Humperdinck-Jubiläum in Siegburg Mit Humperdinck durch das Jahr

Siegburg · Er ist weltweit als Komponist hoch geschätzt, in Deutschland aber nur wenig beachtet: Engelbert Humperdinck. 100 Jahre nach dem Tod des Siegburgers wollen die Humperdinck-Freunde das ändern. Ihr Kreativ-Kalender bringt den Musiker und seine Zeit Monat für Monat näher.

 Humperdinck blickt über die Schulter von Verleger Franz König (v.l.) und Susanne Haase-Mühlbauer, die den Kreativ-Kalender vorstellen.

Humperdinck blickt über die Schulter von Verleger Franz König (v.l.) und Susanne Haase-Mühlbauer, die den Kreativ-Kalender vorstellen.

Foto: Nadine Quadt

Dass sie Engelbert Humperdinck 100 Jahre nach seinem Tod in seiner Heimatstadt Siegburg in besonderem Maße ehren wollen – das stand für die Humperdinck-Freunde Siegburg stets außer Frage. Doch die Corona-Pandemie machte ihnen einen Strich durch die Rechnung und die Planung eines Festprogramms immens schwer. „Wie berühren wir die Menschen ohne die Gefahr einer Ansteckung?“, umschreibt Susanne Haase-Mühlbauer, Vorsitzende der Humperdinck-Freunde, die große Herausforderung, der sie und ihre Mitstreiter sich stellen mussten. Und die sie mit einem von ihr entwickelten Kreativ-Kalender schließlich gemeistert haben. Der ist pünktlich zum Geburtstag des Komponisten erschienen, der am 1. September 1854 in Siegburg zur Welt kam.

„Es hat Spaß gemacht, sich dem Menschen und Musiker Humperdinck noch einmal völlig unvoreingenommen zu nähern“, sagt Haase-Mühlbauer. Wichtig war ihr, den Komponisten und seine Bedeutung für die Musikwelt auf eine eher unkonventionelle Weise und auch für Nicht-Musiker verständlich herauszuarbeiten. Insbesondere an Familien und Kinder sei der Kalender adressiert. So verteilt der Rhein-Sieg-Kreis, der ebenso wie die Siegburgerin Irene Pigulla das Werk finanziell unterstützt hat, nun rund 500 Exemplare an die Grundschulen im Rhein-Sieg-Kreis.

Haase-Mühlbauer bezeichnet Humperdinck als den berühmten „Propheten im eigenen Land“: Weltweit rangiere seine Märchenoper Hänsel und Gretel ganz oben auf den Spielplänen der bekannten Opernhäuser, direkt nach Mozarts Zauberflöte. „In Deutschland ist er hingegen weniger beachtet“, sagt die Vorsitzende der Humperdinck-Freunde. Auch das will sie mit ihrem Kalender ändern. 100 Jahre nach dem Tod des am 27. September 1921 gestorbenen Komponisten nimmt sie die Betrachter mit auf eine Spurensuche in seiner Heimatstadt Siegburg. Zeigt auf, wo er lebte, stellt seine Visionen vor, mit denen er seiner Zeit teils weit voraus war, und rückt den Menschen in den Vordergrund. In zwölf Schritten gehen die Betrachter mit dem Komponisten durch das Jahr, lesen über ihn, hören seine Musik, rätseln, musizieren selbst und kommen ihm dabei Monat für Monat näher.

Impulse für eine spielerische Auseinandersetzung

Die Kalenderblätter liefern auf der Vorderseite Informationen rund um den Komponisten und die Zeit, in der er lebte. Auf den Rückseiten gibt es Impulse, sich spielerisch und kreativ mit ihm auseinanderzusetzen. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob Humperdinck selbst auch ein Fan war, ehe er Idol seiner Schüler wurde. „Als glühender Verehrer reiste er Richard Wagner hinterher“, verrät Susanne Haase-Mühlbauer und nennt mit Kurt Weill und Friedrich Hollaender zwei von Humperdincks Meisterschülern, die später selbst berühmt wurden.

Die Bedeutung der Glocken für Humperdinck greift sie im Februar auf – und lässt ihre Leser selbst zum Glockenspiel greifen und eins von Humperdincks Werken spielen und erraten. Ein Musikerlebnis bietet der Kalender im Übrigen auch. So trägt jeder Monat seinen eigenen QR-Code, der den Weg hin zum Videoclip eines Humperdinck-Werkes öffnet. Die Clips haben das Holzbläser-Quintett der Kölner Musikhochschule und Musiker der Kölner Opernkiste eigens für den Kalender eingespielt. Der Siegburger Musikschulleiter Hans-Peter Herkenhöhner hat die bekannten und auch weniger bekannten Stücke zusammen mit Stefan Mosemann, dem Leiter der Kölner Opernkiste, ausgewählt.

Vermittlung von Werten

Es geht Susanne Haase-Mühlbauer in ihrem Kalender allerdings um mehr als ein interaktives Humperdinck-Erlebnis. „Wir möchten auch Werte vermitteln“, erklärt sie. „Und Jugendliche ermutigen, auf sich selbst zu hören und einen eigenen Weg zu finden – so, wie es Humperdinck auch getan hat.“

Der Kreativ-Kalender „Engelbert-Humperdinck“ kostet 14,80 Euro und ist im Buchhandel erhältlich. Den Reinerlös nutzen die Humperdinck-Freunde, um weitere Projekte der Jugendförderung in Siegburg und der Region umzusetzen.

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