Preisverleihung beim Siegburger Komponistenwettbewerb Humperdincks unvollendetes Streichtrio als Keimzelle

Siegburg · Der Siegburger Kompositionswettbewerb stand im Todesjahr von Engelbert Humperdinck, ganz im Zeichen des Kompinisten: Es galt eine unvollendet gebliebene kurze Skizze Humperdincks für auszuarbeiten und zu vollenden. Beim Preisträgerkonzert waren die Werke in Uraufführung zu hören.

 Preisverleihung: Christian Ubber (v.l.), Vorjahressieger David Kühn, Susanne Haase-Mühlbauer, Martin Lennartz, Stefan Rosemann, Bettina Höger-Loesch, Corinna Engelhardt-Nowitzki und Michael Pietsch.

Preisverleihung: Christian Ubber (v.l.), Vorjahressieger David Kühn, Susanne Haase-Mühlbauer, Martin Lennartz, Stefan Rosemann, Bettina Höger-Loesch, Corinna Engelhardt-Nowitzki und Michael Pietsch.

Foto: Paul Kieras

Im vergangenen Jahr hat es coronabedingt keine Preisverleihung des Siegburger Kompositionswettbewerbs geben können. Deswegen hatte David Kühn seine Urkunde nur mit der Post erhalten. Seinen verdienten Applaus konnte sich der Siegburger Tonsatz-Student nun zusammen mit den diesjährigen Preisträgern im Siegburger Stadtmuseum abholen. Mit einem interessierten Publikum lauschte er dann den Ergebnissen des Wettbewerbs.

Die wurden während der Urkundenvergabe durch Bürgermeister Stefan Rosemann und die Vorsitzende der Humperdinck-Freunde Siegburg, Susanne Haase-Mühlbauerr, von ihren Komponisten erklärt und von drei jungen Musikstudenten uraufgeführt. Mireia Coma Casellas (Violine), Luca de Falco (Violoncello) und Daria Vasileva (Klavier) waren eigens aus Luzern angereist, um die vier außergewöhnlichen Kompositionen unter Berücksichtigung der 3G-Regeln bei einem Live-Konzert uraufzuführen.

Der 33. Siegburger Kompositionswettbewerb stand im Todesjahr des in Siegburg geborenen Komponisten Engelbert Humperdinck (1854-1921) unter einem Thema mit hochwertigem Lokalbezug. Aus seinem Nachlass sind einige nicht vollendete Skizzen überliefert. Christian Ubber, Leiter der Engelbert Humperdinck-Musikwerkstatt, stellte die aus 45 Takten bestehende Skizze zu einem Streichtrio vor, das es weiterzuentwickeln, weiterzudenken oder kompositorisch zu hinterfragen galt.

„Wie die Teilnehmer mit der Skizze zu arbeiten hatten, wollten wir nicht vorgeben“, sagte Ubber. „Es war viel spannender zu sehen, dass sich jeder Beitrag eigenständig mit Humperdinck auseinandersetzte.“

Unterschiedlicher kompositorischer Denkansatz

Wie unterschiedlich der kompositorische Denkansatz dabei sein konnte, bewiesen etwa die Jury-Beurteilungen der beiden Erstplazierten. Bei Otto Fischers „Klaviertrio G-Dur“ war es die „sinnvolle und kreative Fortsetzung der Skizze Humperdincks“. Bei Paul Deiningers „Ausbruch aus dem Schatten“ die „Verquickung mit neuem Soundpotential“. Beide Erstplazierten konnten nicht anwesend sein. Zur Uraufführung seines Klaviertrios wird der 90-jährige Otto Fischer jedoch voraussichtlich am 10.November ins Stadtmuseum kommen.

Die Skizze Humperdincks ist datiert auf das Jahr 1877, wurde also in Studentenzeiten komponiert, lange bevor die Märchenoper „Hänsel und Gretel“ ihm einen Welterfolg bescherte. Die harmonische Faszination, die den vorgegebenen 45 Takten innewohnt, hatte offensichtlich alle Teilnehmer gepackt. Martin Lennartz (62) erklärte, wie sehr ihn die Humperdinck-Takte inspiriert hatten und warum für ihn nur eine Liedform in Frage kam. Der Kölner Komponist erhielt für seine im Sinne Humperdincks weiter empfundene, poetische Komposition einen dritten Preis.

Viele melodische Spuren Humperdincks

Corinna Engelhardt-Novitzki (55) wurde für ihre drei Variationen über Motive aus der unvollendeten Skizze mit dem zweiten Preis ausgezeichnet. Aus dem österreichischen Steier war die Professorin für „Industrial Engeneering“ angereist und damit nicht die einzige Österreicherin. Aus Wien kam Michael Pietsch (48). Der Bauingenier erhielt ebenfalls einen zweiten Preis. „Man sollte Humperdinck immer an den Anfang setzen“, schwärmte er. „Mit seinen Anfangsgedanken kam für mich alles ganz spielerisch in Fluss“.

Den Sonderpreis der Humperdinck-Freunde erhielt Bettina Höger-Loesch (53) aus Friedrichsdorf bei Bad Homburg für ihr „Klaviertrio“, das sie mit harmonischer Farbenvielfalt und vielen melodischen „Spuren“ Humperdincks bereicherte. Dezente Anklänge an Humperdincks „Maurische Rhapsody“ und ein geschickt eingeflochtenes „Abendsegen“-Zitat spannten hier einen klangvollen Bogen bis zu einer modernen Tango-Milonga.

(ga)
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