, den wir erfüllen möchten“, sagt er.

Das von der Stadt gewünschte Konzept wird das Machwerk erarbeiten und weiterhin alles daransetzen, dass der innovative Verein erhalten bleibt. „Ob wir es durchhalten, ist allerdings fraglich“, fürchtet Hohm.

Wer das Machwerk unterstützen möchte, kann sich unter kontakt@machwerk-hennef.de an den Verein wenden.

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