Tag des offenen Denkmals Außergewöhnliche Erscheinungen in Siegburg

Siegburg · Die Untere Denkmalbehörde Siegburg widmet sich am Tag des offenen Denkmals zwei Gotteshäusern, die nach 1945 entstanden sind.

 Die Herz-Jesu-Kapelle soll noch in diesem Jahr in die Siegburger Denkmalliste aufgenommen werden.

Die Herz-Jesu-Kapelle soll noch in diesem Jahr in die Siegburger Denkmalliste aufgenommen werden.

Foto: Ingo Eisner

Neuere Bauwerke, die nach 1945 entstanden sind und unter Denkmalschutz stehen, erfahren oft nicht die gleiche Wertschätzung wie ältere Denkmäler. Dabei gibt es etliche Beispiele für ansprechende Architektur aus dieser Zeit.

Viele Gotteshäuser, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden, stehen im Rheinland, davon einige in der Kreisstadt Siegburg. So wurden beispielsweise die Herz-Jesu-Kapelle am Siegburger Krankenhaus von Harald Deilmann und die Kirche Sankt Elisabeth im Siegburger Stadtteil Deichhaus von Josef Bernard entworfen, beides namhafte Architekten ihrer Zeit.

Motto „Sein und Schein“

Am Tag des offenen Denkmals beschäftigte sich die Untere Denkmalbehörde Siegburg genau mit diesen beiden Kirchen. Zunächst hielt Petra Lohmann, Professorin für Architekturtheorie an der Universität Siegen, am Sonntag im Stadtmuseum einen interessanten Vortrag, bei dem sie den Charakter der Nachkriegsarchitektur anhand dieser beiden Gotteshäuser beleuchtete. Danach besuchte sie gemeinsam mit den Gästen die Herz-Jesu-Kapelle am Siegburger Krankenhaus.

Abwechslungsreiche Einblicke in die Welt der Denkmäler bieten will der bundesweite Tag des offenen Denkmals, der in diesem Jahr unter dem Motto „Sein und Schein – in Geschichte, Architektur und Denkmalpflege“ stand.

Neue Kapelle entstand in den 1960er Jahren

Dabei sollte es auch um Denkmäler gehen, die auf den ersten Blick scheinbar nicht viel hermachen, aber auf den zweiten Blick eine außergewöhnliche Erscheinung sind. So wie die Herz-Jesu-Kapelle am Siegburger Krankenhaus, deren Geschichte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht, als die ursprüngliche Klinik an der Ringstraße entstand.

Nachdem die Altbauten der Klinik sowie die ursprüngliche Kapelle Mitte der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts abgerissen wurden, entstand mit dem Neubau auch die neue Kapelle neben der Klinik, die von Harald Deilmann entworfen und 1966 eingeweiht wurde.

Glockenturm wurde nicht realisiert

Der Hauptbau zeigt vier regelmäßig gestaltete Seiten mit flachen Giebeln und wird von einem gefalteten, flachen Rhombendach überdeckt. Harald Deilmann hatte ursprünglich mittels Verwendung gleicher Materialien für den Außenbau optisch eine Verbindung zwischen Klinik und Kapelle hergestellt. Diese Einheit ist aber in den vergangenen Jahren durch die umfassende Fassadensanierung der Klinik verlorengegangen. Der ursprünglich vorgesehene Glockenturm wurde nicht realisiert.

Der Kapellenbau ermöglichte auf Ebene der Orgelempore durch zwei fensterlose brückenartige Verbindungsgänge den unmittelbaren Zutritt zum eigentlichen Krankenhausgebäude im Norden sowie zu einem östlich gelegenen Trakt. Die Herz-Jesu-Kapelle soll noch in diesem Jahr in die Siegburger Denkmalliste aufgenommen werden.

Kirche Sankt Elisabeth ist denkmalgeschützt

Die Kirche Sankt Elisabeth im Stadtteil Deichhaus, die nach einer Bauzeit von nur einem Jahr 1959 von Josef Kardinal Frings geweiht wurde, ist bereits denkmalgeschützt. Der Kölner Architekt Josef Bernard, der die Fertigstellung nicht mehr erlebte und in der Tradition des Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm stand, verzichtete bei seinen Entwürfen für das Gotteshaus bewusst auf außergewöhnliche Formenexperimente.

Stattdessen entstand ein klarer, einfacher Kirchenbau, der mit seinen roten Ziegeln, den Fenstern des Glaskünstlers Paul Weigmann sowie den Arbeiten des Bildhauers Heinz Gernot, der das Taufbecken, den Altar und den Kirchturmshahn erschuf, einzigartig ist. „Mit diesem Spätwerk erschuf Bernard einen Ort der unpathetischen Frömmigkeit“, sagte Petra Lohmann.

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